1200 Bäume oder neue Autobahn?
Geplante Baumrodung für Sanierung der Ostautobahn sorgt für Protest.
Zehn neue Bäume da, 30 Bäume dort – Bäume sind zu einem wertvollen Gut in der Stadt geworden. Doch während mancherorts alles in Bewegung gesetzt wird, um einen Baum zu retten – in der Josefstadt wurde sogar eine ganze Platane umgesiedelt –, sieht es an weniger prominenten Flecken in Wien anders aus.
Etwa in Simmering, wo ein Vorhaben der Asfinag derzeit für Aufregung sorgt. Denn für die Generalsanierung der Ostautobahn (A4), die im Sommer starten soll, werden entlang der Fahrbahn 1200 Bäume gefällt.
Für die Asfinag ist die Sache klar: Die in die Jahre gekommene Autobahn muss dringend erneuert werden. In der zweijährigen Bauzeit könne man die hochfrequentierte Straße aber nicht sperren, zwei Spuren müssen für einen flüssigen Verkehr erhalten bleiben. Deswegen soll die Straße zwischen Knoten Prater und Simmering vorübergehend verbreitert werden. Weichen müssen dafür eben die 1200 Bäume und Sträucher entlang des Donaukanals sowie der Radweg.
Die Stadt, in dem Fall die betroffenen Bezirksvorsteher der Landstraße und der Leopoldstadt, hat zugestimmt, die Genehmigung aus Simmering stehe noch aus, heißt es von der Asfinag. Als Ersatz will man die dreifache Menge an Bäumen pflanzen, und zwar „ökologisch wertvolle, klimafitte, heimische Bäume“, so Asfinag-Sprecherin Petra Mödlhammer zur „Presse“. Derzeit wachsen dort zu 70 Prozent Neophyten.
Demo am Samstag
Für Umwelt- und Klimaschützer ist das Vorhaben dennoch ein Affront. Die Initiative „Radeln for Future“hat für Samstagnachmittag eine Rad-Demo entlang (nicht auf) der Autobahn angemeldet., unterstützt von rund 20 Organisationen. Die Bäume würden Sauerstoff für 28.000 Menschen erzeugen, 29.000 kg CO2 binden und mit dem Donaukanal eine wichtige Kaltluftschneise bilden, heißt es. Auch die Errichtung der zusätzlichen Fahrspur wird kritisiert. Nur eine befahrbare Spur könnte eine für den Klimaschutz wichtige „autoverkehrsreduzierende Maßnahme“sein. Als Ersatz fordern sie dichtere Intervalle von Pendler-Bussen.
Eine Sanierung sei „nur unter Aufrechterhaltung von zwei Fahrspuren möglich“, sagt Mödlhammer. Studien hätten für eine einspurige Sanierung täglich bis zu 21 Kilometer lange Staus und einen Zeitverlust von eineinhalb Stunden vorausgesagt. Der Ausweichverkehr würde andere Straßen belasten. Und: Der neue Fahrstreifen soll künftig zum von Einsatzkräften ohnehin eingeforderten Pannenstreifen werden.
Auf Verzögerungen müssen sich Autofahrer auf der A4, zumindest zu Beginn, trotzdem einstellen, so Mödlhammer. Das habe so eine große Baustelle an sich.