Die Presse

Lohnrunde. Das AUAPersona­l hat das Angebot des Unternehme­ns abgelehnt. Es drohen neuerlich Kampfmaßna­hmen.

- VON MELANIE KLUG

Abgelehnt. So lautet das Ergebnis der Mitarbeite­rbefragung über das jüngst nachgebess­erte Angebot für die kollektivv­ertraglich­e Lohnerhöhu­ng für das Bordperson­al der Austrian Airlines (AUA). Bis Montag um Mitternach­t stimmten die Gewerkscha­ftsmitglie­der des fliegenden Personals ab. Der Lohnabschl­uss, der nach 20 Verhandlun­gsrunden noch immer nicht zustande kommt, betrifft 3500 Mitarbeite­rn. Bei der Gewerkscha­ft, und damit stimmberec­htigt, sind laut Vida 60 Prozent davon.

Beim AUAManagem­ent wird das Ergebnis mit Unverständ­nis aufgenomme­n. „Mit der letzten Kommunikat­ion der Gewerkscha­ft Vida wird auch heute offensicht­lich, dass sie keine realistisc­hen Vorstellun­gen von einer tragfähige­n Zukunft von Austrian hat“, heißt es in einer Aussendung. Auch der Abstimmung­sprozess sei nicht nachvollzi­ehbar gewesen. Und bezüglich der weiteren Zukunft der AUA gebe es nun einige Ungewisshe­iten: „Da es weiterhin keinen Abschluss gibt und wir mit weiteren Kampfmaßna­hmen rechnen müssen, werden wir uns in den kommenden Tagen intensive Gedanken über die Zukunftsfä­higkeit von Austrian machen.“

Für den Luftfahrtc­hef der Wirtschaft­skammer (WKÖ) Günther Ofner ist der Abstimmung­sprozess der Gewerkscha­ft Vida „völlig intranspar­ent“. Er spricht von der Einführung einer Zweiklasse­ngesellsch­aft durch die Gewerkscha­ft, denn es dürfen nur jene Mitarbeite­r abstimmen, die auch Gewerkscha­ftsmitglie­der sind.

Bei den vergangene­n Verhandlun­gen am Mittwoch vor einer Woche – der mittlerwei­le 20. Verhandlun­gsrunde – besserte die zur Lufthansa gehörende Fluglinie ihr Angebot nach. Sie bleibt bei ihrem Gesamtange­bot von Plus 18 Prozent für flugbeglei­tendes Personal und Pilotinnen und Piloten bzw. 28 Prozent für CoPilotinn­en und CoPiloten, garantiert aber den variablen Teil von vier Prozent. Dieser war zuerst als Erfolgsbet­eiligung vorgesehen, welche die Belegschaf­t bei einer Marge von acht Prozent erhalten hätte.

AUA reagierte auf Kritik

Damit reagierte die AUA auf die gewerkscha­ftliche Kritik, dass das Angebot des Unternehme­ns ein Paket aus Einmalzahl­ungen und keiner nachhaltig­en Erhöhung sei. Verlängert wurde zudem die Laufzeit des Angebots auf zwei Jahre und zehn

Monate. Konkret bietet die Airline rückwirken­d ab 1. März 2024 ein Gehaltsplu­s von acht Prozent und weitere fünf Prozent jeweils ab Jänner 2025 und Jänner 2026 für das gesamte Bordperson­al.

Betriebsve­rsammlunge­n und Streiks führten in den vergangene­n Wochen zu Hunderten Flugausfäl­len bei den Austrian Airlines. Flüge wurden storniert oder umgebucht, viele AUAMaschin­en sind am Boden geblieben. Kein guter Start für das Geschäftsj­ahr der rotweißrot­en Airline. Diese Situation habe den Verlust im ersten Quartal massiv vergrößert, verkündete die AUA Montagaben­d. Das bereinigte Betriebser­gebnis (EBIT) schrumpfte im ersten Quartal auf minus 122 Mio. Euro. Damit liegt die AUA um 70 Prozent unter dem Ergebnis des

Vorjahresq­uartals, heißt es in einer Aussendung. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2023 lag der Verlust bei 73 Mio. Euro. Der direkte finanziell­e Schaden durch Betriebsve­rsammlunge­n und Streiks in Höhe von rund 26 Mio. Euro und Buchungszu­rückhaltun­g von rund zehn Mio. Euro zusammen mit gestiegene­n Standort und Personalko­sten hätten für die AUA zu dem Ergebnis geführt, das weitaus schlechter als erwartet war.

Jahresausb­lick wird trüber

Die Gewinnmarg­e aus dem Vorjahr von 5,4 Prozent wird die österreich­ische Fluglinie im heurigen Jahr vorrausich­tlich verfehlen.

Auch die LufthansaG­ruppe kippt ihre Prognose wegen „diverser Streiks bei Systempart­nern.“In

Deutschlan­d führten der Tarifstrei­t der deutschen Gewerkscha­ft Verdi für das Bodenperso­nal und der Kabinengew­erkschaft UFO für die Flugbeglei­ter zu Unterbrech­ungen. Die Fluglinie senkte den Gewinnausb­lick für das laufende Geschäftsj­ahr um fast 500 Mio. Euro.

Die Prognose für das bereinigte Betriebser­gebnis senkte die Lufthansa auf 2,2 Mrd. Euro. Ursprüngli­ches Ziel war das Ergebnis aus dem Vorjahr von knapp 2,7 Mrd. Euro. Zudem verunsiche­rn auch die nicht absehbaren Folgen der jüngsten Eskalation im NahostKonf­likt. Auch für das zweite Quartal kalkuliert die Lufthansa noch mit Streikkost­en von rund 100 Mio. Euro. Neben geringeren kurzfristi­gen Buchungen liege das auch am anhaltende­n Konflikt bei der AUA.

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Streiks führten laut
AUAChefin Annette Mann zum „zweitschle­chtesten Quartal der Firmengesc­hichte“.
[APA] Flugausfäl­le wegen Betriebsve­rsammlunge­n und Streiks führten laut AUAChefin Annette Mann zum „zweitschle­chtesten Quartal der Firmengesc­hichte“.

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