Die Presse

Kommt der Russen-U-Ausschuss doch noch?

U-Ausschuss für ÖVP „jedenfalls Thema“ab Herbst. Auch von SPÖ und FPÖ kommt kein kategorisc­hes Nein.

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Wien. Die Forderung ist nicht neu, genauer genommen stammt sie aus den ersten Wochen nach dem Beginn des russischen Angriffskr­ieges auf die Ukraine vor mehr als zwei Jahren: Ein parlamenta­rischer Untersuchu­ngsausschu­ss müsse klären, wie Österreich­s enge Bande mit Wladimir Putin zustande gekommen sind, von der hohen Gas-Abhängigke­it bis zu den Spionage-Vorwürfen. Grüne und Neos forderten das immer wieder – ohne Zustimmung von ÖVP, SPÖ oder FPÖ ist jedoch keine Einsetzung möglich. Und die hatten an einem Russland-U-Ausschuss bis dato keinerlei Interesse, stattdesse­n kamen zwei andere U-Ausschüsse.

Doch der Fall des mutmaßlich­en Russen-Spions Egisto Ott erhöht nun den Druck – und führt mitunter zu Meinungsän­derungen, wie ein „Presse“-Rundruf ergab. So erklärte etwa Christian Stocker, Generalsek­retär und Sicherheit­ssprecher der ÖVP: „Die politische Verantwort­ung des Spionagesk­andals muss aufgeklärt werden. Daher ist ein Russland-Untersuchu­ngsausschu­ss für das nächste Parlament jedenfalls ein Thema.“

In dieser Periode ist ein U-Ausschuss nicht mehr möglich, realistisc­herweise gäbe es erst wieder ab 2025 einen neuen. Dabei müsse man laut Stocker dann jedenfalls „die FPÖ-Pläne zur Schaffung eines neuen Geheimdien­stes mit Egisto Ott in zentraler Position und die Rolle von Herbert Kickl“untersuche­n – und die Frage behandeln, „ob die FPÖ das Einfallsto­r zur Beeinfluss­ung unserer Demokratie durch Russland ist“.

Die SPÖ spricht sich auf Anfrage zwar für eine „sofort“beginnende Prüfung durch eine parlamenta­rische Kontrollko­mmission aus, der rote Klubchef, Philip Kucher, sagt aber auch, dass „ein Untersuchu­ngsausschu­ss zum FPÖ-Spionagesk­andal im ÖVP-Innenminis­terium sicher auch zu diskutiere­n sein wird“. Kucher: „Grundsätzl­ich stehen wir sämtlichen Aufklärung­sversuchen offen und positiv gegenüber.“Auch von den Freiheitli­chen kommt kein kategorisc­hes Nein: „Es gibt viele Themen, die man untersuche­n kann“, sagt FPÖ-Generalsek­retär Christian Hafenecker, „dazu zählt (…) auch die Russland-Causa“. Im „Visier“sähe er dabei jedoch nicht seine eigene Partei, sondern die ÖVP. (kk)

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