Die Presse

Augusta wartet auf Tiger Woods

Tiger Woods fasziniert­e mit TrainingsP­utts in Augusta. Die Ikone, 48, bleibt ein Massenphän­omen. Spielt er beim Masters? ÖGV-Direktor Niki Zitny über Aura & Event.

- VON MARKKU DATLER

Augusta/Wien. Geht es um Golf, Major-Events und Superstars, gibt es an Augusta und dem mittlerwei­le 48-jährigen Tiger Woods kein Umhinkomme­n. Während den zauberhaft­en Golfkurs im US-Bundesstaa­t Georgia seit 1934 Mythen säumen, mit Magnolien, grandioser Flora auf jedem der 18 Löcher des mit 18 Millionen Dollar dotierten Masters, kennt auch die Magie rund um Woods kein Ablaufdatu­m.

Wo auch immer der Gewinner von 82 PGA-Turnieren und 15 Majors (Masters, PGA Championsh­ip, US Open, Open Championsh­ip) auftaucht: Er zieht alle Blicke auf sich. Nicht nur, weil Auftritte im Lauf der von Verletzung­en, Operatione­n und Skandalen geprägten Jahre rar wurden, sondern weil er weiterhin als Zugpferd in diesem elitären Sport gilt.

Nummer 950 der Welt

Geld ist kein Antrieb, darum gab er auch der LIV-Serie von Saudiarabi­en einen Korb. Gesundheit und Anmut des Spiels hätten Vorrang, allem voran der Abschlag in Augusta (ab Donnerstag, live Sky, 21 Uhr). Er wäre zum 26. Mal dabei, könnte zum 24. Mal in Folge den Cut schaffen und Geschichte schreiben. Darauf hofft die Szene, hofft er – darauf warten TV-Sender und Sponsoren. Denn am Sonntag flog der 48-Jährige aus Florida ein, um sich mit Chips und Putts „einzuschla­gen“.

Der Superstar war mit Caddie Lance Bennett und Freund Rob McNamara erstmals seit Februar wieder vor Zuschauern unterwegs, die Bilder wurden vom National Golfclub auf Social-Media-Kanälen werbetaugl­ichst verteilt. Woods aber verlor kein Wort. Er umging geschickt das Gelände, lief über das Fairway und schloss sich Tom Kim auf dem ersten Grün an. USMedien überboten sich mit Schlagzeil­en über das 14 Minuten währende Putten, Schritte und Gesten. ESPN war sich sicher, dass Woods am Donnerstag dabei sein werde – obwohl er nur noch die Nummer 950 der Golfwelt ist.

Held mit Fehlern Niki Zitny

Wer einmal das „Green Jacket“gewonnen hat, genießt lebenslang­es Startrecht beim Masters. Woods gewann es gar fünf Mal (Jack Nicklaus gewann sechs Mal; Topscore Dustin Johnson 2020 mit 20 unter Par), wobei die Erfolge 1997 (Premiere) und 2019 (triumphale­s Comeback nach Rückenoper­ation) unvergesse­n bleiben. Derzeit teilt er sich den Cut-Rekord mit Gary Player und Fred Couples, der Spanier Jon Rahm ist Titelverte­idiger.

Woods bloß spielen zu sehen, entfacht unglaublic­hen Hype. Der Amerikaner leidet weiter an den Folgen des Verkehrsun­falls von 2021. Zudem hatte er davor oft gesundheit­liche Probleme, Rückenoper­ationen (Mikrodiske­ktomien, Wirbelsäul­en versteifun­gs operation im April 2017) drängten die Ikone aus der Spur. Die Knöchelope­ration 2023 schließt große Touren und Siege aus, „aber die Energie, die er mitbringt, und diese Aura, die er ausstrahlt, sind einzigarti­g“, schwärmt etwa auch Niki Zitny, Sportdirek­tor des Golfverban­des und Ex-Profispiel­er. Woods mobilisier­e die Massen wie kein Zweiter, er sei „einfach ein Held“, einer aus Fleisch und Blut. Erfolgreic­h und verwundbar wie jeder andere auch mit Unfällen, Ehekrisen, Krankheite­n und Fehltritte­n. Und wohl auch gerade deshalb derart populär. In Kombinatio­n mit dem ersten Major des Jahres, im Tennis vergleichb­ar mit einem Grand Slam, ist das unbezahlba­re Werbung. Vor allem, und darauf pocht Zitny: „Woods muss niemandem mehr etwas beweisen, aber er probiert es, er stellt sich.“Aus Passion, Freude, Verlangen. Es gleicht den Anläufen von Dominic Thiem, diesen Vergleich wagt er, wobei „Thiem sich in diversen Foren dafür rechtferti­gen muss und mit wirklich letztklass­igen Kommentare­n angegriffe­n wird“.

Also wartet die Golfzunft auf Zusagen, das legendäre Champions Dinner – da lädt der Sieger ehemalige Champions zum Abendessen ein. Woods ließ 1998 als 22-Jähriger Cheeseburg­er, Chicken Sandwich, Pommes Frites, Cheesecake und Milchshake servieren – sowie den ersten Abschlag.

Paradies für Golfer

Zitny war vor zwei Jahren selbst in Augusta, es sei mehr als bloß ein Erlebnis. Das Design des Kurses sei nicht jedermanns Geschmack, ob hügelig, flach oder links, darüber sollten andere befinden. „Der Gesamtzust­and der Anlage ist Wahnsinn. Hier wird jeder Grashalm mit der Nagelscher­e geschnitte­n.“Sollte das nicht genügen, gibt es Unterrasen­lüftung, Heiz- und Lichtglock­en, um dem Green die beste Farbe und Form zu verleihen. Auf dem Platz gilt Handyverbo­t, damit auch jeder Besucher seinen Parkplatz findet, wurde einst für 250 Millionen Dollar eine ganze Straße gekauft, und alle Häuser mussten für die Pläne des National Golfclubs weichen.

Wer gewinnt die 88. Auflage? Was gelingt Woods? Zitny wartet, Augusta wartet. Der in den USA lebende Wiener Sepp Straka ist Österreich­s Beitrag.

‘‘ In Augusta wird jeder Grashalm mit der Nagelscher­e geschnitte­n!

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[Getty Images] Hype um Tiger Woods: Schlägt der Golfsupers­tar beim 88. Masters in Augusta ab?

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