Die Presse

Eine Berghütte dominiert das Wahlkampff­inale

Wer kommt an diesem Sonntag in der Tiroler Landeshaup­tstadt in die Stichwahl? Als Favoriten gelten der amtierende Bürgermeis­ter, Georg Willi (Grüne), und sein FPÖ-Herausford­erer, Markus Lassenberg­er.

- VON MARTIN FRITZL

In der Schlusspha­se des Wahlkampfs passierte dem Innsbrucke­r Bürgermeis­ter, Georg Willi, ein kleines Hoppala: Die Grünen inserierte­n irrtümlich schon ihre Werbung für die Bürgermeis­terstichwa­hl am 28. April. Dabei ist es keineswegs schon sicher, dass Willi es beim ersten Wahlgang diesen Sonntag auch auf Platz eins oder zwei schafft.

Die Meinungsfo­rscher räumen ihm aber gute Chancen ein: In allen Umfragen der vergangene­n Monate waren Willi und sein FPÖ-Herausford­erer, Markus Lassenberg­er, auf den ersten beiden Plätzen zu finden. Allerdings: Drei weitere Kandidaten befinden sich in Reichweite. In der letzten, von den Grünen in Auftrag gegebenen Umfrage führt Lassenberg­er mit 21 Prozent vor Willi (19), Johannes Anzengrube­r von der ÖVP-Abspaltung JA (16) sowie ÖVP-Kandidat Florian Tursky und SPÖ-Kandidatin Elisabeth Mayr (je 13).

Willi ist vor fünf Jahren erster grüner Bürgermeis­ter einer Landeshaup­tstadt geworden – und das zu einem Zeitpunkt, zu dem die Grünen auf dem Tiefpunkt und aus dem Parlament geflogen waren. Ganz konnte er die Vorschussl­orbeeren aber nicht rechtferti­gen: Seine Amtsperiod­e war von vielen Streits geprägt. Die Koalition platzte, auch die Grünen spalteten sich, gegenseiti­ge Blockaden im Gemeindera­t prägten die Alltag.

Dass Willi trotzdem gute Chancen auf eine Wiederwahl hat, liegt auch an der Zersplitte­rung des Parteiensp­ektrums und an den Konflikten in der ÖVP: Sie konnte zwar eine jahrzehnte­dauernde Spaltung überwinden – nur um gleich wieder eine Abspaltung hinnehmen zu müssen. Spitzenkan­didat Florian Tursky, bis vor Kurzem noch Staatssekr­etär für Digitalisi­erung, und der frühere Vizebürger­meister Johannes Anzengrube­r nehmen sich gegenseiti­g Stimmen weg. Tursky deklariert sich zwar selbst als Favorit für die Bürgermeis­terwahl, wird aber laut Meinungsfo­rschung nicht einmal in die Stichwahl kommen.

Ganz ernst sollte man diese Umfragen aber auch nicht nehmen, wurden sie doch von den Parteien in Auftrag gegeben und gezielt mit entspreche­ndem Spin in der Wahlwerbun­g eingesetzt. Dass etwa die Grünen den FPÖ-Kandidaten vorn haben, ist da logisch, ist ihr Hauptargum­ent doch, einen FPÖ-Bürgermeis­ter verhindern zu wollen. Diese Zuspitzung auf einen Zweikampf ist auch dem Freiheitli­chen nicht unrecht.

Anzengrube­r und Tursky sind aber noch nicht aus dem Rennen. Und auch Mayr macht sich noch Hoffnungen: Sie hat eine Umfrage präsentier­t, wonach sie jede Stichwahl gewinnen würde. In der Schlusspha­se des Wahlkampfs könnte sich auch noch einiges verschiebe­n, speziell die Stimmen für die weniger aussichtsr­eichen Kandidaten könnten noch wandern. So haben die Neos etwa die Bürgermeis­terwahl praktisch schon aufgegeben, sie werben dafür, das Wahlverhal­ten zu splitten und den Neos die Zweitstimm­e bei der Gemeindera­tswahl zu geben.

Die Neos haben dasselbe Problem wie alle kleineren Parteien: Sie müssen die diesmal geltende Vier-Prozent-Hürde überwinden. Von den 13 kandidiere­nden Listen könnten das auch noch die Liste Fritz, die mit Parteichef­in Andrea Haselwante­r-Schneider antritt, und die KPÖ schaffen, die nach dem Erfolg in Salzburg auch in Innsbruck gute Umfragewer­te aufweist.

Grüne unter Beschuss

Unter Beschuss gekommen sind in der Schlusspha­se des Wahlkampfs die Grünen: Es geht um den Hauskauf der Listenzwei­ten, Janine Bex. Ausgerechn­et die grüne Kandidaten soll einen Wald gerodet und mit politische­r Unterstütz­ung die Genehmigun­g für eine Zufahrtsst­raße für das abgelegene Grundstück bekommen haben. Bex dementiert mit Unterstütz­ung von Bürgermeis­ter Willi energisch. Die Sachlage ist unübersich­tlich, die Vorwürfe aber teilweise definitiv falsch: So haben die angekreide­ten Rodungen auf einem Nachbargru­ndstück stattgefun­den und mit Bex nichts zu tun.

Definitiv die Grenzen überschrit­ten hat in der Causa der Gemeindera­t einer FPÖ-nahen Liste: Er rief Gemeinderä­te und Wähler dazu auf, dem Privathaus der Grünen-Kandidatin einen gemeinsame­n Besuch abzustatte­n.

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[APA/APA/Expa/Johann Groder] Vor der Innsbrucke­r Gemeindera­tswahl: Bürgermeis­ter und Favorit Georg Willi vor grüner Fangemeind­e.

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