Hier dürfen sogar Frauen Fußball spielen!
„Hamed und Sharifa“in der Kammeroper will Geschlechterrollen hinterfragen. Unterhaltsam, aber sehr brav.
Mit „Hamed und Sharifa“hat Komponist Zad Moultaka ein altes Märchen aus Vorderasien via Andrea Gronemeyers Theaterstück und einem Hauch Shakespeare („Wie es euch gefällt“) zur unterhaltsamen Kinderoper verwandelt. In der Kammeroper, gefüllt bis unters Dach mit Jung und Alt, wurde dieses attraktiv-kurze Werk bei seiner Österreich-Premiere von drei charmanten Burschen in pastellfarbenen Pyjamas gegeben: Tobias Hechler, Johannes Bamberger und Timothy Connor sorgten auf der Bühne für Kurzweil und Lacher, während das Musikerquintett mit Holzblasinstrumenten und allerlei Schlagwerk unter Dirigent Grilli Pollheimer hübsch Krach machte. Es wurde seinem Namen, „Ensemble TaWumm!“, durchaus gerecht.
Die Musik ist, selbst für die Stunde Spielzeit (eine Länge, die nicht nur Kinderopern guttäte!), etwas monoton, aber erfrischend passend zur menschlichen Stimme geschrieben. Das Libretto von Ina Karr und Anselm Dalferth will spielerisch die Geschlechterrollen hinterfragen: Der von seiner Frau enttäuschte König Hamed (der in Höhe wie Tiefe flexible Countertenor Hechler) besingt ein utopisches Idyll einer frauenlosen Gesellschaft und, trotz erster Zweifel (wer räumt dann auf, wer stopft die Hosen?), wirft er alles Weibliche, bis auf seine Mutter, aus dem Land.
Am Ende wird brav geheiratet
Das aber klappt hinten und vorn nicht. Die von einem Mann gespielte, einen Mann spielende Prinzessin Sherifa (Bariton Timothy Connor) schleicht sich ins Land und lässt sich, weil eben kein stereotypes Weibchen, partout nicht entlarven. Hamed wundert sich derweil ob seiner romantischen Gefühle diesem „Mann“gegenüber. Der stellt sich dann aber glücklicherweise als Frau heraus und es wird brav geheiratet. Die einstige Königsgattin und (unschuldige) Auslöserin der Krise hat sich derweil und praktischerweise in Wohlgefallen aufgelöst. Und so ist doch alles ganz furchtbar normal, harmlos, und ein bisschen eindimensional. Die Moral von der Geschichte, zugespitzt formuliert: Auch Männer dürfen pinke Hemden tragen und Frauen Fußball spielen. Soweit waren wir zwar schon, aber nette Unterhaltung ist das alles in allem doch.