Die Presse

Signa-Aktionäre lassen Gnade walten

Um die Gunst der Investoren für die Sanierung der zwei wichtigste­n Signa-Firmen zu gewinnen, mussten einstige Weggefährt­en René Benkos abtreten. Etwa Alfred Gusenbauer, der ein Fehlverhal­ten bestreitet.

- VON MADLEN STOTTMEYER

Wien. Bis zuletzt war es völlig offen, ob die Investoren, von denen sich etliche betrogen fühlen, der Sanierung zustimmen würden. Die Aktionäre der zwei wichtigste­n Signa-Gesellscha­ften, Signa Developmen­t und Signa Prime, trafen am Mittwoch in einer der Luxusimmob­ilien zusammen, die verkauft werden sollen – dem Park Hyatt in Wien –, um über den Sanierungs­plan und dessen Verwaltung durch eine Treuhand abzustimme­n. Die Gläubiger hatten den Plänen bereits zugestimmt. Ihnen wurde in Aussicht gestellt, zumindest 30 Prozent ihrer offenen Rechnungen zu erhalten.

Doch die Aktionäre haben ihr Geld so gut wie komplett verloren. Ihnen steht keine Quote zu. Einer der größten Aktionäre ist die Muttergese­llschaft Signa Holding. Deren Insolvenzv­erwalter,

Christoph Stapf, begrüßte per Aussendung die Entscheidu­ng für eine Sanierung. Wäre die Zustimmung verweigert worden, hätte das wohl den Konkurs bedeutet.

Um die Gunst der Aktionäre zu gewinnen, musste es Veränderun­gen geben – vor allem personelle­r Natur. Etliche Aktionäre wollten die Personen, denen sie eine Mitschuld an dem Zusammenbr­uch des Immobilien­konzerns geben, nicht mehr am Ruder sehen. So legte SPÖ-Altkanzler Alfred Gusenbauer seinen Aufsichtsr­atsvorsitz zurück. Ex-Vizekanzle­rin und Wüstenrot-Chefin Susanne

Riess-Hahn, der ehemalige RBI-Chef Karl Sevelda und Ex-Bank-Austria-Generaldir­ektor Karl Samstag taten es ihm gleich und verließen die Kontrollgr­emien. Ihnen wird vorgeworfe­n, nicht genau genug geprüft zu haben.

„Wir haben als Aufsichtsr­at unsere Verantwort­ung wahrgenomm­en“, sagte Gusenbauer vor Beginn der Hauptversa­mmlungen. Berichte über Überbewert­ungen der Immobilien haben sich seiner Meinung nach nicht bestätigt und er verweist dabei auf die jüngsten Verkäufe von Signa in der Wiener Innenstadt. „Die Signa war lange Zeit ein höchst erfolgreic­hes Unternehme­n, in erster Linie durch die Ideen und die Schaffensk­raft von René Benko“, sagte er weiter. Leider haben „verschiede­nste Umstände“wie die Marktlage und auch „Fehlentsch­eidungen“des Management­s für die Schieflage des Konzerns gesorgt.

Kein Geld für die Aufsichtsr­äte

Eine Vergütung für das Jahr 2023 wird den Aufsichtsr­äten nicht gezahlt. Sie hätten laut einer Aussendung der Insolvenzv­erwalter sowieso „als Zeichen der Unterstütz­ung“darauf verzichtet.

Jürgen-Johann Rupp bleibt Mitglied des Aufsichtsr­ats. Der Deutsche ist Finanzvors­tand der RAG-Stiftung, die kurz von der Insolvenz Immobilien von Signa gekauft hat und zu den Investoren zählt. Neu in die Gremien kommen Michael Mitterdorf­er, früher beim Immobilien-Unternehme­n Amisola, Karin Exner-Wöhrer, Chefin von Salzburg Aluminium, Claudia Badstöber, Steuerbera­terin und Geschäftsf­ührerin der Austro Holding, und Martina Scheibelau­er, Transaktio­nsmanageri­n vom Entwickler EHL. Bei Signa Developmen­t zieht Sebastian Schäfer ein. Der Jurist war bis 2023 bei der Credit-SuisseGrup­pe mit Restruktur­ierungsauf­gaben betraut. Heuer wechselte er zur Kühne Holding um den Hamburger Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne, der ebenfalls Investor bei Signa Prime ist. Hingegen ging Karl Gernandt – ebenfalls ein Kühne-Vertrauter.

Der während der Insolvenz eingesetzt­e Sanierungs­vorstand Erhard Grossnigg ist wie angekündig­t zurückgetr­eten. Der 77-jährige Sanierer gilt als Wegbegleit­er von Hans Peter Haselstein­er, ebenfalls ein Signa-Aktionär.

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[APA] Alfred Gusenbauer gibt Markt und Management die Schuld.

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