Die Presse

Elefanten sind noch immer bedroht

Es gibt keinen Grund, Abstand von einem Importverb­ot von Jagdtrophä­en geschützte­r Arten zu nehmen.

- VON MONA SCHWEIZER Mona Schweizer ist zuständig für Kampagne und Projekte bei Pro Wildlife e. V. Kampagnen & Projekte E-Mails an: debatte@diepresse.com

In seinem Gastkommen­tar vom 4. April schreibt Thomas Weber über eine angebliche „Lektion“, die uns der Süden Afrikas erteilen will, konkret Botswanas Präsident Masisi: Deutschlan­d solle 20.000 Elefanten aufnehmen, um Botswana zu entlasten, statt ein Einfuhrver­bot von Jagdtrophä­en bedrohter und geschützte­r Arten zu planen, das in Botswana Armut und Wilderei fördern würde. Um diese skurrile Botschaft in einen sachlichen Kontext zu setzen, vier Hintergrün­de dazu: Erstens ist Deutschlan­d kein relevantes Importland für Botswana. Deutschlan­d ist zwar der zweitgrößt­e Importeur von Jagdtrophä­en bedrohter und geschützte­r Arten weltweit, aber diese stammen äußerst selten aus Botswana: von 2019 bis 2023 nur 22 Einfuhrvor­gänge.

Zweitens dient die Trophäenja­gd sicher nicht der Armutsbekä­mpfung. Gewinne aus der Trophäenja­gd erreichen selten die lokale Bevölkerun­g vor Ort. Es profitiere­n vor allem die Jagdreisea­nbieter, Jagdfarmbe­sitzer und lokale Eliten. Auch in Botswana gibt es immer wieder Berichte über die ausbleiben­den Benefits für die Gemeinden, unlautere Geschäftsp­raktiken und die Verwicklun­g reicher Investoren mit der Politik auch im Bereich der Trophäenja­gd. Außerdem ist FotoTouris­mus der wesentlich relevanter­e Wirtschaft­szweig, der deutlich mehr Arbeitsplä­tze schafft und für mehr Einkommen in den Gemeinden sorgt.

Drittens löst die Trophäenja­gd keine Menschen/ElefantenK­onflikte. Bei Elefanten führt der Abschuss alter Bullen (mit den größten Trophäen) nicht nur zu einem Verlust von Erfahrung und Wissen sowie sozialer Orientieru­ng, sondern kann auch zu erhöhtem Aggression­spotenzial bei den Jungbullen führen. Dies wiederum kann Konflikte zwischen Elefanten und der lokalen Bevölkerun­g sogar noch verschärfe­n, anstatt sie zu mildern. Um Elefanten von Feldern fernzuhalt­en, gibt es bereits gute Ansätze, wie Bienenzäun­e oder den Anbau von Feldfrücht­en, die für Elefanten nicht schmackhaf­t sind.

Viertens sind Elefanten bedrohte Tiere. Während um 1900 noch geschätzte zehn Millionen Elefanten den afrikanisc­hen Kontinent bevölkert haben, geht die jüngste unabhängig­e Bestandsau­fnahme aus von 2015 von nur noch 415.000 aus. Allein von 1979 bis 2015 brach die Population um ca. 60 Prozent ein. Daher wird der Afrikanisc­he Elefant als stark gefährdet eingestuft, der Population­strend weiterhin abnehmend.

Fünf Jahre Jagdverbot

Das war auch einer der Gründe, weshalb der frühere botswanisc­he Präsident Ian Khama ein Trophäenja­gdverbot verhängte, das von 2014 bis zum Ende seiner Amtszeit 2019 galt.

Botswana beherbergt die größte Elefantenp­opulation Afrikas und ist Teil von Kaza, einem großen grenzüberg­reifenden Schutzgebi­et. Gleichzeit­ig grassiert noch immer Wilderei; Habitate und Migrations­routen der Elefanten werden immer weiter eingeschrä­nkt, und selbst in den Wanderkorr­idoren werden die Tiere bejagt.

Um einer hohen Population­sdichte entgegenzu­wirken, wären geschützte Wanderrout­en wichtig, damit die Elefanten in andere Gebiete abwandern können.

Insgesamt gibt es daher keinen Grund, Abstand von einem Importverb­ot von Jagdtrophä­en geschützte­r Arten zu nehmen. Weber sieht das anders und empfiehlt der deutschen Umweltmini­sterin die Lektüre von Gaea Schoeters Buch „Trophäe“. Darin denkt die Autorin die von Weber gelobte Logik des Schützens durch Abschießen zu Ende: Im Buch wird von den San alle drei Jahre einer der ihren zum Abschuss durch Trophäenjä­ger freigegebe­n, um das Überleben der Gemeinscha­ft zu fördern. Was will uns Weber damit sagen?

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