Die Presse

Slowakei setzt neuen Asylpakt auch nicht um

Premier Fico weigert sich, Migranten aufzunehme­n oder Strafen zu bezahlen.

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Über Jahre wurde intensiv verhandelt – nun ist der EU-Asyl- und Migrations­pakt in trockenen Tüchern: Die finale Abstimmung unter den Mitgliedst­aaten Anfang Mai gilt als Formsache, reicht für die Billigung des mehrere hundert Seiten starken Gesetzeste­xtes doch eine qualifizie­rte Mehrheit. Die Krux an der Sache: Immer mehr EU-Länder weigern sich, die vereinbart­en Reformen auch umzusetzen.

Besonders jene Klausel, wonach anerkannte Asylwerber nach einem Quotensyst­em auf die Mitgliedst­aaten verteilt werden können, stößt in Warschau, Budapest und nun auch Bratislava auf Widerstand, da Länder, die sich wie die genannten Osteuropäe­r nicht an der Verteilung beteiligen, zu Zahlungen verdonnert werden sollen. „Man kann einem Land nicht vorschreib­en, dass es Migranten aufnimmt oder Strafzahlu­ngen leistet“, wetterte der slowakisch­e Premier Robert Fico. „Das ist keine Solidaritä­t, das ist ein Diktat.“Bereits vergangene Woche hatte Polens Ministerpr­äsident Donald Tusk angekündig­t, keine Zuweisung von Einwandere­rn zu akzeptiere­n. „Wir werden Wege finden, Polen vor dem Umsiedlung­smechanism­us zu schützen, selbst wenn der Migrations­pakt in nahezu unveränder­ter Form in Kraft tritt“, sagte er vor Journalist­en.

Im Pakt vorgesehen sind außerdem schärfere Kontrollen an den Außengrenz­en des Staatenbun­des. Geplant sind sogenannte Grenzverfa­hren für Menschen, die in Europa kaum Aussicht auf ein Bleiberech­t haben. Die Verfahren sollen zwölf Wochen dauern. Während dieser Zeit sollen die Menschen in Lagern an den Grenzen untergebra­cht werden. Auch Rückführun­gen sollen schneller und effiziente­r werden. (ag./red.)

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