Auf der Spur nach Ulli Simas Spuren
Die am längsten amtierende Stadträtin hinterlässt mit ihrem Vorhaben, Straßen und Plätze klimafit zu machen, eine eindeutige Handschrift: mittels Nebelduschen, Wasserspielen, Staudenbeeten und XXL-Bäumen. Wo die Stadt überall umgebaut wird.
Die Zeiten, als Ulli Simas Konterfei Tafeln der Stadtwanderwege geziert hat, sind vorbei. Heutzutage hinterlässt die Stadträtin für Stadtplanung und Verkehr ihre Handschrift anders.
Nebelduschen, Wasserspiele, Staudenbeete und möglichst viele „XXL-Bäume“gehören zum Standardprogramm jedes Umgestaltungsprojekts, das sie verantwortet. Und davon gibt es mittlerweile eine ganze Menge.
Es vergeht fast keine Woche, an der nicht eine neue Straße, ein neuer Platz vorgestellt wird, die einen „klimafitten“Anstrich bekommen sollen. Vergangene Woche war es die Universitätsstraße, am Montag der Julius-Tandler-Platz, kommende Woche steht die Rundumerneuerung des Michaelerplatzes an.
„Raus aus dem Asphalt“lautet das Motto, mit dem sich die Stadt für die fortschreitende Erderwärmung rüstet. Während so mancher Klimaexperte sich eine großflächige und raschere Umgestaltung herbeiwünscht, geht man in Wien stattdessen häppchenweise vor. Das mag den Kapazitäten in der Stadtverwaltung geschuldet sein, bringt jedenfalls Vorteile. Je größer das Projekt, desto länger der Planungsprozess, und desto mehr Menschen wollen mitreden. Für eine Stadtpolitikerin kann das mühsam werden, das hat Sima beim Naschmarkt-Projekt am eigenen Leib erfahren. Wenngleich die Zeiten der ganz großen Proteste à la Begegnungszone Mariahilfer Straße, mit denen sich Vorgängerin Maria Vassilakou konfrontiert gesehen hat, vorbei sind. Denn mehr Grün wollen, das zeigen etliche Bürgerbeteiligungsprozesse, im Grunde heute alle.
100 Mio. Euro hat Sima in dieser Legislaturperiode für das Förderprogramm „Lebenswerte Musterstadt“zur Verfügung, knapp 75 Mio. Euro wurden bereits investiert. Die Stadt fördert damit Entsiegelungsund Begrünungsprojekte im öffentlichen Raum zu maximal 80 Prozent, den Rest müssen die Bezirke aufbringen. Insgesamt wurden so 249 Begrünungsprojekte initiiert, heißt es im Büro Sima, wobei zwei, drei einzelne Bäume in einer Straße da noch nicht dazuzählen würden. Seit 2021 kommt man so auf 2290 Bäume und 58.700 m2 Begrünung. Auch 2024 ist man in vielen Orten am Umbauen.
Plätze
Mit dem Michaelerplatz erfolgt am Montag der Spatenstich für eines der prestigeträchtigsten Projekte in Simas Potpourri. Der pflanzenlose Platz soll neun Bäume und ein großes Wasserspiel bekommen. Die Fußgängerzone wird erweitert, der Rest wird Begegnungszone. Das holprige alte Pflaster – leidgeprüfte Radfahrer kennen es – wird ersetzt. Im November 2024 soll alles fertig sein.
Schon gewerkt wird auf dem
Christian-Broda-Platz. Der Platz gegenüber des Westbahnhofs mit dem schmuddeligen Touch bekommt ein Facelift, auch hier mit im Programm: 25 neue Bäume, erweiterte Grünflächen und Rankgerüste, drei Wasserspiele und eine helle Pflasterung. Bis Ende des Jahres soll er fertig sein.
Der Enkplatz soll nach seiner Umgestaltung zum Hauptplatz Simmerings werden. Vor der Neusimmeringer Kirche werden neben viel zusätzlichem Grün 70 Sitzgelegenheiten installiert. Baustart ist Sommer 2024, geplantes Ende Frühjahr 2025.
Die Grünfläche des
Julius-Tandler-Platzes vor dem Franz-Josefs-Bahnhof wird 2025 verhundertfacht – bei bis dato 21 Quadratmetern nicht schwer, zusätzlich wird ein durchgehender Radweg geschaffen.
Straßen
Neun Jahre nach Abschluss der Inneren Mariahilfer Straße wird mit Sommer ihre Verlängerung außerhalb des Gürtels in Angriff genommen. Es ist eines der größten Projekte im Programm und in drei Bauphasen geteilt. Der erste Teil vom Gürtel bis zur Clementinengasse soll im Sommer 2025 fertig werden. 19 neue Bäume, fünf Nebelstelen, drei Bodendüsen, ein Zweirichtungsradweg und breitere Gehsteige sind vorgesehen. Über eine von manchen geforderte Begegnungszone hat man sich letztlich nicht getraut, die Straße wird künftig aber als Einbahn geführt.
Gerade begonnen wurde der Umbau der Wiedner Hauptstraße, hier nutzt man Gleisbauarbeiten, um die Straße bis Oktober 2024 klimafreundlich umzubauen.
Da die U-Bahn-Bauarbeiten an der Oberfläche abgeschlossen sind, wird seit letzter Woche die Universi
tätsstraße umgestaltet. Neu sind von der Fahrbahn getrennte Radwege, eine andere Gleisführung der Straßenbahnen, mehr Grünraum.
Auch wenn die Argentinier
Straße genau genommen in die Sparte Ausbau der Radinfrastruktur fällt, darf sie in dieser Auflistung nicht fehlen. Denn zusätzlich zur Umwandlung in eine Fahrradstraße nach niederländischem Vorbild, samt roter Fahrbahn, stehen 70 Bäume, 100 Gräserbeete, neun Nebelstelen und zwei Wasserspiele mit auf dem Programm. Im November wurde begonnen, bis Ende 2024 soll alles fertig sein. Verkehrsberuhigt ist die
Favoritenstraße schon, die 1,3 Kilometer lange Fußgängerzone soll nun mit 2500 Quadratmetern Grünfläche aber auch wesentlich angenehmer werden. Auch das ist ein Großprojekt und wird von Sommer 2024 mindestens bis Herbst 2027 dauern.
Auf der Wagramer Straße, dem letzten Abschnitt des neuen „Radhighways Nord“, werden 80 Bäumen gepflanzt, 8000 Quadratmeter Grünfläche entstehen. Ob im „Straßenpark“, wie ihn die Stadt nennt, neben mehreren Autospuren Menschen verweilen werden, wird sich zeigen.
Vermischtes
Ab Herbst sollen die Arbeiten rund um den Naschmarkt-Parkplatz starten, der entsiegelt und zum Park werden soll. Die von Sima angedachte – und in Folge heftig kritisierte – Halle kommt in abgespeckter Form nun doch, in Form einer ganzjährig nutzbaren überdachten Marktfläche.
Fast genauso umstritten war die Genese des Supergrätzls in Favoriten („Die Presse“hat berichtet). Im Herbst erfolgte der Spatenstich, bis 2025 soll ein von Asphalt geprägtes Viertel verkehrsberuhigt und begrünt werden. Es gilt als Pilotprojekt für zukünftige Umgestaltungen.
Ein Fokus auf Renaturierung und auf Attraktivierung wird ebenfalls bei der Sunken City gelegt. Der erste Teil soll im Juni 2024 fertig sein.