Kaum noch jemand hält Bitcoin für eine Modeerscheinung
Die Deutsche Bank hat US-Konsumenten befragt. Die Bitcoin-Skeptiker sind etwas weniger geworden, doch es gibt sie noch.
Verbraucher in den USA sind geteilter Meinung über die kurzfristige Wertentwicklung von Bitcoin. Laut einer Erhebung der Deutschen Bank erwartet noch immer ein Drittel, dass die weltweit führende Kryptowährung bis zum Ende des Jahres unter 20.000 USDollar (18.500 Euro) fallen wird. Das wäre ein Abschlag von etwa 45.000 Dollar auf den jüngsten Preis der ältesten Kryptowährung und würde Bitcoin auf das Niveau des Bärenmarkts im Jahr 2022 zurückbringen.
Doch diese Gruppe der Pessimisten schrumpft stetig. Im Februar waren es noch 35 und im Jänner 36 Prozent. Seit Jahresbeginn hat sich der Bitcoin-Preis um mehr als 50 Prozent erhöht. Am Sonntagvormittag kostete eine Einheit etwa 65.000 Dollar, nachdem der Preis infolge des iranischen Drohnenangriffs auf Israel zeitweise unter 62.000 Dollar abgestürzt war.
Im November 2022 war der Bitcoin-Preis unter 16.000 Dollar gesunken. Die ursprünglich zweitgrößte Krypto-Handelsplattform FTX hatte sich zuvor für zahlungsunfähig erklärt, was kurzfristig für viel Unsicherheit gesorgt hatte. Allerdings lag der Untergang von FTX nicht an Bitcoin. Vielmehr hatte FTX-Chef Sam Bankman-Fried laut US-Justiz Milliarden aus dem Vermögen von FTX-Kunden ohne deren Wissen abgezweigt, um unter anderem riskante Geschäfte seines Hedgefonds Alameda Research zu finanzieren. Als diese Geschäfte schiefgingen, wurde auch FTX in den Strudel gerissen, und das Vertrauen in alle Kryptowerte litt vorübergehend.
„Wichtige Anlageklasse“
Inzwischen zeigt sich aber, dass die Skepsis gegenüber Bitcoin deutlich abgenommen hat: 52 Prozent der 3600 Befragten sagen, dass Kryptowährungen in Zukunft eine „wichtige Anlageklasse und Zahlungsmethode“sein werden. Bei einer Befragung im September 2023 hatten das weniger als 40 Prozent angegeben.
Die älteste und größte Kryptowährung hatte kürzlich ein neues Rekordhoch bei 74.000 Dollar erreicht. Der heurige Anstieg des Bitcoin-Kurses übertrifft bisher traditionelle Vermögenswerte wie Aktien oder Gold. Bitcoin hat sich in den vergangenen Jahren volatiler als diese gezeigt, ist aber um ein Vielfaches stärker gestiegen.
Unter anderem hohe Zuflüsse in die erst drei Monate alten börsengehandelten Fonds für Bitcoin in den USA ließen den Preis steigen. Bitcoin-Befürworter erwarten, dass die Nachfrage weiterhin zunehmen wird. Kritiker bemängeln hingegen, Bitcoin habe keinen intrinsischen Wert und sei ein reines Spekulationsobjekt. Tatsächlich ist Bitcoin ein digitales, dezentrales Peer-to-Peer-Zahlungssystem, das direkte Zahlungen zwischen zwei Personen ermöglicht, die sich nicht am gleichen Ort befinden, ohne dass man dafür eine Bank benötigt. Die Einheit Bitcoin zeichnet sich dadurch aus, dass sie – ähnlich wie Gold – absolut knapp ist (mehr als 21 Millionen Stück wird es nie geben) und nicht manipuliert werden kann, auch gibt es keine Zentralinstanz, auf die jemand Einfluss nehmen könnte.
Angebot wird verknappt
Bitcoin erfährt in diesem Monat das sogenannte „Halving“. Bei diesem alle vier Jahre stattfindenden Ereignis wird das Neuangebot an Bitcoin-Token halbiert. Manche Marktbeobachter sehen das als Rückenwind für den Aufschwung. Experten warnen zugleich immer wieder vor deutlichen Kursschwankungen der Kryptowährung.
Die von der Deutschen Bank Befragten zeigen sich ohnedies vorsichtig: Nur zehn Prozent glauben, dass Bitcoin zum Jahresende über 75.000 Dollar kosten wird. Bisher war es stets so, dass Bitcoin im Jahr nach dem Halving seinen Höchststand erreicht hat.
(dpa-AFX/Reuters/red.)