MotoGP: Fahrplan in die Zukunft
Was auf die MotorradWeltmeisterschaft zukommt, wenn die Formel-1-Besitzer auch hier das Steuer übernehmen.
Madrid/Wien. Man kann von den Entwicklungen der Formel 1 seit der Übernahme durch Liberty Media (2016 und 2017) halten, was man will, eines steht jedoch fest: die Motorsport-Königsklasse hat in den letzten Jahren einen enormen wirtschaftlichen Aufstieg hingelegt. Die Einnahmen schossen in die Höhe, ebenso stiegen die Zuschauerzahlen an den Rennstrecken. Ähnliches erhofft sich nun auch die Motorrad-Weltmeisterschaft.
Denn Anfang April hat das US-Unternehmen Liberty Media mitgeteilt, für rund 3,9 Milliarden Euro auch die MotoGP zu übernehmen. Genauer gesagt: 86 Prozent der Anteile von Dorna, einem spanischen Unternehmen, das seit 1992 die Rechte hält. Die restlichen 14 Prozent bleiben beim derzeitigen MotoGP-Management – und deren Geschäftsführer, Carmelo Ezpeleta, würde demnach weiter in leitender Funktion erhalten bleiben.
Die Suche nach Fans
Ezpeleta zeigt sich jedenfalls euphorisch, wenn es um die Zukunft der Rennserie geht. „Der Einstieg von Liberty bedeutet, dass wir den Sport für unser Publikum öffnen, eine neue Art von Fans zu diesem Sport bringen und auch in der Lage sind, unseren bestehenden Fans
ein besseres Erlebnis zu bieten“, sagte er im Podcast der spanischen Schwesterplattform von Motorsport.com. In der Formel 1 haben die wohl bald neuen Eigentümer (noch sind Zustimmungen diverser Wettbewerbs- und Finanzbehörden nötig; die Übernahme soll voraussichtlich bis Ende 2024 abgeschlossen sein) Derartiges definitiv geschafft. Initiativen an der Rennstrecke und vor allem eine neue mediale Aufbereitung – etwa auf Social Media oder durch die extrem
erfolgreiche Doku-Reihe „Drive to Survive“– haben für Publikumszuwachs gesorgt.
„Wir haben in der Formel 1 gesehen, dass die Monetarisierung einfacher wurde, als wir die Fanbasis vergrößert haben. Weil unsere Partner, seien es TV-Partner, seien es Promotion-Partner oder Sponsoren, mehr und mehr auf Aktivierung achten“, stellte Liberty-Boss Greg Maffei in einem Investorencall bezüglich der MotoGP-Pläne klar. Schließlich muss sein börsenotiertes Unternehmen Gewinn erwirtschaften. Dennoch hielt Maffei fest: „Wir haben nicht vor, diesen Sport zu verändern.“
Sehr wohl aber die Auswahl der Rennstrecken. Eine bereits angekündigte Neugestaltung des Kalenders soll nicht in Form einer Aufstockung passieren (die aktuelle Saison mit ursprünglich 22 geplanten Rennen war von den Teams bereits heftig kritisiert worden), jedoch werde man „den Fokus darauflegen, einen besseren Mix an weltweiten Austragungsorten zu haben“, erklärte Maffei. Wobei – wie schon in der Formel 1 – der USamerikanische Markt in den Fokus rückt. Mit Austin, wo am kommenden Sonntag (21 Uhr, ServusTV, live) der insgesamt dritte Grand Prix des Jahres steigt, gibt es aktuell einen US-Veranstalter. Zum Vergleich: In Spanien sind es vier. Spielberg in Österreich verfügt über einen bis inklusive 2025 gültigen Vertrag.
VIPs im Vorteil
Warum trotz aller Ankündigungen von einer Öffnung der MotoGP im Sinn der Fans bei manchen Zuschauern die Alarmglocken schrillen? Das VIP-Angebot an den Strecken soll massiv ausgebaut werden. „In diesem Bereich sehen wir zukünftig großes Wachstumspotenzial“, erklärte Dorna-Chef Ezpeleta. Inwiefern sich das auf Ticketpreise für Otto Normalverbraucher auswirkt, wird sich weisen.
In sportlicher Hinsicht stellt die MotoGP jedenfalls schon jetzt die Weichen für noch mehr (oder besser: wieder mehr) Spektakel auf dem Asphalt. 2027 tritt ein neues technisches Reglement in Kraft, dessen Änderungen Ezpeleta als „signifikant“bezeichnet hat. So sollen die Motorräder bezüglich Aerodynamik und Devices abgerüstet werden. Beide Komponenten haben in der jüngsten Vergangenheit sowohl das Hinterherfahren als auch das Überholen erschwert.