Wer Fitness sagt, meint auch Anpassung
Die Causa ORF-Vorturner reizt auch zum Grübeln über die Geschichte des Wortes Fitness.
Wie heißt Ihr Fitnessgerät? Diese diskrete Frage können manche mit „Darwin“beantworten, es gibt tatsächlich eine Firma namens „Darwin Fitness“, die Hantelbänke, Ergometer etc. herstellt. „This fits well“, werden Briten dazu sagen: Das passt gut. Denn nicht nur studierte Biologen verbinden das Wort Fitness (auch) mit Darwin.
Naturgemäß verwendete dieser in seiner „Origin of Species“oft das seit dem Mittelenglischen bekannte Adjektiv „fit“(in der Bedeutung „geeignet“, „angepasst“) und zweimal das Substantiv Fitness (etwa für einen Vogelschnabel, der zum Sieben geeignet sei). Die berühmte Wendung „Survival of the Fittest“nahm er aber erst in der fünften Auflage auf – und schrieb sie korrekt Herbert Spencer zu, einem frühen Verfechter seiner Evolutionstheorie. Beide meinten damit, dass Individuen umso eher überleben – und sich (und damit ihre Eigenschaften) umso besser fortpflanzen –, je fitter, also je angepasster sie sind.
Angepasst an wen oder was? An die jeweilige Umwelt. Wenn es in dieser auf Klugheit ankommt, sind die Klugen im Vorteil; wenn Kraft zählt, punkten die Muskulösen. Wenn die Wikipedia Fitness als „Vermögen, im Alltag leistungsfähig zu sein und Belastungen eher standzuhalten“definiert, fasst sie beides zusammen, Ausdauer dazu. Im britischen Slang kann fit so viel wie unser „fesch“bedeuten. Man kann sich natürlich auch an medienpolitische Machtverhältnisse anpassen, etwa wenn man einen Politiker mit Einfluss auf den ORF kennt und gern eine Sendung dort hätte.
Oft wird aber die Wortbedeutung auf physische Fitness eingeschränkt, das ist wohl ein Grund dafür, dass die Häufigkeit laut Online-Wörterbuch etymonline.com um 1980 kräftig anstieg und seither auf hohem Niveau bleibt. Als frühe Influencerin in dieser Causa kennt man Jane Fonda, eher vergessen ist der Schweizer Kunstturner Jakob Günthard, der schon 1974 in der Sendung „Fit mit Jack“aktiv war. Über Turnübungen Darwins ist uns nichts bekannt, immerhin soll er dreimal am Tag spazieren gegangen sein. Das Philipp Jelinek zu empfehlen, würde wohl als boshaft verstanden.