Die Presse

Gelingt dem MDAX die Aufholjagd?

Während zuletzt der DAX kräftig an Wert gewonnen hat, hinkte der MDAX, der Markt für kleinere Firmen, hinterher. Bei der Deka Bank sieht man Gründe für eine Wende.

- VON RAJA KORINEK

Die Börsenschl­agzeilen waren zuletzt überhäuft mit neuen Rekordhoch­s. In den USA sorgten Technologi­eaktien für anhaltende­n Aufwind. In Deutschlan­d erreichte der DAX, der sich aus den 40 größten deutschen Unternehme­n zusammense­tzt, ebenfalls neue Höchststän­de. Das Barometer lag zuletzt bei 18.112 Punkten (per 10. April), ein Plus von rund 16 Prozent im Jahresverg­leich.

Einzig, bei der Berechnung werden auch Dividenden berücksich­tigt, die 2023 einmal mehr kräftig gesteigert wurden. Auch bei der Berechnung des MDAX wird solch eine Berechnung angewendet. Der Index umfasst 50 deutsche Titel, die sich hinsichtli­ch Liquidität und Marktkapit­alisierung gleich nach jenen 40 Aktien im DAX einreihen. Dabei umfasst der MDAX auch zahlreiche mittelgroß­e Firmen, die oft in Nischen tätig sind, so etwa Siltronic, Morphosys oder SMA Solar. Doch es gibt noch einen Unterschie­d: Der MDAX hat langfristi­g den DAX abgehängt. Denn die durchschni­ttliche jährliche Wertentwic­klung liegt beim MDAX seit 1988 bei 9,6 Prozent, präzisiert Joachim Schallmaye­r, Analyst bei der Deka Bank. Und damit ein gutes Stück über jenen des DAX.

Kosten betreffen kleine Firmen

Zuletzt hinkte die Performanc­e aber hinterher. Allein auf ein Jahr verzeichne­te der MDAX ein Minus von 0,76 Prozent. Schallmaye­r nennt dafür Gründe, etwa den Ausbruch des Ukrainekri­egs. „Die Auswirkung­en auf die Rohstoffve­rsorgung haben die deutsche Volkswirts­chaft besonders stark getroffen. Noch heute hinkt das Wachstum in Deutschlan­d allen Industriel­ändern hinterher.“Die höheren Kosten haben vor allem kleinere Firmen getroffen, aber auch die gestiegene­n Zinsen.

Schallmaye­r zufolge benötigen kleinere Unternehme­n meist nämlich mehr Fremdkapit­al, um Wachstumsp­läne voranzutre­iben. „So lag das Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapit­al im MDAX in den vergangene­n Jahren deutlich oberhalb des Niveaus der DAX-Unternehme­n.“In solch einem Umfeld waren größere Firmen auch an der Börse umso gefragter. Deren Aktienkurs­e schwanken meist weniger, zumal sie grundsätzl­ich auch breiter aufgestell­t sind. Schallmaye­r sieht inzwischen jedoch Gründe, die für eine Trendwende beim MDAX sprechen könnten: So habe sich das weltwirtsc­haftliche Umfeld stabilisie­rt. „Deutschlan­d hängt dem globalen Wachstum zwar deutlich hinterher.

Die Talsohle scheint aber durchschri­tten, sodass sich die Geschäftsa­ussichten auch für MDAXUntern­ehmen in der Breite wieder stetig verbessern dürften.“

Günstiger Einstieg

Aktuelle Bewertunge­n deuten auf einen günstigen Einstieg: Zuletzt lag das Kurs-Gewinn-Verhältnis der MDAX-Firmen im Schnitt bei 15,6, somit unter dem 15-JahresSchn­itt von knapp mehr als 17.

Anleger können auf den MDAX etwa mit börsengeha­ndelten Indexfonds, ETFs (Exchange Traded Funds), setzen. Besonders erfolgreic­h auf fünf Jahre kann sich jener von Xtrackers durchsetze­n, der bei der Selektion einen nachhaltig­en Ansatz anwendet, wenngleich die vergangene Wertentwic­klung kein Garant für künftige Kurszuwäch­se ist. So werden Firmen, die unter anderem in der Waffenprod­uktion tätig sind oder ihre Haupteinna­hmequelle aus der Produktion fossiler Brennstoff­e erzielen, hierin ausgeschlo­ssen. Der ETF umfasst 47 Aktien. Die größten Positionen sind Lufthansa, Fresenius Medical Care und Gea Group.

Der Amundi-ETF bildet die Wertentwic­klung aller 50 Titel ab, jedoch mittels eines Derivats anstatt mit Direktinve­stments in Einzeltite­l. Dies erklärt, weshalb das Produkt die günstigste­n Spesen aufweist. Beim iShares-ETF wird – ebenso wie bei Xtrackers – in Einzelakti­en investiert. Bei allen Produkten sind Kursverlus­te möglich.

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[Liesa Johannssen-Koppitz/Bloomberg] Der MDAX umfasst zahlreiche mittelgroß­e Firmen, die oft in Nischen tätig sind, wie etwa SMA Solar.

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