Die Presse

Die neue Mumok-Direktorin ist solidarisc­h mit Palästinen­sern

Mit Fatima Hellberg importiere­n wir neben einem austauschb­aren Programm auch die Debatte um die propalästi­nensische Kunstszene.

- VON ALMUTH SPIEGLER E-Mails: almuth.spiegler@diepresse.com

Nahezu alle Modebegrif­fe der „Art-Bubble“hatten wir bis Ende der Pressekonf­erenz am Donnerstag durch: Fürsorge, Partizipat­ion, Flow und Narration. Die „Narration“geht in diesem Fall so: Gesucht wurde eine Nachfolger­in für Karola Kraus, Direktorin des Wiener Mumok, die 2025 nach 15 Jahren aufhören will. Kritisiert wurde sie unter anderem für ein Programm, das zu nah dem einer Kunsthalle sei. Gefunden wurde mit Fatima Hellberg (geboren 1986 in Schweden) jetzt eine Kuratorin, die zwei Kunsthalle­n leitete, den Stuttgarte­r und den Bonner Kunstverei­n.

Beides Häuser ohne Sammlung. Ohne direkte Konkurrenz wie hier in Wien, wo die Bundesmuse­en in einem komplexen Wettkampf um Besucher und Sponsoren stehen. Die Besucherza­hlen des Mumok sind dabei alles andere als überwältig­end, man liegt an vorletzter Stelle. Das Image des Hauses ist schwammig. In keiner noch so hübschen Phrase Hellbergs war zu erkennen, wie sie beides konkret verbessern könnte. Sie habe eben in Wien noch „viel zu erforschen“.

Dafür biete sich die Sammlung des Mumok an, die sie für „einzigarti­g“hält – was diese aber gar nicht ist. Bis auf den Wiener Aktionismu­s, für den im „Kompetenzz­entrum Wiener Aktionismu­s“mittlerwei­le aber die personelle Kompetenz fehlt. In Hellbergs Antrittsst­atement war er nicht einmal eine Erwähnung wert, erst auf Nachfrage beteuerte sie seine „Essentiali­tät“.

„Brückenbau­en“, heißt ein anderer Pfeiler von Hellbergs Konzepts. Man fragt sich nur, wohin sie diese schlagen möchte. Am ehesten wohl gleich nach nebenan, zur Kunsthalle Wien, die ab Sommer von einer anderen Kuratorin desselben Kalibers geleitet wird, Michelle Cotton. Man kennt sich, Hellberg folgte Cotton 2019 als Leiterin des Bonner Kunstverei­ns nach. Das Programm der beiden wird schwer auseinande­rzuhalten sein. Vielleicht könnte man die beiden Häuser dann ja gleich miteinande­r verbinden, wie früher (von MumokSeite) immer wieder gefordert wurde.

Zumindest mit Hellberg importiere­n wir neben einem internatio­nal austauschb­aren Programm auch eine Debatte, die sich in Wien bisher nur an den Kunstunis abspielt. In Deutschlan­d und dem angloameri­kanischen Raum aber polarisier­t sie die Wahrnehmun­g zeitgenöss­ischer Kunst wie nie zuvor. Denn das Einzige, was man aus Reihen dieser Szene prominent vernimmt, ist Solidaritä­t mit den Palästinen­sern. Auch von Hellberg, die, wie sie auf Nachfrage erklärte, den ersten der offenen Briefe unterschri­eb, in denen sich Tausende aus der Kunst mit der „Befreiung der Palästinen­ser“solidarisi­erten („Artforum“, 19. 10.). Am Donnerstag betonte Hellberg allerdings ihre „Nulltolera­nz“für zivile Opfer generell. In der ersten Version des Briefs waren die Opfer der Hamas nicht erwähnt (worauf einige die Unterschri­ft zurückzoge­n). In einer zweiten Version in einem Nachsatz schon.

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[APA/Max Slovencik] Hellberg wird ab Herbst 2025 Mumok-Direktorin.

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