Preisgeld für Olympiasieger als Wahlzuckerl
Olympia gilt, der Theorie zufolge, als das Sportevent, bei dem das Miteinander dominieren sollte. Ein Sportfest mit Medaillen, fern der Politik, jedem – selbst (neutralen) Russen – die Hände reichend. Mit Hymnen, Dorf, IOC-Sponsoren und erfüllten Lebensträumen. Dass mitunter betrogen wird mit Doping und der Kommerz dieses Idyll überhaupt erst ermöglicht, ist die Hintergrundmusik dazu. Was es bis dato aber noch nicht gab, waren Preisgelder.
Olympioniken erhielten offiziell Medaillen. Natürlich bekamen erfolgreiche Sportler Prämien von Sponsoren und Olympia-Komitees (in Österreich gestaffelt Philharmoniker-Münzen). Höhere Antrittsgagen sind logische Folge. Jetzt schießt der Leichtathletik-Weltverband quer und torpediert bei den Spielen in Paris diese „Kultur“.
Mit einer bahnbrechenden Entscheidung, heißt es plakativ in der Aussendung von World Athletics, avanciere man zum ersten internationalen Verband, der Preisgelder ausschüttet. In Paris nur für Champions, ab Los Angeles 2028 für das ganze Podest bei allen 48 LA-Bewerben. 2,4 Millionen Dollar wurden von Präsident Sebastian Coe versprochen, Gold ist World Athletics 50.000 Dollar wert. Man wolle Vorbild sein.
Was die Lauf-Ikone als „Wertschätzung der Athleten und unnachahmliches Engagement für sie“gekonnt ins Schaufenster stellt, hat freilich auch eine andere Blickrichtung. Dass Coe – der 67-Jährige war 1980 und 1984 Olympiasieger über 1500 Meter, 2012 souveräner Macher der London-Spiele, ist in diverse Projekte (Chelsea, Old-Trafford-Stadion, etc.) involviert und gilt als geschätzter Hardliner in Hinblick auf die Beibehaltung der russischen Suspendierung („Ohne Frieden kein Start“) – Ambitionen hegt, auch in der Welt der Funktionäre ganz oben anzukommen, ist kein Geheimnis. 2025 endet die Amtszeit des
Deutschen Thomas Bach, seit Jahren bringt sich der ehemalige ConservativeAbgeordnete und „Life Peer“für die Position als IOC-Präsident in Stellung. Jetzt legt der Präsident des wichtigsten Sommersports bei Olympia gekonnt vor. Mit Geld fängt man Fliegen. Immer. Überall.
Ehe Anrüchiges in den Raum humpelt: Coe, der 2015 noch Vizepräsident war und als Sieger aus dem Dopingskandal rund um den Weltverband mit Vorgänger Lamine Diack emporstieg, erklärte, dass diese Millionen ja vom IOC kämen. Die gesamte Prämie, die man als Verband für Olympia erhalte, werde ab sofort direkt weitergereicht. Coe, schon auf der Laufbahn ein gewiefter Taktiker in legendären Duellen mit Steve Ovett, drängt damit jeden Kontrahenten endgültig aus der Spur.
Das ist kein österreichisches Kugelschreiber-Wahlzuckerl. Diese Dividende ist Gold wert. Sie ist populär, hilft den Athleten und sichert dem „Lord“ohne Heuchelei jede Wahl.
Wie sticht man in Politik, Wirtschaft oder Sport Kontrahenten aus? Man verspricht einfach allen mehr Geld.