Die Presse

Drohnen und 3-D-Drucker

Zu wenige Fachkräfti­ge, zu wenige Rohstoffe, die Klimakrise: Der Bau steht vor riesigen Herausford­erungen. Über Technologi­en, die dazu beitragen können, diese zu meistern.

- VON LISBETH LEGATH

Mit drei großen Problemkom­plexen werde man im Baubereich in den nächsten Jahren konfrontie­rt sein: Klimaneutr­alität, Fachkräfte­mangel und nicht zuletzt Rohstoffma­ngel. So umreißt Jörg Buß, Gründer von Apti (Austrian Prop Tech Initiative) und Experte für das Thema Bau, die kommenden Herausford­erungen. „Um dem abzuhelfen, werden wir genötigt sein, mehr Technologi­e einzusetze­n“, in vielen Fällen hilft dabei die künstliche Intelligen­z (KI) .

Das beginnt bei der Planung, umfasst aber auch Kommunikat­ion und Dokumentat­ion. Denn vor allem Letztere stellt einen reibungslo­sen und transparen­ten Austausch von Informatio­nen sicher. Das minimiert Missverstä­ndnisse und Fehler, die oft kostspieli­ge Baumängel und Projektver­zögerungen verursache­n. Heute gibt es für die Prozessopt­imierung digitale Plattforme­n, bestätigt Rudi Pistora, Head of Sales Western Europe von Planradar, einer internatio­nal tätigen Plattform für Bauwesen, Facility Management und Immobilien. „Immer mehr Unternehme­n sind an solchen ganzheitli­chen Lösungen interessie­rt.“Diese reichen vom Entwurf über den Betrieb bis zum Facility Management.

Energieopt­imierte Baustoffe

Auch im Bereich der Baustoffe wird sich in den nächsten Jahren einiges ändern. Wegen des Rohstoffma­ngels etwa wird die Kreislaufw­irtschaft zum wesentlich­en Thema. „Da gibt es noch viel Einsparung­spotenzial“, meint Buß, auch weil oft nicht klar sei, was genau in älteren Häusern verbaut wurde. Und neue Technologi­en würden vermehrt bei der Herstellun­g von Baustoffen eingesetzt, der Experte geht davon aus, dass diese in Zukunft mit weniger Energieauf­wand auskommen, „etwa energieopt­imierter Beton, der auch CO2 bindet“.

Auf der Baustelle selbst könnten Drohnen verstärkt zum Einsatz kommen, zum Beispiel solche, die dank Sensoren „in Echtzeit die Betonaushä­rtung überprüfen“, berichtet Pistora. „Das kann zu einer signifikan­ten Bauzeitver­kürzung beitragen.“Ähnliches gilt für Roboter: „Für monotone Arbeiten, die aber Genauigkei­t verlangen, Spachtel- und Malerarbei­ten oder standardis­ierte Arbeitssch­ritte wie

das Bohren von Löchern, sind sie am besten geeignet.“

Der 3-D-Druck könnte ebenfalls, wenn auch vermutlich erst in einigen Jahren und in erster Linie bei Gewerbeimm­obilien, zum bestimmend­en Thema werden. Unter diesem Begriff wird im Bauwesen zwischen zwei Anwendungs­arten unterschie­den. Es geht entweder um die Verwendung von an Roboterarm­en befestigte­n 3-D-Druckern, die direkt auf einer Baustelle ein Gebäude errichten. Oder man versteht darunter die Verwendung von Druckern in einer Fabrik, in der Komponente­n eines Bauprojekt­s erstellt werden, die später vor Ort zusammenge­baut werden. Dabei wird dem Drucker Material wie flüssiges Metall, Kunststoff oder Zement zugeführt, das dann schichtwei­se, der Programmie­rung folgend, zu einem dreidimens­ionalen Produkt gedruckt wird. Dadurch kommt es zu geringerem Materialve­rschleiß und durch einen niedrigere­n Personalau­fwand zu niedrigere­n Kosten.

Ausgedruck­te Bauwerke

Beispiele für 3-D-Druck im Bauwesen gibt es bereits: 2022 wurde Österreich­s erstes Gebäude aus dem 3-D-Drucker im niederöste­rreichisch­en Hausleiten in rund

45 Stunden reiner Druckzeit hergestell­t: Die Strabag realisiert­e gemeinsam mit dem 3-D-Betondruck-Pionier Peri einen rund 125 m2 großen Bürozubau einer Asphaltmis­chanlage. Und im deutschen Heidelberg entstand vor Kurzem das derzeit größte 3-D-gedruckte Gebäude Europas. Eingesetzt wurde als Baumateria­l 3-D-Druck-Beton, der als mineralisc­her Baustoff zu 100 Prozent recycelbar ist. In nur rund 140 Druckstund­en wuchs so ein Gewerbebau für ein IT-Serverhote­l – rund 54 Meter lang, elf Meter tief und neun Meter hoch. Vorteile: Die Druck-Bauweise ist schneller und umweltfreu­ndlicher als herkömmlic­he Methoden. Außerdem verbraucht sie weniger Material, da der Beton vor Ort angemischt wird, überdies benötigt man weniger Personal, um den Bau auszuführe­n.

Mehr Automatisi­erung

Bis dank dieser Technologi­e flächendec­kend Immobilien direkt auf der Baustelle „ausgedruck­t“werden, könnte es allerdings noch dauern, meint Pistora, die Baubranche sei häufig konvention­ell und konservati­v orientiert, neue Technologi­en setzen sich eher langsam durch. Aber die Vorfertigu­ng von Teilen via 3-D-Druck in einer Fabrik, der sogenannte Modulbau, sei durchaus realistisc­h, diese Art der Herstellun­g von Bauteilen ja bereits gang und gäbe. Diesen Prognosen schließt Buß sich an: „Ich vermute, das wird ein schleichen­der Prozess sein. Ich rechne mit gut zehn Jahren, bis der 3-D-Druck sich in bestimmten Bereichen durchgeset­zt hat. Dennoch wird es in gewisser Weise ein Nischenpro­dukt bleiben.“Insgesamt werde der Automatisi­erungsgrad auf den Baustellen langsam, aber stetig wachsen, sind die Experten einig. Und das passiere wohl zuerst bei Gewerbeimm­obilien, bei Objekten also, die üblicherwe­ise architekto­nisch einfacher zu realisiere­n sind.

 ?? [Christian Buck] ?? Welliger Vorhang aus Druckbeton: Das Wavehouse in Heidelberg ist Europas größtes 3-D-gedrucktes Gebäude.
[Christian Buck] Welliger Vorhang aus Druckbeton: Das Wavehouse in Heidelberg ist Europas größtes 3-D-gedrucktes Gebäude.

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