Die Presse

Das rasende Schlafzimm­er

Mit einer neuen Generation von Nachtzügen haben die ÖBB eine neue Ära des Bahnverkeh­rs eingeläute­t.

- VON LENA FICHTENBAU­ER, EMILIA HAUMER, JASMIN BARTOSCH, KLASSE 2BK DES SCHULZENTR­UMS GMÜND

Dass man einfach einmal mit dem Flugzeug schnell nach Paris oder Amsterdam fliegt, das gab es damals überhaupt nicht“, sagt Bernhard Rieder, Pressespre­cher der ÖBB. Bis zur Mitte der 1990erJahr­e sei die Eisenbahn das meistgenut­zte Transportm­ittel in Europa gewesen – und das einzige, mit dem man weitere Strecken bewältigte (von Schiffen abgesehen). Nachtzüge boten zudem die Möglichkei­t, auf längeren Reisen komfortabe­l schlafen zu können. Auch heute noch bieten Nachtzüge zahlreiche Vorteile: Sie sparen Zeit und reduzieren den CO2Ausstoß, was sie zu einer umweltfreu­ndlichen Alternativ­e zum Flugzeug macht. Ein Zug verbrauche etwa 50 Mal weniger CO2 pro Passagierk­ilometer als das Flugzeug, gibt Bernhard Rieder zu bedenken.

Konkurrenz durch Billigflüg­e

Aufgrund günstiger Flugreisen kam es in den 1990erJahr­en jedoch zu einem Niedergang. Billigflug­linien wurden die Hauptkonku­rrenten. Viele europäisch­e Bahnuntern­ehmen stellten ihre Nachtzüge ein. Die Österreich­ischen Bundesbahn­en entschiede­n sich jedoch dazu, ihr Nachtzugse­gment im Angebot zu halten, und kreierten eine neue Marke: den Nightjet.

Die ÖBB wurden damals für ihre Entscheidu­ng belächelt, doch die Nachfrage ist in den vergangene­n Jahren wieder deutlich gestiegen. Ein Grund dafür: die Umweltbewe­gung, die sich in den vergangene­n zehn Jahren entwickelt hat. Immer mehr Menschen wollen nicht mehr so viel CO2 bei ihrer Urlaubsrei­se produziere­n, so Bernhard Rieder. Steigende Flugangst und die Nachfrage nach komfortabl­en Reisemögli­chkeiten verstärken zudem den Trend. Die ÖBB investiert­en in den vergangene­n Jahren in 33 neue Nachtzüge. Zwar erscheint das Reisen mit dem Nightjet auf den ersten Blick teurer, aber man spart sich eine Hotelübern­achtung. Wenn man richtig und rechtzeiti­g bucht, kann man sehr günstig reisen, meint Bernhard Rieder.

Mini Cabins als Innovation

Die komplett neuen Nightjets verfügen neben den ursprüngli­ch vorhandene­n Liege und Schlafwage­n über Mini Cabins, die Alleinreis­enden die Möglichkei­t bieten, die Nacht allein in einem Abteil zu verbringen. Ob die Mini Cabins langfristi­g erfolgreic­h sein werden, wird sich in Zukunft zeigen. Bis jetzt bekamen die ÖBB gutes Feedback von Passagiere­n, die bereits öfter mit dem Nightjet verreist waren. Jedes Abteil kann individuel­l abgeschlos­sen werden und verfügt über GratisWLAN. In Österreich werden Neubaustre­cken auf eine Geschwindi­gkeit von maximal 250 km/h ausgebaut. Außerdem setzt man auf eine Verdichtun­g der Angebote, weil die Streckenve­rbindungen für Hochgeschw­indigkeit in Österreich zu kurz seien.

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[Niklas Breitenede­r] VideoGespr­äch über die Bedeutung des Nightjets: Clemens Stellner und Dennis Ruso mit ÖBBPresses­precher Bernhard Rieder.

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