Die Presse

Wie Alonsos Schachzug das Fahrerkaru­ssell ankurbelt

Der Altstar gibt Mercedes einen Korb – und beschert damit Carlos Sainz ein ausgezeich­netes Pokerblatt für die Silly Season.

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Fernando Alonso ist Vollblutmo­torsportle­r – und offenbar begnadeter Schachspie­ler. Mit 42 Jahren überrascht­e er große Teile der Formel-1-Welt mit einem ersten Zug, der große Auswirkung­en auf das gesamte Fahrerkaru­ssell haben wird. Der Spanier gab am Donnerstag seine Vertragsve­rlängerung bei Aston Martin bekannt. „Es ist ein Lebensproj­ekt“, betonte er in einer virtuellen Medienrund­e. Über die genaue Dauer des neuen Kontrakts machte der zweifache Weltmeiste­r (2005, 2006) zwar keine Angaben, es sei aber der längste, den er in seiner Karriere unterschri­eben habe.

Die Zusammenar­beit mit dem britischen Rennstall dürfte Alonsos Andeutunge­n zufolge deutlich über seine Pilotenkar­riere hinausgehe­n. „Es bindet mich viele Jahre an Aston Martin. Mal sehen, wie lang ich noch fahren werde“, sagte er. „Aber es stimmt, ich werde mit 45 noch Rennen fahren.“Seinen 45. Geburtstag wird er am 29. Juli 2026 feiern.

Mit seinem jüngsten Schachzug hat Alonso jedenfalls einmal mehr seinen Ruf als „First Mover“bestätigt. Er trifft Entscheidu­ngen, bevor ihm andere zuvorkomme­n. „Ich werde der sein, der sein Schicksal bestimmt. Im Guten wie im Schlechten“, verdeutlic­hte der Spanier in seiner Medienrund­e nach Bekanntgeb­e seiner Vertragsve­rlängerung – wohl wissend, dass das in der Vergangenh­eit auch nicht immer gut ging.

Entscheide­nde Phase

Fest steht: Der Transferma­rkt der Motorsport-Königsklas­se hat nun zusätzlich an Schwung aufgenomme­n. Der Spielraum der Konkurrent­en vor der Silly Season, der heißen Phase der Vertragsve­rhandlunge­n, wird kleiner. Schließlic­h waren gleich 13 Piloten mit auslaufend­en Kontrakten in die laufende Formel-1-Weltmeiste­rschaft gestartet. Durch das Ja von Alonso zu Aston Martin ist das aktuell wohl begehrtest­e Cockpit für die Saison 2025 weiter unbesetzt. Der Spanier galt bisher als einer der heißesten Anwärter für die Nachfolge von Lewis Hamilton bei Mercedes. Nun rückt bei den Silberpfei­len zwangsläuf­ig Carlos Sainz in den Fokus. Alonsos Landsmann wird bei Ferrari im kommenden Jahr von Hamilton ersetzt – und empfahl sich unter anderem mit einem Saisonsieg für neue Aufgaben.

Wie die „Gazzetta dello Sport“berichtet, hat Sainz bereits Gespräche mit Mercedes geführt, die Verhandlun­gen befinden sich demnach in einer fortgeschr­ittenen Phase. Der 29-Jährige selbst gab sich unlängst als Pokerspiel­er. So erklärte er, dass er „natürlich mit einigen“Teams sprechen und schauen würde, was „die besten Optionen für mich und meine Zukunft“sind. Dennoch hoffe er „eher früher als später“auf eine Unterschri­ft bei einem anderen Rennstall. Auch bei Red Bull und Audi (hat das Team Sauber übernommen und wird ab 2026 unter neuem Namen antreten) hat Sainz gute Karten.

Alles schaut auf Verstappen

Vieles wird auch von Max Verstappen abhängen. Der 26-jährige Niederländ­er hat zwar ein bis 2028 gültiges Papier bei Red Bull, jedoch wohl auch eine Ausstiegsk­lausel. Nicht umsonst wurde der amtierende bzw. dreifache Weltmeiste­r bereits heftig von Mercedes-Boss Toto Wolff umworben. Sollte Verstappen trotz aller Unruhen im Austro-Rennstall beim Branchenfü­hrer bleiben (derzeit geht die Tendenz dahin), könnte für Sainz dennoch ein Platz frei werden. Denn: Der in der jüngeren Vergangenh­eit nicht unumstritt­ene Mexikaner Sergio Pérez verfügt nur über einen bis Ende 2024 gültigen Vertrag bei Red Bull. (stm)

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