Gesundheitssektor:
Zwei der größten Johnson & Johnson und United Health, haben Zahlen vorgelegt. Die Liste der größten Firmen hat sich stark verändert.
New York. Die CovidPandemie und ihr Abflauen, Erfolge mit Abnehmmedikamenten und die ständige Konkurrenz durch Generika – all das hat in den vergangenen Jahren zu einer Umwälzung bei den größten Gesundheitskonzernen geführt. Die Karten wurden neu gemischt. Die Liste der zehn größten Titel im MSCI World Health Care Index schaut ganz anders als noch vor fünf Jahren aus.
Während Pfizer oder Roche nicht mehr unter den Top Ten rangieren, konnten zuletzt vor allem die Hersteller von Abnehmspritzen Eli Lilly und Novo Nordisk ihre Gewichtung ausbauen. Die PfizerAktie – das Unternehmen profitierte während der Pandemie von seinem Impfstoff und seinem CovidMedikament – hat sich seit ihrem Hoch halbiert. Auch das Schweizer Unternehmen Roche leidet unter dem Wegfall der CoronaKonjunktur, ist abgerutscht und findet sich nun nur noch unter ferner liefen.
Weltgrößter Pharmakonzern ist nunmehr Eli Lilly mit einem Börsenwert von 713 Milliarden Dollar. In den vergangenen fünf Jahren hat das Unternehmen seinen Börsenwert mehr als versechsfacht. Auf Platz zwei liegt der Versicherer United Health, beide Unternehmen haben ihren Sitz in den USA. Nummer drei stammt aus Europa, aber nicht aus der Schweiz, sondern aus Dänemark: Novo Nordisk konnte – auch dank seines Abnehmmittels Wegovy – seinen Börsenwert verfünffachen.
Konsumsparte abgespalten
Auf Platz vier liegt schließlich Johnson & Johnson (J&J), der mit einem Börsenwert von 356 Milliarden Dollar viertgrößte Gesundheitskonzern. Die Aktie ist kein Überflieger. Seit fünf Jahren ist sie um magere acht Prozent gestiegen, heuer hat sie gar um sieben Prozent verloren. Dabei hat das Unternehmen durchaus einige Meilensteine gesetzt: So hat man sich im Vorjahr von der Konsumgütersparte getrennt. Das Geschäft mit Marken wie Listerine, Neutrogena und Carefree wurde unter dem Namen Kenvue abgetrennt, und zwar mittels eines Splitoffs: Die Aktionäre konnten wählen, ob sie J&JAktien gegen KenvuePapiere tauschen wollten. Kenvue war an der Börse zuletzt knapp 37 Milliarden Dollar wert.
Kritiker meinen, dass J&J auf diese Weise auch ein Problem loswerden wollte: Wegen eines Babypuders, das Krebs verursacht haben soll, sieht sich das Unternehmen seit Jahren Rechtsstreitigkeiten ausgesetzt. Im Medizintechnikbereich hat man dafür zugekauft, beispielsweise durch die 13 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Shockwave Medical, einem Hersteller von HerzKreislaufProdukten.
Am Dienstag präsentierte J&J nun seine Quartalszahlen. Die Aktie gab in einer ersten Reaktion nach, erholte sich dann aber. Sowohl die Medizintechnik als auch die Medikamentensparte konnten den Umsatz steigern. Die größten Anteile entfallen auf Onkologie (J&J stellt etwa das Leukämiemedikament Darzalex oder das Prostatakrebsmedikament Erleada her) und Immunologie (dazu zählt et
wa das Mittel Tremfya gegen Schuppenflechte mit Gelenkentzündung). Auch Uptravi zur Behandlung von pulmonalarterieller Hypertonie verkaufte sich gut. Nach Steuern verdiente J&T 5,35 Mrd. Dollar, ein Jahr zuvor hatte es wegen eines Vergleichs in Sachen Babypuder einen Verlust von 68 Mio. Dollar gegeben. Der Umsatz kletterte in den drei Monaten im Jahresvergleich um 2,3 Prozent auf knapp 21,4 Mrd. Dollar, bereinigt um Zu und Verkäufe belief sich das Plus auf 7,7 Prozent.
Im laufenden Jahr erwartet J&J nun ein Umsatzplus von 5,5 bis sechs Prozent, etwas mehr als bisher. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll 10,60 bis 10,75 Dollar betragen, auch hier hat man zuvor weniger prognostiziert. Einen gewissen Gegenwind erwartet das Unternehmen durch den baldigen Wegfall des Patentschutzes für das PsoriasisMedikament Stelara in Europa.
Auch der zweitgrößte Titel im MSCI World Health Care Index, der Versicherer United Health, präsentierte seine Quartalszahlen. United Health hatte zuletzt ein Cyberangriff samt möglicher Klagsdrohungen zu schaffen gemacht. Doch überzeugte das Unternehmen mit seinen Erstquartalszahlen, die Aktie schoss in die Höhe. Der bereinigte Gewinn pro Aktie lag mit 7,16 Dollar höher als erwartet. Die Belastung durch die Datenpanne betrug den Angaben zufolge im ersten Quartal 872 Mio. Dollar, im Gesamtjahr sollen sich die Kosten auf 1,6 Mrd. Dollar summieren.
Boehringer überholt Bayer
Längst nicht mehr unter den größten Gesundheitskonzernen der Welt befindet sich der deutsche Pharma und Chemiekonzern Bayer, dessen Börsenwert infolge der MonsantoÜbernahme um drei Viertel auf 26 Mrd. Euro zusammengeschrumpft ist. Die MonsantoÜbernahme hat Bayer eine Klagswelle wegen des angeblich krebserregenden Unkrautvernichters Roundup beschert. Am Dienstag kam ein neuer Tiefschlag. Bayer ist nun nicht einmal mehr gemessen am Umsatz der größte deutsche Pharmakonzern: Der Familienkonzern Boehringer Ingelheim hat im Vorjahr einen Umsatz von 25 Mrd. Euro erzielt, wie Reuters berichtet. Bayers Pharmageschäft erlöste 18 Mrd. Euro. Insgesamt ist Bayer mit einem Jahreserlös von 48 Mrd. Euro aber noch größer.