Was Gründer antreibt und was sie bremst
Wie innovationsfreundlich ist Österreich? Ein Gespräch mit WURektor Rupert Sausgruber über Unternehmergeist und wie er sich wecken lässt.
Wien. Wer nicht schon irgendeinen Bezug zu Österreich hat, wird hierzulande eher kein Unternehmen gründen. Diesen Schluss legt zumindest der DoingBusinessIndikator der Weltbank nahe, demnach sind Unternehmensgründungen in ganzen 126 Ländern einfacher als in Österreich. Allerdings misst besagter Ländervergleich bloß die Zahl der notwendigen Behördenschritte, die durchschnittliche Dauer einer Unternehmensgründung und die damit verbundenen Kosten. Faktoren, die zweifelsfrei wichtig sind – aber auch nicht alles.
„Es ist unglaublich attraktiv, in Wien zu gründen“, sagt Rupert Sausgruber, Rektor der Wirtschaftsuniversität Wien (WU), im Gespräch mit der „Presse“: „Die Lebensverhältnisse sind sehr gut, das Ausbildungsniveau ist exzellent.“Mit einer Vielzahl an Universitäten sei auch ein guter Nährboden für innovative Geschäftsmodelle da. Und immer mehr junge Menschen würden auch gründen wollen. Allerdings täuscht der DoingBusinessIndikator nicht darüber hinweg, dass es auch Stolpersteine für angehende Unternehmerinnen und Unternehmer gibt.
Wo der Schuh drückt
„Wir haben Kapital in der Wirtschaft und wir haben Menschen, die arbeiten“, sagt Sausgruber: „Die Frage ist, wie wir diese Ressourcen nützen können, damit möglichst viel Innovationskraft herauskommt.“Auch wenn Österreich mitunter zurecht dafür kritisiert werde, nicht genügend innovationsfreundlich zu sein, bewege sich gerade viel im Land.
Wobei nicht allein die Universitäten gefordert seien, sondern etwa auch Geldgeber, die Politik und die Gesellschaft.
Startups etwa spüren auch Standortnachteile, sagt Sausgruber und nennt als Beispiel die hohen Lohnkosten. Nicht gerade innovationsfördernd sei auch die vergleichsweise restriktive Migrationspolitik. Im internationalen Wettbewerb würden vielfach Staaten, die mehr Migration zulassen, besonders große Innovationskraft entwickeln.
Wie unternehmerfreundlich ein Land ist, hängt aber auch am Mindset einer Gesellschaft. Und zum Beispiel an der Frage, ob man in einer Gesellschaft unternehmerisches Risiko nehmen kann, ohne bei einem Schiffbruch langfristige Nachteile zu haben. „Wenn Sie in Privatkonkurs gehen, dann müssen Sie sich in Österreich relativ lange zurücknehmen und dürfen nicht mehr verdienen, weil Sie die Gläubiger bedienen müssen“, diagnostiziert Sausgruber.
Und auch die Bildungslandschaft insgesamt sei wichtig, weiß der WURektor. Es kämen in Österreich viel zu wenige Menschen während ihrer Bildungskarriere mit unternehmerischem Denken in Kontakt. „Kinder
ZUR PERSON
Rupert Sausgruber ist seit Oktober Rektor der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Zuvor war er an der WU Professor für Public Economics, ab 2018 leitet er das Volkswirtschaftsinstitut. Seine Karriere als Universitätsprofessor begann der gebürtige Tiroler im Jahr 2005 als außerordentlicher Professor an der Uni Innsbruck. Er forscht unter anderem zur Verhaltensökonomik. haben einfach Freude daran, Ideen zu entwickeln und unternehmerisch zu denken“, sagt Sausgruber: „Aber es ist auch etwas, das man stark fördern muss.“Aus ökonomischer Sicht sei es wünschenswert, wenn Menschen unternehmerisches Risiko eingehen. „Nicht alle Dinge gelingen. Aber wenn Dinge gelingen, dann hat das sehr viele positive Aspekte für uns als Gesellschaft“, weiß der Wirtschaftswissenschaftler.
Geld ist nicht alles
Beim Thema Bildung setzt die WU schon seit Längerem an. Seit 2015 gibt es etwa das Gründerzentrum der Universität, das Studierende bei den ersten Schritten ins Unternehmertum unterstützt. Mit dem Changemaker
Programm will die Universität auch Kindern das unternehmerische Denken näherbringen. Und jüngst hat die Universität mit der B&C Privatstiftung sowie dem Unternehmer Michael Tojner die Initiative eXplore! gestartet, die den Unternehmergeist in der Forschungslandschaft fördern soll.
Diejenigen, die das unternehmerische Risiko suchen, treibt jedenfalls längst nicht nur die Aussicht auf Geld an. Viele Studierende würden vor allem nach gesellschaftlichem Impact streben. Die WU begleite etwa sehr viele Startups im Bereich Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz, betont Sausgruber. Wiewohl nach wie vor auch Beraterkarrieren oder Jobs bei TechGiganten bei WUAbsolventen hoch im Kurs stehen.