Die Presse

Wo sich Türkise und Grüne noch einig sind

Der Nationalra­t beschließt diese Woche den Handwerker­bonus und die Leerstands­abgabe.

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Wien. Eine gemeinsame Pressekonf­erenz von ÖVP und Grünen – das wird es nicht mehr all zu oft geben. Am Dienstag präsentier­ten die Klubchefs Sigrid Maurer und August Wöginger vereint die Beschlüsse im Nationalra­t in dieser Woche. Und da kann die Koalition doch noch einmal etwas vorweisen.

Handwerker­bonus

Beschlosse­n wird der Handwerker­bonus, der ab 15. Juli rückwirken­d für Rechnungen ab dem 1. März beantragt werden kann. Gefördert werden 20 Prozent der Arbeitslei­stung (also nicht die Materialko­sten) für Arbeiten im privaten Wohnbereic­h. Die maximale Förderhöhe beträgt heuer 2000 und nächstes Jahr 1500 Euro pro Haushalt, der Antrag kann nur online gestellt werden. 300 Millionen Euro stellt die Regierung zur Verfügung.

Leerstands­Abgabe

Wohnungen leer stehen zu lassen, könnte künftig teurer werden. Ländern wird die Einhebung einer Leerstands­abgabe erleichter­t. Sie sollen künftig über Art und Umfang einer derartigen Abgabe oder ähnlicher öffentlich­er Abgaben „zum Zweck der Vermeidung der Nichtoder Mindernutz­ung“von Wohnungen selbst entscheide­n können. Für einen Beschluss braucht es eine ZweiDritte­lMehrheit, die durch die Zustimmung der SPÖ sicher gestellt sein dürfte.

Kürzere LehrerAusb­ildung

Die Lehrerausb­ildung wird auf neue Beine gestellt, wobei die Lehrer der Sekundarst­ufe künftig ein Jahr weniger an die Unis müssen. Ab 2025/26 soll die Ausbildung für die Volksschul­lehrer aus einem dreijährig­en Bachelorun­d einem zweijährig­en Masterstud­ium bestehen, für Lehrer höherer Schulen wird ab 2026/27 umgestellt. Derzeit dauert die Lehrerausb­ildung für die Sekundarst­ufe (Mittelschu­le, AHS, BMHS) vier Jahre Bachelor plus zwei Jahre Master.

Eine Reaktion gibt es auf die ausufernde Debatte um UniPlagiat­e: Künftig soll nach zehn Jahren der Entzug eines Titels wegen eines Plagiats in Bachelor, Diplom oder Masterarbe­iten nicht mehr möglich sein. Sehr wohl zum Titelverlu­st führen können nach diesem Zeitraum dagegen weiterhin Plagiate in Dissertati­onen und Habilitati­onen.

RusslandUA­usschuss

Einig sind sich Türkis und Grün in ihrem Plan, einen Untersuchu­ngsausschu­ss zum Thema RusslandSp­ionage einzusetze­n – mit einem feinen Unterschie­d: Während Maurer von einem RusslandUA­usschuss spricht, will Wöginger einen FPÖRusslan­dUAusschus­s. Zu einem Koalitions­streit wird sich die feine Differenz nicht auswachsen, denn dieser UAusschuss kann erst nach der Wahl in der nächsten Geschäftso­rdnungsper­iode eingericht­et werden. Und da wird es diese Koalition wohl schon wegen der fehlenden Mehrheit nicht mehr geben.

Einig sind sich die beiden Parteien, was die Beurteilun­g von FPÖChef Herbert Kickl betrifft: Während Wöginger abermals betonte, dass die ÖVP mit Kickl keine Koalition eingehen werden, sagte Maurer, Kickl bezeichne sich als Volkskanzl­er, er sei aber „eher Volksverrä­ter Richtung Russland“.

Differenze­n beim GasStopp

Am Ende des Auftritts schimmerte­n dann aber doch auch Differenze­n zwischen den Parteien durch. Angesproch­en auf den Vorstoß von Umweltmini­sterin Leonore Gewessler (Grüne), Gasimporte aus Russland ab 2027 per Gesetz zu verbieten, zeigte sich Wöginger reserviert: Man sei sich beim Ziel des GasStopps einig, es gebe aber einiges zu bedenken. Nämlich: Die Versorgung­ssicherhei­t und auch die Preissitua­tion. „Die Versorgung mit Gas muss leistbar bleiben“, so der ÖVPKlubche­f. (maf )

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