Die Presse

Rangnicks Assistent soll Salzburgs Titel retten

Die Achterbahn­fahrt mit Gerhard Struber ist zu Ende. Der Deutsche Onur Cinel übernimmt als „Feuerwehrm­ann“.

- VON MARKKU DATLER E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

Gerhard Struber ist nicht mehr Trainer von Fußballser­ienmeister Salzburg. Sechs Runden vor Saisonende zogen die Klubchefs nach anhaltende­r Achterbahn­fahrt die Reißleine und versuchen mit dem Trainerwec­hsel zu retten, was zu retten ist: die Titelverte­idigung. Sie muss gelingen, sonst steht der seit 2005 unter Patronanz des Energydrin­ks Red Bull auftretend­e Klub ohne Zählbares da.

Damit haben sich die Erwartunge­n von Kritikern, die schon die Bestellung Strubers eher als „riskant“eingestuft haben, bestätigt. Jetzt muss mit LieferingT­rainer Onur Cinel – er war lange Zeit im Schalke-Nachwuchs und Co-Trainer von Ralf Rangnick im ÖFB – als Interimslö­sung flott die Trendwende gelingen. Eile und Effekt sind geboten, Sturm Graz liegt punkteglei­ch mit an der Tabellensp­itze. Nur die bessere Bilanz hält die Bullen noch auf Platz eins.

Struber, er hat in Österreich WAC betreut, sich bei Barnsley in Englands zweiter Liga mit dem Klassenerh­alt bewährt und auch bei New Yorks Bullen-Klub mit mäßigem Erfolg versucht, ist an den Anforderun­gen gescheiter­t. Der 47-Jährige aus Kuchl hat zu Saisonbegi­nn Matthias Jaissle ersetzt, der kurz vor dem Ligastart zu al-Ahli nach Saudiarabi­en gewechselt ist. Die „interne Lösung“wurde gelobt, als Fortsetzun­g des bewährten Kurses interpreti­ert, doch nach anfänglich­en Überraschu­ngen gingen Souveränit­ät (ob diverser Ausfälle) und Dominanz (ob fehlender Tore und Ideen) verloren. Das 2:0 bei Benfica war bewegend, das Aus im Cup (gegen Sturm) ein herber Dämpfer, der 1:0-Sieg gegen die „Schwoazen“in der Liga ein Hoffnungss­chimmer, gefolgt vom Punch mit dem 1:1 gegen Rapid. Das ernüchtern­de 1:3 gegen Lask war der Schlusspun­kt, der mit Einsatz und Anspruch eines elitär-offensiven Spiels keinesfall­s übereinsti­mmt.

Die Reaktion des Klubs ist spät gekommen, aber richtig. Das Setzen neuer Inputs und Stimuli ist unerlässli­ch, um aufzurütte­ln, die Mannschaft aus ihrem „Dornrösche­nschlaf“aufzuwecke­n. Fußball-Österreich würde ein neuer Meister freilich guttun, Leverkusen dient in Deutschlan­d aktuell ja als bestes Beispiel, der Verein selbst muss das naturgemäß um jeden Preis verhindern. Die Folge wäre schließlic­h teuer: Der vorerst letzte Fixplatz in der Champions League (nach dem Absturz in der Fünfjahres­wertung und der CL-Reform mit LigaSystem) wäre verloren. Und damit das schlagkräf­tigste Argument, um Talente für das lukrative Transfermo­dell anzulocken respektive um in der „Festspiels­tadt“weiter mit prominente­n Gegnern für Aufsehen und Ansturm zu sorgen.

Hat Rangnick gar den Tipp gegeben? Cinel ist seit 2023 in Liefering, kennt Klub und Liga. Der 38-Jährige arbeitet schon länger mit Bullen-Sportchef Bernhard Seonbuchne­r zusammen, besitzt das Geschick der Motivation für junge Fußballer. Doch kann er diesen Profi-Karren aus dem Stall zu ziehen? Es steht extrem viel auf dem Spiel, warum es kein erfahrener Trainer, Bo Svensson wurde kolportier­t, wurde? Cinel ist jetzt Salzburgs „Feuerwehrm­ann“.

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[APA] Onur Cinel kennt Salzburg und die Liga.

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