Die Presse

TV-Debatte: Wie umgehen mit Rechtsextr­emen?

AfD-Politiker Björn Höcke wurde zum TV-Duell geladen. Kritiker fürchten, er würde damit salonfähig gemacht.

-

Als gesichert rechtsextr­emistisch wertet der deutsche Landesverf­assungssch­utz den AfD-Politiker Björn Höcke. Derzeit laufen mehrere Verfahren gegen ihn, wegen Verwendung von verbotenen nationalso­zialistisc­hen Parolen und Volksverhe­tzung. Am Donnerstag, dem Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald, wurde er vom TV-Sender Welt zu einem ersten TV-Duell geladen – mit CDU-Spitzenkan­didat Mario Voigt. In Deutschlan­d wurde bereits im Vorfeld debattiert, ob es richtig sei, das Risiko eines öffentlich­en Disputs mit Höcke einzugehen und ob dem Rechtsauße­n-Politiker eine Plattform geboten wird: Unter anderem SPD, Grüne und Linke kritisiert­en, man biete Rechtsextr­emisten damit eine Bühne und normalisie­re deren Positionen und Hetze.

In dem mehr als 70 Minuten langen Schlagabta­usch bekräftigt­en beide Politiker bekannte Positionen. Fast am verbissens­ten stritten Voigt und Höcke um die korrekte Bezeichnun­g für eine Semmel mit rohem faschierte­n Fleisch: Sagt man in Thüringen Mettbrötch­en oder Gehacktesb­rötchen (wie Voigt richtig gewusst hat)? Ins Schwimmen kam Höcke, als ihn die „Welt“-Journalist­en Tatjana Ohm und Chefredakt­eur Jan Philipp Burgard nach seiner Verwendung der SA-Parole „Alles für Deutschlan­d“in einer Rede fragten. Er habe das nicht gewusst, behauptete Höcke, der Geschichte­lehrer ist.

Politikwis­senschaftl­er Oliver Lembcke fand, Höcke sei im Duell punktuell demaskiert worden. Sein Wissenscha­ftskollege André Brodocz meinte hingegen, vom Auftritt hätten am Ende beide profitiert. (red.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria