Auf der schiefen Bahn – aber rundum glücklich
Österreich ist bei Olympia in Paris im Madison und Omnium dabei, für das Wiener Quartett Felix Ritzinger, Maximilian Schmidbauer, Tim Wafler und Raphael Kokas erfüllt sich – auch ohne eigene Heimbahn – ein Traum.
Wien. Wer gedacht hat, dass Österreichs Bahnradsport nach dem Abriss des ehrwürdigen DusikaStadions sogleich auch dem Erdboden gleichgemacht worden ist, liegt vollkommen falsch. Womöglich war die politischfragwürdige Entscheidung, mit der Halle auch die einzige in Österreich taugliche Bahn ersatzlos zu entsorgen, ja gar der Impulsgeber. Aber über die finale wie richtige Sichtweise streiten sich Stadt, Politik und Sport wohl noch länger. Worüber es jedoch gar keine Diskussion gibt, ist die sportliche Antwort der Verstoßenen: Wie schon bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 werden auch ab 26. Juli 2024 in Paris Österreicher am Start stehen.
Nach dem letzten QualifikationsEvent beim UCI Track Nation’s Cup in Milton, Kanada, steht fest, dass das ÖRVTeam sowohl im Madison als auch im Omnium im Velodrom von St. QuentinenYveslines auf der teilweise schiefen Bahn unterwegs sein wird. Es gleicht einer Sensation, die ob der Nebengeräusche umso tiefer unter die Haut geht. Das absolute Paradox daran jedoch ist, dass für diesen Coup gleich vier Wiener verantwortlich sind: Felix Ritzinger (27), Maximilian Schmidbauer (22), Tim Wafler (22) und Raphael Kokas (19).
Mit dem Schleudergriff
Das Quartett sei seit zwei Jahren und Silber bei der U23EM eigentlich auf die Spiele 2028 in Los Angeles eingeschworen gewesen, berichtet Nationaltrainer Andreas Graf, der in Tokio selbst noch am Start gestanden ist und nun seine Erfahrungen weiterreicht. Da es in Wien keine Bahn gibt, wandert man eben aus. Trainings steigen in Novo Mesto, Budapest, es gibt Trainingsblöcke in den Niederlanden und Portugal. Die haben sich offensichtlich rentiert: im Zweiermannschaftsfahren (Madison, 32 Starter aus 16 Nationen, Stichwort Schleudergriff ) und Omnium (DreiStundenRennen, Scratch/40 Runden/ zehn Kilometer, Temporennen/40 Runden und Ausscheidung/100 Runden, alle zwei Runden scheidet der Letzte aus, Punktefahren/100 Runden) ist man dabei.
Nachdem Österreich (vorrangig auch aus Kostengründen für die Zeitfahrmaschinen) keinen Bahnvierer hat, musste sich das Quartett unter den besten fünf Nationen im Madison für Paris qualifizieren. Hinter den BahnradHochburgen Niederlande, Spanien und Portugal schaffte man in Kanada hinter Tschechien den erhofften wie nötigen fünften Rang. Welch Potenzial „die junge Generation“auf der Bahn auch in sich birgt, hat Wafler gezeigt, der bei der EliteEM im Scratch die Silbermedaille in Apeldoorn errungen hat und im Omnium (22 Starter) immer auf einem Qualifikationsplatz (über die Quote) gelegen ist. Jetzt fährt ein Wiener Quartett zu Olympia: „Wir pushen uns gegenseitig zu höheren Leistungen; das hat uns nach Paris geführt!“Ritzinger erklärte: „Wir haben viel Zeit, Energie in dieses Projekt gesteckt. Ich möchte mich auch bei unseren Straßenteams dafür bedanken, die unsere Olympiaqualifikation unterstützt haben, indem sie uns für die Rennen, aber auch die Trainingslager immer die Zeit gegeben haben.“Und Teamküken Kokas fügte an: „Es ist schon unglaublich, was wir da jetzt als junges Team geschafft haben.“Es ist ein BahnradMärchen.