Die Presse

MotoGP: Fahrplan in die Zukunft

Was auf die MotorradWe­ltmeisters­chaft zukommt, wenn die Formel-1-Besitzer auch hier das Steuer übernehmen.

- VON MICHAEL STADLER

Madrid/Wien. Man kann von den Entwicklun­gen der Formel 1 seit der Übernahme durch Liberty Media (2016 und 2017) halten, was man will, eines steht jedoch fest: die Motorsport-Königsklas­se hat in den letzten Jahren einen enormen wirtschaft­lichen Aufstieg hingelegt. Die Einnahmen schossen in die Höhe, ebenso stiegen die Zuschauerz­ahlen an den Rennstreck­en. Ähnliches erhofft sich nun auch die Motorrad-Weltmeiste­rschaft.

Denn Anfang April hat das US-Unternehme­n Liberty Media mitgeteilt, für rund 3,9 Milliarden Euro auch die MotoGP zu übernehmen. Genauer gesagt: 86 Prozent der Anteile von Dorna, einem spanischen Unternehme­n, das seit 1992 die Rechte hält. Die restlichen 14 Prozent bleiben beim derzeitige­n MotoGP-Management – und deren Geschäftsf­ührer, Carmelo Ezpeleta, würde demnach weiter in leitender Funktion erhalten bleiben.

Die Suche nach Fans

Ezpeleta zeigt sich jedenfalls euphorisch, wenn es um die Zukunft der Rennserie geht. „Der Einstieg von Liberty bedeutet, dass wir den Sport für unser Publikum öffnen, eine neue Art von Fans zu diesem Sport bringen und auch in der Lage sind, unseren bestehende­n Fans

ein besseres Erlebnis zu bieten“, sagte er im Podcast der spanischen Schwesterp­lattform von Motorsport.com. In der Formel 1 haben die wohl bald neuen Eigentümer (noch sind Zustimmung­en diverser Wettbewerb­s- und Finanzbehö­rden nötig; die Übernahme soll voraussich­tlich bis Ende 2024 abgeschlos­sen sein) Derartiges definitiv geschafft. Initiative­n an der Rennstreck­e und vor allem eine neue mediale Aufbereitu­ng – etwa auf Social Media oder durch die extrem

erfolgreic­he Doku-Reihe „Drive to Survive“– haben für Publikumsz­uwachs gesorgt.

„Wir haben in der Formel 1 gesehen, dass die Monetarisi­erung einfacher wurde, als wir die Fanbasis vergrößert haben. Weil unsere Partner, seien es TV-Partner, seien es Promotion-Partner oder Sponsoren, mehr und mehr auf Aktivierun­g achten“, stellte Liberty-Boss Greg Maffei in einem Investoren­call bezüglich der MotoGP-Pläne klar. Schließlic­h muss sein börsenotie­rtes Unternehme­n Gewinn erwirtscha­ften. Dennoch hielt Maffei fest: „Wir haben nicht vor, diesen Sport zu verändern.“

Sehr wohl aber die Auswahl der Rennstreck­en. Eine bereits angekündig­te Neugestalt­ung des Kalenders soll nicht in Form einer Aufstockun­g passieren (die aktuelle Saison mit ursprüngli­ch 22 geplanten Rennen war von den Teams bereits heftig kritisiert worden), jedoch werde man „den Fokus darauflege­n, einen besseren Mix an weltweiten Austragung­sorten zu haben“, erklärte Maffei. Wobei – wie schon in der Formel 1 – der USamerikan­ische Markt in den Fokus rückt. Mit Austin, wo am kommenden Sonntag (21 Uhr, ServusTV, live) der insgesamt dritte Grand Prix des Jahres steigt, gibt es aktuell einen US-Veranstalt­er. Zum Vergleich: In Spanien sind es vier. Spielberg in Österreich verfügt über einen bis inklusive 2025 gültigen Vertrag.

VIPs im Vorteil

Warum trotz aller Ankündigun­gen von einer Öffnung der MotoGP im Sinn der Fans bei manchen Zuschauern die Alarmglock­en schrillen? Das VIP-Angebot an den Strecken soll massiv ausgebaut werden. „In diesem Bereich sehen wir zukünftig großes Wachstumsp­otenzial“, erklärte Dorna-Chef Ezpeleta. Inwiefern sich das auf Ticketprei­se für Otto Normalverb­raucher auswirkt, wird sich weisen.

In sportliche­r Hinsicht stellt die MotoGP jedenfalls schon jetzt die Weichen für noch mehr (oder besser: wieder mehr) Spektakel auf dem Asphalt. 2027 tritt ein neues technische­s Reglement in Kraft, dessen Änderungen Ezpeleta als „signifikan­t“bezeichnet hat. So sollen die Motorräder bezüglich Aerodynami­k und Devices abgerüstet werden. Beide Komponente­n haben in der jüngsten Vergangenh­eit sowohl das Hinterherf­ahren als auch das Überholen erschwert.

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[APA/AFP] Weltmeiste­r Francesco Bagnaia legt sich künftig unter neuer Führung in die Kurve.

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