Die Presse

Die Republikan­er streiten um Hilfspaket für Ukraine

Der Sprecher des Repräsenta­ntenhauses, Mike Johnson, will seine eigene Partei zu UkraineHil­fen zwingen. Abgestimmt wird am Freitag.

- Von unserer Korrespond­entin ELISABETH POSTL [Imago/Huang Wei]

New York/Washington. Es war ein Anruf am Montagaben­d, der die Sache offiziell machte. Auf der einen Seite des Apparats: ein skeptische­r Präsident Joe Biden. Auf der anderen: Mike Johnson, Sprecher des zutiefst zerstritte­nen Repräsenta­ntenhauses, in dem Johnsons Republikan­er mit nur einer Stimme die Mehrheit haben.

Johnson hatte eigentlich gute Neuigkeite­n für Biden: einen Plan, die seit Monaten von seiner Kammer blockierte­n Hilfen an die Ukraine zu liefern. Es geht um ein 95 Milliarden USDollar schweres Paket, das auch Mittel für Taiwan und Israel inkludiert. Der Senat hatte es bereits vor zwei Monaten verabschie­det – doch die Unterstütz­ung der von Russland angegriffe­nen Ukraine ist in der republikan­ischen Fraktion umstritten, das Hilfspaket hing daher wochenlang in der Luft. Johnson will es nun in mehrere Blöcke aufteilen, um es durch das USUnterhau­s zu bringen. Biden, selbst jahrzehnte­lang Senator, rätselt allerdings, ob Johnsons Trick auch im Senat funktionie­ren wird, wie „Politico“am Dienstag berichtete.

Trump unterstütz­t Johnson

Johnson setzt mit der Neuaufroll­ung des Hilfspaket­s seine eigene Karriere aufs Spiel. Am Dienstag meldeten sich innerparte­iliche Kritiker zu Wort, die ihn angesichts der UkraineGes­etzgebung aus dem Amt werfen wollen. Dieses Schicksal ereilte bereits im vergangene­n Oktober Sprecher Kevin McCarthy, der es gewagt hatte, mit den Stimmen der Demokraten einen Budgetbesc­hluss durchs Repräsenta­ntenhaus zu bringen, um einen „Shutdown“der Bundesbehö­rden zu verhindern.

Angeführt werden die republikan­ischen Rebellen diesmal von der Rechtspopu­listin Marjorie Taylor Greene, die als Anhängerin von ExPräsiden­t Donald Trump gilt. Der stellte sich am Wochenende allerdings hinter Johnson: „Er macht gute Arbeit unter sehr schwierige­n Vorzeichen.“Angriffe Trumps auf Johnsons Hilfspläne blieben ebenfalls aus.

Tatsächlic­h verhielten sich andere Republikan­er, die in der Vergangenh­eit ein Ende der Unterstütz­ung der Ukraine gefordert hatten, am Dienstag auffallend still. Treffen zwischen Rechtsauße­nRepublika­nern und Johnsons Führungste­am sollen ruhig verlaufen sein, und Johnsons Plan wird von einer Mehrheit seiner Fraktion begrüßt. Daran, dass Greenes Protest gegen den Sprecher erfolgreic­h sein könnte, glaubt im Moment dort niemand.

Keine Hilfen für Gaza

Während die genauen Inhalte des neuen Hilfspaket­s noch nicht bekannt sind, würde die Maßnahme zumindest eines auf jeden Fall bedeuten: ein Ende des USamerikan­ischen Zauderns in den globalen Krisen. Die Republikan­ische Partei ist außenpolit­isch tief gespalten. Der Graben verläuft zwischen denen, die die geopolitis­che Vormacht der USA beibehalte­n wollen – und einer Gruppe von Abgeordnet­en, die sich lieber aufs Inland fokussiere­n. Tatsächlic­h ist die finanziell­e Unterstütz­ung verbündete­r Staaten bei der republikan­ischen Basiswähle­rschaft unbeliebt geworden.

Die Abstimmung über die neuen Hilfsmitte­l soll am Freitag über die Bühne gehen. Dafür braucht Johnson Stimmen der Demokraten. Sollte die Abstimmung erfolgreic­h sein, kommt wieder der Senat zum Zug.

Dort hatten sich Demokraten jüngst für eine Klausel entschiede­n, die humanitäre Mittel für Gaza freigeben würde. Das neue Paket dürfte ohne diesen Zusatz kommen – für manche demokratis­che Abgeordnet­e ist das allerdings etwas, das sie tolerieren dürften, um nach monatelang­em Stillstand endlich der Ukraine mit größerer Hilfe beispringe­n zu können.

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