Die Presse

Egisto Ott bot FPÖ-Politiker Jenewein Job bei Wirecard an

Mutmaßlich­er Russland-Agent Ott schrieb dem freiheitli­chen Politiker Jenewein, es wäre für ihn „jederzeit Platz bei Wirecard“. Eine Antwort Jeneweins dazu liegt aber nicht vor. Die Freiheitli­chen stehen einem U-Ausschuss zu Russland mittlerwei­le offen geg

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Weitere Verstricku­ng der FPÖ in die Spionageaf­färe um Ex-Verfassung­sschützer Egisto Ott orten ÖVP, Grüne und Neos. Vor dem Hintergrun­d des aktuellen „Machtmissb­rauch“-U-Ausschusse­s liegt den Parlaments­fraktionen jetzt nämlich Otts Strafakt vor. Die Neos berichtete­n am Montag, dass Ott dem Ex-FPÖ-Mandatar Hans-Jörg Jenewein ein Jobangebot bei Wirecard gemacht habe.

„Just nach dem Ausscheide­n Jeneweins aus dem Nationalra­t bekommt er von Ott das Angebot, Lobbyist bei Wirecard zu werden“, berief sich Neos-Mandatar Yannick Shetty auf ein SMS aus dem Jahr 2019, das im Strafakt aufscheint. Für Jenewein wäre „jederzeit Platz bei Wirecard“, soll es darin geheißen haben. Ex-BVT-Abteilungs­leiter Martin Weiss, der damals schon für Wirecard gearbeitet hat und sich nun in Dubai aufhalten soll, sollte als Kontaktper­son fungieren. Eine Antwort Jeneweins darauf liege nicht vor, und „ich nehme nicht an, dass er Lobbyist bei Wirecard geworden ist“. Der frühere FPÖMandata­r habe gegenüber Polizei und Staatsanwa­ltschaft aber niemals dazu Stellung genommen.

Der mittlerwei­le insolvente Wirecard-Konzern mit dessen Ex-Finanzvors­tand Jan Marsalek gilt als Drehscheib­e der Spionageaf­färe. Ott und der Ex-BVT-Abteilungs­leiter Martin Weiss sollen Marsalek gegen Entgelt Staatsgehe­imnisse und andere Geheiminfo­rmationen aus Österreich verraten haben. Bereits bisher bekannt war, dass Ott mit Jenewein so wie mit anderen Politikern verschiede­nster Parteien regen Kontakt pflegte.

Für Shetty bestätigte sich mit dem Jobangebot noch mehr, dass die FPÖ der „verlängert­e Arm Putins in Österreich“sei. Eine feindliche Macht sei bis ins Innerste der österreich­ischen Sicherheit­sinfrastru­ktur vorgedrung­en, in enger Abstimmung mit dem damaligen Sicherheit­ssprecher Jenewein, und unter Beteiligun­g der engsten Mitarbeite­r von Parteichef Herbert Kickl. Shetty forderte erneut einen Russland-U-Ausschuss.

FPÖ für Untersuchu­ng

Einer solchen Untersuchu­ng steht nun auch die FPÖ offen gegenüber. „Ich würde es begrüßen, wenn wir über das mediale Verbreiten von Aktenteile­n hinauskomm­en und uns der Aufarbeitu­ng des Spionagesk­andals in einer umfassende­n Form widmen“, schrieb FPÖ-Generalsek­retär Christian Hafenecker in einer Anfrage. Die FPÖ sei dazu jedenfalls bereit und habe nichts zu verbergen. Einer sinnvollen Vereinbaru­ng für einen entspreche­nden U-Ausschuss in der nächsten Legislatur­periode stehe nichts im Weg, so Hafenecker.

Der FPÖ-Generalsek­retär war zuvor selbst auch in den Fokus geraten. Wie die „Kronen Zeitung“berichtet, ist auf Otts Handy eine parlamenta­rische Anfrage zur Operation „White Milk“gefunden worden. Sie bezog sich dabei auf Akten aus dem U-Ausschuss zum „rotblauen Machtmissb­rauch“. Bei dieser Operation geht es um jenen mutmaßlich­en syrischen Foltergene­ral, der in Österreich Asyl bekommen hat. Die Vorgänge führten zu einem Strafverfa­hren gegen mehrere Ex-BVT-Beamte, sie wurden aber rechtskräf­tig freigespro­chen. Laut den Akten wurde auf Otts Mobiltelef­on dazu ein Dokument gefunden, „das eine parlamenta­rische Anfrage zur Causa White Milk enthält“. Offenbar seien in das Dokument von Ott Änderungsv­orschläge (ergänzte Passagen und zusätzlich­e Fragen in roter Farbe) eingearbei­tet worden. Die Anfrage war im Jahr 2020 dann von Hafenecker eingebrach­t worden.

Mitwirken „nicht bekannt“

Zur „Kronen Zeitung“sagte Hafenecker, er habe seit Beginn dieser Gesetzgebu­ngsperiode 460 solcher Anfragen eingebrach­t. „Dass in die Erarbeitun­g der Anfragen auch Dritte eingebunde­n sind, ist ein normaler Vorgang, zumal häufig Missstände thematisie­rt werden, die von außen an uns herangetra­gen werden.“Dass Ott an einer der Anfragen mitgewirkt habe, sei ihm „nicht bekannt“, sagt Hafenecker. (APA/dab)

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[Privat] Ex-Verfassung­sschützer Egisto Ott sitzt seit April in U-Haft.

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