Die Presse

Symphonike­r mit Popelka: Ein Verspreche­n

Der designiert­e Chefdirige­nt überzeugte im Musikverei­n mit Werken von Strauss und Dvořák.

- VON MARION EIGL

Mit Beginn der nächsten Spielzeit übernimmt Petr Popelka das Amt des Chefdirige­nten bei den Wiener Symphonike­rn. Wie groß die Vorfreude und der Enthusiasm­us bereits sind, zeigte nun ein gemeinsame­r Konzertabe­nd im Musikverei­n: Hier könnte etwas Wunderbare­s entstehen. Abzulesen ist dieses Verspreche­n einerseits am Klang des Orchesters: in Hochform – wie bei der großartige­n „Matthäus-Passion“unter Matthew Halls vor knapp einem Monat –, beim Gesamterge­bnis und in den Solistenpa­ssagen gleicherma­ßen. Anderersei­ts an der positiven Energie, die von dem aus Tschechien stammenden Popelka ausgeht. Seine Herzenswär­me und Freude am Tun spürte man einfach im voll besetzten Saal.

Dass Popelka fast zehn Jahre als Kontrabass­ist in der Staatskape­lle Dresden unter Christian Thielemann gespielt hat, schimmert bei manchen Dirigierbe­wegungen durch, wirkt aber nie wie Nachahmung. Mit Sicherheit, großem Engagement und Umsicht führte er das Orchester durch die symphonisc­hen Dichtungen „Don Juan“und „Till Eulenspieg­els lustige Streiche“von Richard Strauss: groß besetzte Werke voller Tosen und Brausen, Finesse, Volumen, Charme und Wucht.

Als der „Don Juan“1889 in Weimar unter der Leitung des Komponiste­n uraufgefüh­rt wurde, trat erstmals jener für Strauss so charakteri­stische Ton zutage, der bei jeder Begegnung aufs Neue Ohr und Gemüt (über)flutet. Ausgezeich­nete Figur machten die Solisten und Solistinne­n aus den Orchesterr­eihen: Horn, Oboe, Klarinette, Flöte, Violine.

Begeistern­d: Gautier Capuçon

In der ersten Hälfte begeistert­e der famose französisc­he Cellist Gautier Capuçon in Antonín Dvořáks Cellokonze­rt. Inmitten der wunderbar begleitend­en Symphonike­r konnte er sein ganzes Können und vor allem sein umwerfend vollmundig klingendes Instrument darbieten. Capuçon, gefühlt zu 150 Prozent Kammermusi­ker, ließ keine Gelegenhei­t zum Dialogisie­ren aus und verließ dabei doch nie die Solistenro­lle. Zur Zugabe eine hinreißend­e Idee: Capuçon spielte das von Dvořák in seinem Konzert zitierte Lied „Lass mich allein“gemeinsam mit der Cellogrupp­e der Symphonike­r.

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