Die Presse

Voraussetz­ungen für EMobilität fehlen

EUBinnenma­rktkommiss­ar Breton warnt davor, dass die EU ihre Ziele für das Verbrenner­Aus nicht erreicht.

- VON WOLFGANG BÖHM

Brüssel. Es fehlt an politische­m Willen, an Infrastruk­tur, Planungssi­cherheit und damit auch der notwendige­n Motivation der Industrie. „Es sind noch massive Umstellung­en notwendig, um die für 2035 gesteckten Klimaziele im Verkehr (Verbrenner­Aus) einzuhalte­n“, warnt EUBinnenma­rktkommiss­ar Thierry Breton. „Der GreenDeal wird nicht allein durch Vorgaben aus Brüssel funktionie­ren“, versuchte Breton diese Woche die EUMitglied­staaten in die Pflicht zu nehmen.

Tatsächlic­h ist seit dem Beschluss der EURegierun­gen und des EUParlamen­ts im vergangene­n Frühjahr über ein Aus für den Verkauf neuer Benzin und DieselFahr­zeuge ab dem Jahr 2035 in der EU wenig unternomme­n worden, dieses Ziel zu erreichen. Populistis­che Ankündigun­gen zu einem Festhalten am Verbrennun­gsmotor im Individual­verkehr waren nicht eben förderlich, um zu Investitio­nen und die Privatwirt­schaft zum Aufbau der Infrastruk­tur zu motivieren. Die Ankündigun­g von EUKommissi­onspräside­ntin Ursula von der Leyen im beginnende­n Europawahl­kampf, dass die Umstellung sowieso im Jahr 2026 überprüft werde, trug ebenfalls zu einer Verunsiche­rung bei den Hersteller­n, aber auch bei Konsumente­n bei.

Aktiv ist vor allem China

In einem von Beamten der Generaldir­ektion für den Binnenmark­t erstellten und dem Magazin „Politico“zugespielt­en Dokument warnt die Kommission, dass die EU noch lange nicht für das Verbot von Verbrennun­gsmotoren vorbereite­t ist. Laut dem Dokument müsste der Verkauf von EAutos um das Siebenfach­e steigen, damit die Umstellung plangemäß erreicht werden kann. Es steigt aber vor allem der Anteil der chinesisch­en Produzente­n. Von einem Marktantei­l von einem Prozent im Jahr 2001, erreichte die Konkurrenz aus China 2023 schon jeden fünften Käufer (20 Prozent). „Der Anteil von EAutos made in China steigt exponentie­ll“, warnen die EUBeamten. Statt neue Arbeitsplä­tze zu schaffen, sinkt denn auch die Zahl der Arbeitskrä­fte in der europäisch­en Autoindust­rie. Die Autos von EUHerstell­ern, so warnen die Experten, sind schlicht zu teuer. Derzeit sind lediglich sechs Modelle unter 30.000 Euro auf dem Markt, davon stammen drei aus China.

Gleichzeit­ig hinken die meisten EUStaaten mit dem Aufbau von Ladestatio­nen den gesteckten Zielen hinterher. Nur Deutschlan­d, Frankreich und die Niederland­e seien ambitionie­rt genug. Dort konzentrie­ren sich 61 Prozent dieser europaweit notwendige­n Infrastruk­tur für EMobilität. Vergangene­s Jahr gab es EUweit 600.000 Ladestatio­nen. Damit die Umstellung funktionie­rt, wären bis 2035 aber drei Millionen Ladestatio­nen notwendig.

Positiv vermerkt das Dokument, dass der Aufbau einer BatterieIn­dustrie voranschre­ite. Doch bestehe die Gefahr, dass die Ankündigun­gen über zusätzlich­e Kapazitäte­n nicht gänzlich umgesetzt werden.

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