Die Presse

Warum die Wüstenstad­t Dubai unter Wasser steht

In den Vereinigte­n Arabischen Emiraten regnete es so viel wie sonst in einem Jahr. Experten bezweifeln den Einfluss von Cloud Seeding.

- VON MARLIES EDER

Flugpassag­iere, die durch überflutet­e Hallen waten. Flugzeuge die draußen am Rollfeld wie Schiffe durch Wassermass­en navigieren. Straßen, die zu Flüssen mutieren, Autos und Lastwägen wegspülen. Einkaufsze­ntren, in denen sich kleine Wasserfäll­e bilden.

Was ich am Dienstag in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten abspielte, bezeichnet­en die Behörden als „historisch“. In der Wüstenmetr­opole Dubai, wo sonst die Trockenhei­t regiert, regnete es in 24 Stunden 142 Millimeter auf den Quadratmet­er. Zwischen Montagund Dienstagab­end fiel mehr Regen auf den Boden, als sonst in einem Jahr. Es seien die schwersten Regenfälle seit 1949, so das Zentrum für Meteorolog­ie. Ein älterer Mann, dessen Fahrzeug vom Wasser weggespült wurde, kam ums Leben. Im benachbart­en Oman starben nach den schweren Regenfälle­n mindestens 19 Menschen.

Noch am Mittwoch waren die Folgen des Unwetters zu spüren: In der Hauptstadt Abu Dhabi gab es für Schulen, Regierungs­einrichtun­gen und Unternehme­n die Aufforderu­ng, so weit möglich von zu Hause aus zu arbeiten. Am Dubai Internatio­nal Airport, mit 87 Millionen Passagiere­n einer der größten Flughäfen der Welt, wurden Flüge gestrichen oder verschoben. Teile Dubais standen unter Wasser, Wohnhäuser und Garagen wurden überflutet, es kam zu Stromausfä­llen. Auf einer der wichtigste­n Schnellstr­aßen, die entlang der Küste durch die Metropole führt, kam der Verkehr zum Erliegen. Medienberi­chten zufolge ließen einige ihre Autos zurück und gingen zu Fuß weiter.

„Außergewöh­nliches Wetter“

„Das war ein außergewöh­nliches Wettererei­gnis, das durch ein ganz besonderes Wettersyst­em über der Arabischen Halbinsel verursacht wurde“, sagt Blaž Gasparini vom Institut für Meteorolog­ie und Geophysik der Uni Wien zur „Presse“. „Solche Wettererei­gnisse werden aufgrund der globalen Erwärmung wahrschein­lich zu höheren Niederschl­agsmengen führen. Wir gehen davon aus, dass sie mit jedem Grad Celsius, um das die Oberfläche­ntemperatu­r ansteigt, um etwa sieben Prozent zunehmen werden.“

Der Sturm könnte durch die globale Erwärmung noch verstärkt worden sein.

Dass sogenannte­s Cloud Seeding für das Ausmaß Sturmflut verantwort­lich sein könnte, bezweifeln Experten. Mit dem Verfahren soll die natürliche Niederschl­agsbildung in Wolken beschleuni­gt werden. Es wird in den Emiraten seit Jahrzehnte­n im Kampf gegen die chronische Trockenhei­t eingesetzt, vor allem in Wintermona­ten. Studien gehen von einer Zunahme der Niederschl­äge von einigen, wenigen Prozent in einem Jahr aus, sagt Georg Pistotnik von Geosphere Austria, obwohl die Emirate einen Effekt zwischen zehn bis 30 Prozent berechnen. „Die Niederschl­äge, die die Atmosphäre produziert, sind viel mächtigere Vorgänge, als Menschen Flugzeuge aufsteigen lassen.“

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[APA / AFP / -] Die Wüstenmetr­opole Dubai stand am Mittwoch unter Wasser.

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