Jede Parade bringt ihn näher zur EM
Patrick Pentz verpasst zwar als Leverkusener Leihspieler die Meisterfeier mit Bayer, dafür blüht der Torhüter bei Brøndby IF auf. Über ein neues Leben in Kopenhagen.
Patrick Pentz ist ein Typ, extrovertiert und leidenschaftlich. Und fängt Pentz erst einmal an, von seinem fußballerischen Abenteuer in Dänemark oder dem Spirit im Nationalteam zu erzählen, dann ist der Torhüter kaum aufzuhalten. Seit Spätsommer geht der 27-Jährige seiner Arbeit in Brøndby nach, einem Vorort von Kopenhagen. Eine Adresse, die zunächst nicht nach dem ganz großen Fußball klingt, bei genauerer Betrachtung aber schon Reiz und Berechtigung hat.
Bei noch acht zu spielenden Runden in der dänischen Superliga lacht Brøndby von der Spitze. Es zeichnet sich ein Zweikampf um den Titel mit dem punktegleichen FC Midtjylland ab. Der noch amtierende Meister, FC Kopenhagen, liegt schon sechs Punkte zurück. Pentz ist im Tor gesetzt, glänzt mit Paraden und ist deshalb einer der Väter des Erfolgslaufs. Über den dänischen Fußball ist in Österreich wenig bekannt, abgesehen vom Nationalteam, das in den vergangenen Jahren wieder zur erweiterten europäischen Spitze aufgestiegen ist. „Aber irgendwo müssen die ganzen dänischen Spieler mit dieser hohen Qualität ja herkommen. Ich war überrascht, was für ein geiler Fußball hier gespielt wird“, sagt Pentz zur „Presse“.
Neustart im Norden
Nach einem glücklosen Engagement in Frankreich (Stade Reims) und dem Wechsel zu Bayer Leverkusen im Jänner 2023 als zweiter Torhüter, entpuppte sich das Leihgeschäft mit Brøndby als goldrichtig. Beim elffachen dänischen Meister (zuletzt 2021) spürt Pentz das Vertrauen des Trainerteams rund um Chefcoach Jesper Sørensen, das für ihn unerlässlich sei, wenn es um Paraden und Form geht. „Für mich“, sagt der 1,83 Meter große Schlussmann, „ist Spielpraxis das Allerwichtigste. Selbstvertrauen kannst du dir nur holen, wenn du spielst.“Im Training sei letztlich „alles nur gestellt, weil du den Druck nicht hast“.
Sein Klub Brøndby, und das kommt dem Ex-Violetten nur schwer über die Lippen, sei mit Rapid vergleichbar. „Es ist der größte Verein in Dänemark, ein Arbeiterklub.“Der FC Kopenhagen, diese
Saison Achtelfinalist der Champions League, sei „ein Trend. Aber Brøndby hat Geschichte. Brøndby wird gelebt.“Der Auswärtssektor sei regelmäßig nach einer Stunde ausverkauft. Was die
Fans bei den Spielen stimmungstechnisch veranstalten würden, sei im positiven Sinn „geisteskrank“.
Das Stadtderby vor zwei Wochen hatte Brøndby mit 2:1 für sich entschieden. Den Vergleich mit dem Wiener Derby gewinnen die Kopenhagener. „Es ist noch lauter. Du hörst dich auf drei Meter nicht.“
Weil es sportlich dermaßen gut läuft, Pentz die Stadt („herrlich viele Radwege, tolle Golfplätze, nur das Wetter könnte besser sein“) lieben gelernt hat, könnte er sich einen Verbleib über die Saison hinaus vorstellen. Als Meister wäre Brøndby in der Qualifikation zur Champions League startberechtigt. Das letzte Wort hat aber Leverkusen, wo Pentz noch bis Sommer 2025 unter Vertrag steht. Auch eine Rückkehr zu Bayer, das am Sonntag den Meistertitel fixieren kann, wäre kein Weltuntergang, wenngleich Pentz sich dann wieder hinter der Nummer eins, Lukáš Hrádecký, anstellen müsste.
Dreamteam
Kein Vorbeikommen gibt es aktuell im ÖFB-Team an Alexander Schlager, auf den sich Teamchef Ralf Rangnick zumindest vorerst, festgelegt hat. Pentz weiß um seine Rolle, hat aber sehr gute Chancen, als einer von drei Torhütern zur EM zu fahren.
Das Nationalteam gleiche einer Leistungsund Spaßgesellschaft. Der interne Zusammenhalt sei „brutal“. Dass sich wirklich jeder mit jedem verstehe, „ein Privileg“. Und das wiederum sei zu einem großen Teil auch der Verdienst Rangnicks. „Ralf und diese Mannschaft, das passt einfach perfekt.“
‘‘ Ich war überrascht, was für ein geiler Fußball in der dänischen Liga gespielt wird.
Patrick Pentz über die dänische Superliga