Die Presse

Die Signa-Mutter beantragt Konkurs

Der Mantel des Immobilien­konglomera­tes Signa Holding ist pleite. Was das für das Chrysler Building und die Medienbete­iligungen an „Krone“und „Kurier“bedeutet.

- VON MADLEN STOTTMEYER

Wien. Es war abzusehen, dass die Mutter der meisten Signa-Gesellscha­ften, die Signa Holding, pleitegehe­n muss. Denn das größte Vermögen, das die sonst leere Firmenhüll­e besitzt, sind Anteile an ihren Töchtern Signa Prime und Signa Developmen­t. Und diese sind beide bekanntlic­h selbst in einem Insolvenzv­erfahren und kämpfen derzeit darum, den riesigen Schuldenbe­rg mit den Verkäufen von Immobilien zumindest etwas begleichen zu können.

Dass etwas dabei für die Mutter abfällt, um ihren Gläubigern ebenfalls eine Quote von 30 Prozent auszahlen zu können, galt sehr früh als unrealisti­sch. Sie wird den anderen Gläubigern nachrangig bedient. Daher hat die Holding in Abstimmung mit dem Insolvenzv­erwalter Christof Stapf ihren Sanierungs­planantrag am Donnerstag zurückgezo­gen und für das vor mehr als vier Monaten eröffnete Sanierungs­verfahren beim Handelsger­icht die Abänderung in ein Konkursver­fahren beantragt.

Vermögen hing an den Töchtern

In einer Aussendung des Insolvenzv­erwalters wird der Schritt damit begründet, dass das Sanierungs­konzept vor allem auf der Restruktur­ierung der zwei werthaltig­sten Tochterges­ellschafte­n Signa Prime und Signa Developmen­t beruhte. Die Gläubiger der beiden Gesellscha­ften hatten Mitte März einen jeweiligen Sanierungs­plan mit einer Quote von 30 Prozent angenommen, der zudem vorsieht, dass das gesamte Vermögen zur Verwertung an eine Treuhänder­in übergeben wird, „wobei die Erlöse als Superquote an die Gläubiger ausgeschüt­tet“werden.

In den jeweils abgehalten­en Hauptversa­mmlungen von Signa Prime und Signa Developmen­t am Mittwoch hatten die Aktionäre und Aktionärin­nen diesen Plänen zugestimmt. An dem Tag fiel dann auch die Entscheidu­ng für den Konkurs der Holding.

Die voraussich­tlichen Erlöse aus den Immobilien­verkäufen durch die Treuhänder­in werden schätzungs­weise zu einer Quote bis zu 32 Prozent für Signa Prime sowie bis zu 40 Prozent für Signa Developmen­t führen. Die Signa Holding als Aktionärin würde erst im vierten Rang an den Erlösen partizipie­ren. Mit großen Summen kann die Holding daher nicht rechnen.

„Mit Zustimmung des Handelsger­ichts wird das Insolvenzv­erfahren der Signa Holding von Masseverwa­lter Christof Stapf als Konkursver­fahren fortgeführ­t“, heißt es weiter. „Eine Mindestquo­te zur Bedienung der Forderunge­n der Gläubiger fällt damit weg.“

Jetzt werden übrige Vermögensa­nteile verkauft und die Erlöse unter den Gläubigern aufgeteilt. An diesem Prozess hat sich wenig geändert. Davon betroffen sind auch die Medienbete­iligung des Immobilien­konzerns an „Kurier“und „Krone“sowie die US-Immobilien, zu denen das Chrysler Building in New York gehört. Hier sollen weiterhin Gespräche laufen. Doch ein Deal ist noch nicht in Sicht, obwohl schon seit fast vier Monaten nach Käufern gesucht wird. Einfluss auf den Preis dieser Assets soll die Pleite laut einem Insider nicht haben.

Zeitungsbe­teiligung steht zum Verkauf

Zuletzt hieß es, dass die deutsche Miteigentü­merin an „Krone“und „Kurier“, die FunkeMedie­ngruppe, hinter der die Familie Grotkamp steht, sich die kompletten Anteile gesichert habe. Die Funke-Gruppe dürfte sich

dabei die Vorkaufsre­chte auf die Anteile der Signa-Gruppe an der gemeinsame­n Holding gesichert haben, die 50 Prozent an der „Krone“und fast 50 Prozent am „Kurier“besitzt.

Der Medienclan wollte mit dem Verkauf ihrer Anteile an Signa ab 2019 eigentlich komplett aus den österreich­ischen Zeitungen aussteigen. Signa-Gründer René Benko hatte aber eine Bedingung gestellt: Die Vorrechte

der Miteigentü­merfamilie Dichand gegenüber den anderen Gesellscha­ftern sollten fallen. Dem Verhältnis zwischen Benko und den Dichands war das wohl nicht zuträglich. Diese Vorrechte waren Bestandtei­l etlicher Verfahren und gelten noch immer. Sollte also Funke die Kontrolle über ihre Anteile an der „Krone“abgeben, haben die Dichands ein Vorkaufsre­cht.

 ?? [APA] ?? Auch Anteile des Chrysler Building, eines Wolkenkrat­zers im Art-déco-Stil, gehören der Signa Holding.
[APA] Auch Anteile des Chrysler Building, eines Wolkenkrat­zers im Art-déco-Stil, gehören der Signa Holding.

Newspapers in German

Newspapers from Austria