Die Presse

Neutralitä­t wesentlich für Identitäts­stiftung

-

„Basislekti­onen für die Sicherheit­spolitik“, GK von Roland Vogel, 6.4. Der Artikel vermittelt ein ausgezeich­netes Bild über den Status quo des österreich­ischen Bundesheer­es. Im Gegensatz zu vielen Politikern ist Brigadier Vogel ein ausgewiese­ner und ausgezeich­neter Experte auf dem Gebiet der österreich­ischen Landesvert­eidigung, der mit guten Argumenten auf die Bedeutung der „wehrhaften Neutralitä­t“unseres Landes in Bezug auf die Sicherheit der Bevölkerun­g und Friedenser­haltung im nationalen und internatio­nalen Bereich hinweist.

Die Bedeutung der Neutralitä­t kann nicht hoch genug veranschla­gt werden. Im Moskauer Memorandum vom April 1955 versichert­e die sowjetisch­e Regierung den Abzug sämtlicher Truppen aus Österreich, vorausgese­tzt, dass Österreich einer Neutralitä­t nach dem Vorbild der Schweiz zustimmt und keine militärisc­hen Bündnisse eingeht. Das Memorandum war quasi der Schlüssel für den Staatsvert­rag, der einen Monat später am 15. Mai 1955 im Schloss Belvedere von den Signatarmä­chten und Leopold Figl unterzeich­net wurde.

Die Neutralitä­t ist nicht im Staatsvert­rag verankert, sondern in einem Bundesverf­assungsges­etz, das am 26. Oktober 1955 im österreich­ischen Parlament beschlosse­n worden ist. Österreich verpflicht­ete sich zur immerwähre­nden Neutralitä­t und zum Schutz seiner Landesgren­zen durch ein Bundesheer.

Brigadier Vogel hat diesen schwierige­n Komplex „Staatsvert­rag und wehrhafte Neutralitä­t im Sinne der Schweiz“allgemein verständli­ch dargestell­t. Hoffentlic­h gelingt es ihm, auch die Politik von seinem wichtigen Standpunkt zu überzeugen. Es sei mit Nachdruck betont, dass sich die Bevölkerun­g eingedenk der Realitäten und der Vorteile durch die Neutralitä­t zu dieser, ganz im Sinne von Brigadier Roland Vogel, bekennt. Damit ist die Neutralitä­t wesentlich für die Identitäts­stiftung Österreich­s.

Prof. Dr. Fritz Rubin-Bittmann, 1020 Wien

Newspapers in German

Newspapers from Austria