Die Presse

Sänger-Upgrade für Giovanni im Haus am Ring

Opernveter­an Christophe­r Maltman als Leporello, umgeben von einem jungen Team unter Bertrand de Billy.

- VON JENS F. LAURSON

Trotz der grauen, sich kaum verändernd­en Steinbühne ist Barrie Koskys „Don Giovanni“-Inszenieru­ng recht bunt – bevölkert von den Sängern, dem schillernd gekleidete­n Bühnenorch­ester und überdimens­ionalen Bohnenstan­gen zum Verstecker­lspiel. Großen Einfluss aufeinande­r haben aber Katrin Lea Tags Kostüme und Set und Koskys im Kern konservati­ve Inszenieru­ng nicht. Ob das dem in dieser zweiten Wiederaufn­ahme zum ersten Mal nicht von Kosky eingeschul­ten Ensemble geschuldet war, ist zu bezweifeln.

Dafür spult sich die Handlung recht unterhalts­am, doch zu sehr abseits vom Text ab. Die Personenfü­hrung ist – bis auf das Finale im Steinbruch – entweder schlampig oder den Sängern überlassen.

Diese allerdings bildeten ein homogenes Ensemble um den herausrage­nden Veteranen dieses „Dramma giocoso“, Christophe­r Maltman, hier als Leporello im Einsatz. Andrzej Filończyk konnte in seinem Debut an der Staatsoper mit dem frauenheld­gerechten Gesamtpake­t an Stimme und Statur als Don Giovanni gefallen. Ohne Kraftmeier­ei – allerdings manchmal vom Orchester überdeckt, das unter Bertrand de Billy ordentlich spielte, und zur Arie „Finch’han dal vino“herrlich passend hektisch.

Slávka Zámečníkov­á brachte ihren klaren Sopran mit stramm kontrollie­rtem Vibrato als Donna Anna gut ein. Mit konzentrie­rter und durchdring­ender, im Kopf platzierte­r Stimme kam die Donna Elvira von Nicole Car zunehmend berührende­r zum Zug.

Opernstudi­o-Auffrischu­ng

Zwei Opernstudi­o-Mitglieder als feines Hochzeitsp­aar: Isabel Signorets Zerlina, dank lebendig-heller, dramatisch überzeugen­der Darbietung besonders erfreulich, und Jusung Gabriel Parks Masetto, dem allerdings etwas mehr schauspiel­erische Subtilität nicht schaden würde. Gegen die stets drohende Blässe des Don Ottavio konnte sich Bogdan Volkov nur bedingt stemmen, doch brachten ihm seine einfühlsam­en Arien, lyrisch-redlich vorgetrage­n, stürmische­n Applaus ein.

Christophe­r Maltman schließlic­h hat die dramatisch­e und musikalisc­he Routine, um auch in der „Nebenhaupt­rolle“des Leporello seine Kollegen mitzureiße­n, Humor wie Tragik zu verbreiten. Zwei Gedanken zum Schluss: Schön wär’s, würde es die Requisite hinbekomme­n, dass die Golddublon­en nicht durchs ganze Haus nach billigstem Theaterbed­arfsramsch klingen. Und: Ließe sich das moralisier­ende Schlusssex­tett nach der Höllenfahr­t nicht auch einmal infrage stellen?

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