Fachkräftemangel: „Gesamtstrategie fehlt“
Von Bildungsinitiativen bis Zuwanderung reichen die Empfehlungen der Prüfer.
Wien. Im Kampf gegen den Fachkräftemangel gebe es zwar Initiativen der zuständigen Ministerien und der Länder, der Regierung fehle jedoch eine „Gesamtstrategie“. Zu diesem Schluss kommt der Rechnungshof in einem am Freitag veröffentlichten Bericht.
Der Rechnungshof untersuchte die Situation am österreichischen Arbeitsmarkt von 2008 bis Mitte 2023. Durch das Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Berufsleben werde sich der Fachkräftemangel mittel- und längerfristig verschärfen, heißt es in dem Bericht. Gegensteuern könnten die Ministerien laut dem Bericht mit Ausund Weiterbildungen, einer Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von älteren Personen, Frauen sowie Migranten und mit qualifizierter Zuwanderung.
Sogar Basiskenntnisse fehlen
„Ein mittleres und hohes Qualifikationsniveau wirkt sich positiv auf die Beschäftigungschancen und das Erwerbseinkommen aus, und es verringert das Arbeitslosigkeitsrisiko“, so die Prüfer. Außerdem würde ein „nicht zu vernachlässigender Anteil“der Schülerinnen und Schüler über „keine ausreichenden Basiskenntnisse“in Lesen und Mathematik verfügen.
Der Rechnungshof wies auch auf die hohe Teilzeitquote hin: Zwar lag die Beschäftigungsquote 2022 um fast sechs Prozent über jener von 2008, das Ausmaß der geleisteten Arbeitsstunden blieb aber weitgehend konstant. Hierzulande arbeiteten 2022 31,2 Prozent der Beschäftigten in Teilzeit, wie aus dem Bericht hervorgeht. Das Arbeitskräftepotenzial müsse ausgeschöpft und mobilisiert werden, lautete die Empfehlung.
Hohe Teilzeitquote
Mehr als die Hälfte der unselbstständig beschäftigten Frauen arbeitete 2022 laut Rechnungshof Teilzeit, bei Männern lag die Quote bei 11,9 Prozent. Ein wichtiger Ansatzpunkt zur Erhöhung der Beteiligung der Frauen am Arbeitsmarkt seien das Angebot und die Qualität der Kinderbetreuung, erklärten die Prüfer. Auch steuerund beihilfenrechtliche Rahmenbedingungen sowie die Ausgestaltung von Sozialleistungen spielten eine Rolle.
Außerdem forderte der Rechnungshof den Verbleib älterer Erwerbstätiger im Arbeitsprozess sowie die Integration von Migrantinnen und Migranten in den Arbeitsmarkt. Das Arbeitskräftepotenzial von ausländischen Staatsangehörigen, die in Österreich leben, werde teilweise nicht ausgeschöpft.
So lag die Beschäftigungsquote von Staatsangehörigen aus Afghanistan, dem Irak und Syrien unter 45 Prozent. Schlussendlich empfehlen die Prüfer die Anwerbung qualifizierter Arbeitskräfte aus Drittstaaten. (APA)