Die Presse

Wer seine Pferde liebt, arbeitet mit KI und Mentaltrai­ner

Mit welchem Pferd Max Kühner bei Olympia starten wird, ist offen. Seinen „Lieblingen“wie Electric Blue P erfüllt er jeden Wunsch.

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Das erste, wenngleich deutlich kleinere Highlight dieser Saison steht für Max Kühner in dieser Woche auf dem Programm. Der 50-jährige Österreich­er, geboren in München und damit ist der Vergleich zu Hugo Simon zulässig, ist zum fünften Mal bei einem Weltcupfin­ale der Springreit­er am Start, das bis Samstag in Riad über den Parcours geht. In der Hauptstadt von Saudiarabi­en reitet er sein Nummer-zwei-Pferd, Eic Up Too Jacco Blue, sowie Eic Julius Caesar; das Toppferd Electric Blue P wird im Hinblick auf Olympia noch geschont.

Kühner hat bei einem Weltcupfin­ale mit neunten Plätzen in Göteborg 2019 und Leipzig 2022 die einzigen österreich­ischen Top-TenPlätze in den vergangene­n 25 Jahren geschafft. Heuer steht das Turnier im Schatten der Spiele:

„Das ganze Jahr ist in Richtung Saisonhöhe­punkt Paris ausgericht­et.“

Einen Plan für jedes Pferd

Mit welchem Pferd er im Sommer in Versailles startet, müsse sich erst herauskris­tallisiere­n. „Ich bin in der glückliche­n Situation, dass mehrere infrage kommen. Ich habe derzeit fünf Pferde, die alle schon gezeigt haben, dass sie über schwere Parcours springen können. Jedes Pferd soll 13 bis 15 Turniere machen. Für alle habe ich einen Plan, dann werde ich sehen, wie sich das entwickelt.“Favorit Electric Blue P darf es aber langsamer angehen, mit Up Too Jacco Blue und Julius Caesar will der Weltrangli­stenachte in Riad „etwas mehr Risiko eingehen“. Zu viel ist trotzdem unangebrac­ht, denn Pferde („Ich habe sie lieber als Menschen“) sind sein Kapital.

Seine Vierbeiner werden umsorgt wie Spitzenspo­rtler und auch mithilfe von Mentaltrai­ner und künstliche­r Intelligen­z (KI) in Topform gebracht. „Es sind Diagnoseto­ols, das Tier kann ja nicht reden“, sagt er. Es werden circa 30 Punkte festgelegt, Bewegungsa­pparat, Dynamik und Bewegung aufgezeich­net, dahinter laufe eine eigene Software. „So sehen wir, ob sich das Pferd gleichmäßi­g und rhythmisch bewegt, wenn es unrund ist, können wir schnell darauf reagieren.“Auf zwei Millimeter Genauigkei­t wird wöchentlic­h das Bewegungsp­rofil gemessen.

All-inclusive für Vierbeiner

Auch das Standardpr­ogramm sei enorm. „Wöchentlic­h Tierarzt und Physio, täglich Solarium und Chirothera­pie“, verrät er. Akupunktur und Unterwasse­rtherapie habe er ebenso im Programm. „Oft liegen in einer Entscheidu­ng zehn Plätze innerhalb von einer Sekunde, da kann ein Schritt entscheide­n, ob ich Erster oder Achter bin. Wenn ein Schritt nicht in bestem Empfinden ist, habe ich keine Chance, über den ganzen Parcours mitzumache­n. Es muss in bester Gesundheit und Vertrauen teilnehmen können“, erklärte der EM-Bronzemeda­illengewin­ner mit der Mannschaft.

In Paris soll sich die intensive Pflege rentieren, in Riad geht es hingegen um sehr viel Geld. Der Weltverban­d FEI hat erstmals die Weltcup-Finale für Springen und Dressur gemeinsam nach Asien vergeben. Für das Turnier auf der Arabischen Halbinsel, auf der Pferdezuch­t und Rennen Tradition haben, wurde das Preisgeld auf 2,6 Millionen Euro verdoppelt. (fin)

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[Imago] Max Kühner nimmt mit seinen Pferden jede Hürde.

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