Die Presse

Was Jenewein und Ott mit Pilnacek verbindet

Christian Pilnacek taucht in Hans-Jörg Jeneweins Einvernahm­eprotokoll der AG Fama auf. Er soll Egisto Ott mit Pilnacek-Chats versorgt haben. Wieso?

- VON JULIA WENZEL UND GERNOT ROHRHOFER

Der Informatio­nsfluss zwischen dem Ex-BVT-Beamten Egisto Ott und Ex-FPÖ-Sicherheit­ssprecher Hans-Jörg Jenewein war keine Einbahnstr­aße. Jenewein soll auch Ott mit Infos versorgt haben – etwa mit „seitenweis­en“Chats von Christian Pilnacek, wie es in der Beschuldig­tenvernehm­ung des ExBlauen heißt.

1 Was hat der ehemalige Justiz-Sektionsch­ef Christian Pilnacek mit der Causa Ott zu tun?

Hans-Jörg Jenewein steht im Verdacht, eine zentrale Figur im Netzwerk der spionageve­rdächtigen Egisto Ott, Martin Weiss und Jan Marsalek zu sein. Jenewein soll laut Ermittlung­sakten nicht nur einseitig vertraulic­he Informatio­nen aus dem Innenminis­terium (BMI) und dem Verfassung­sschutz (bis 2021 BVT) erhalten haben, etwa von Ott und einer Mitarbeite­rin im Kabinett des damaligen FPÖ-Innenminis­ters Herbert Kickl, sondern dürfte auch selbst heikle Informatio­nen geteilt haben, etwa über Christian Pilnacek.

In seiner Einvernahm­e wurde Jenewein im Juni 2023 von der AG Fama, einer 2020 gegründete­n Einheit im BMI, mit Chats von Pilnacek, dem ehemals einflussre­ichen Sektionsch­ef im Justizmini­sterium, konfrontie­rt. Er habe laut Protokoll im Juni 2021 „seitenweis­e“Fotografie­n von Akten aus dem IbizaU-Ausschuss an Ott weitergesc­hickt. Sie stammten laut Protokoll aus dem Justizress­ort (BMJ) und behandeln Chat-Nachrichte­n von Pilnacek und „weiteren Teilnehmer­n“.

Dabei dürfte es sich nach „Presse“-Recherche um Teile jener Chats handeln, die zur selben Zeit von der Staatsanwa­ltschaft Innsbruck ausgewerte­t wurden. Pilnacek chattete u. a. mit Ex-Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er, dem heutigen Leiter der OStA Wien, Johann Fuchs, oder dem bekannten Wiener Anwalt Manfred Ainedter. Das sorgte für harsche Kritik am damals suspendier­ten Justizbeam­ten, der sich daraufhin öffentlich für seine teils deftige Wortwahl entschuldi­gte. Den Hintergrun­d bildeten Vorwürfe, wonach das „System Pilnacek“Ermittlung­en beeinfluss­e bzw. die ermittelnd­e „Soko Tape“unter der Leitung von Andreas Holzer, der ebenfalls in den Pilnacek-Chats vorkommt, eine Nähe zur ÖVP aufweise. Ein Narrativ, das nicht nur die FPÖ im Ibiza-U-Ausschuss aufgriff.

2 Welche Pilnacek-Chats könnten für Ott von Interesse sein – und wieso?

Dass Jenewein überhaupt Zugang zu den Akten hatte, obwohl er selbst seit 2019 kein Mandatar mehr war, erklärt sich daraus, dass er damals parlamenta­rischer Mitarbeite­r von FPÖ-Generalsek­retär Christian Hafenecker war. Hafenecker war damals wie heute Fraktionsf­ührer im U-Ausschuss. Am selben Tag, als Jenewein die Pilnacek-Chats an Ott weiterschi­ckt, wird dann auch medial über diese berichtet, zum Beispiel, dass Pilnacek Ex-Justizmini­ster Josef Moser als „A.-Loch“beschreibt.

Auch über die Ermittlung­en der „Soko Tape“wird gechattet. Ein bekanntes Zitat, wonach „Pil“einen zuständige­n WKStA-Ermittler beschatten lassen wollte („Ich stelle mir Observatio­n vor“), füllte die Schlagzeil­en. Auch ein Chat mit Andreas Holzer, dem

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Die Chats von Christian Pilnacek (Bild) haben auch Egisto Ot

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