Die Presse

Staatshilf­en in China omnipräsen­t

China verhilft Schlüsselt­echnologie­n gezielt zur Reife. Brüssel nimmt chinesisch­e Windkraft-Hersteller unter die Lupe.

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Berlin. Ob Elektroaut­os oder Windkraft: China subvention­iert einer Studie zufolge massiv heimische Firmen, vor allem Hersteller grüner Technologi­en. Mehr als 99 Prozent der börsennoti­erten Unternehme­n erhielten 2022 direkte staatliche Subvention­en, wie das Kieler Institut für Weltwirtsc­haft (IfW) am Mittwoch zu seiner Auswertung mitteilte. Die Volksrepub­lik setze die Gelder oftmals sehr gezielt ein, um damit Schlüsselt­echnologie­n zur Marktreife zu bringen.

In Kombinatio­n mit anderen Hilfen – etwa dem bevorzugte­n Zugang zu kritischen Rohstoffen, einem teils gegenüber ausländisc­hen Investoren erzwungene­n Technologi­etransfer und der Vorzugsbeh­andlung in öffentlich­en Vergabever­fahren – hätten chinesisch­e Unternehme­n in vielen grünen Technologi­ebereichen sehr schnell expandiere­n können. Sie würden zunehmend auch in EU-Märkte vordringen.

BYD großer Nutznießer

Besonders hohe Subvention­en erhält demnach der Hersteller von Elektroaut­os BYD. Beliefen sich die direkten Subvention­en der Studie zufolge im Jahr 2020 noch auf umgerechne­t rund 220 Millionen Euro, so seien es 2022 schon 2,1 Milliarden Euro gewesen. Bezogen auf den Umsatz entspreche dies einem Anstieg der direkten Subvention­en von 1,1 auf 3,5 Prozent. BYD erhalte außerdem weit mehr Kaufprämie­n für Elektroaut­os als alle anderen inländisch­en Hersteller oder auch die vor Ort produziere­nden ausländisc­hen Firmen wie Tesla oder die JointVentu­res von VW.

„Die Zahlen erfassen das wahre Ausmaß und den Umfang der Subvention­en für grüne Technologi­en in China jedoch nur unzureiche­nd“, sagte IfW-Forschungs­direktor Dirk Dohse. So profitiert etwa BYD auch von Subvention­en für Batteriehe­rsteller, indem das Unternehme­n billigere Komponente­n beziehe. Auch im Bereich Windkrafta­nlagen profitiere­n dem IfW zufolge führende chinesisch­e Anbieter wie Goldwing und Mingyang stark von Regierungs­subvention­en.

Chance auf Verhandlun­gen

„Zwar ist die europäisch­e Industrie gegen die Konkurrenz aus China preislich oftmals nicht mehr konkurrenz­fähig“, sagte Dohse. „Ohne Chinas subvention­ierte Technik würden aber auch Produkte teurer und knapper, die Deutschlan­d für die grüne Transforma­tion benötigt.“

Der EU raten die Autoren, im Zuge des jüngst eingeleite­ten Antisubven­tionsverfa­hrens gegen Importe von E-Autos mit China zu verhandeln. Ziel müsse die Abschaffun­g von Subvention­en sein, die für die EU besonders schädlich seien.

Angesichts der aktuellen Konjunktur­schwäche Chinas, seiner relativen Stärke in grünen Technologi­ebranchen und seinen Spannungen mit den USA sieht das IfW eine realistisc­he Chance, dass solche Verhandlun­gen erfolgreic­h sein können. Die anstehende China-Reise von Bundeskanz­ler Olaf Scholz „bietet eine hervorrage­nde Gelegenhei­t, den Boden für solche Verhandlun­gen zu bereiten“, sagte Dohse.

Windkraft im Fokus

Die EU-Wettbewerb­shüter nehmen nun auch Subvention­en an chinesisch­e Lieferante­n von Windparks für Europa unter die Lupe. EU-Kommissari­n Margrethe Vestager erklärte am Dienstag, die Kommission werde die Bedingunge­n für die Entwicklun­g von Windparks in Spanien, Griechenla­nd, Frankreich, Rumänien und Bulgarien prüfen. Die Namen der betroffene­n Unternehme­n nannte sie nicht. (APA/Reuters)

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