Der Höhenflug von Marcel Sabitzer
Ein Tor, zwei Assists: Dortmund feiert Marcel Sabitzer nach dem 4:2 in der Champions League gegen Atlético. Der ÖFB-Legionär glänzte im Viertelfinale, ein Vorgeschmack auf die EM.
Es gibt Fußballspiele, die vergisst ein Profi sicher nie. Und wer ÖFB-Legionär Marcel Sabitzer, 30, im Champions-League-Duell der Dortmunder gegen Atlético Madrid gesehen hat, weiß ganz genau, warum er diese 90 Minuten stets in bester Erinnerung behalten wird. Der Mittelfeldspieler zeigte Übersicht, gewann Zweikämpfe, lief, luchste dem Gegner mühelos den Ball ab, lieferte zwei Assists und schoss ein Tor beim 4:2Sieg, der den BVB ins Halbfinale gegen Paris SG hievte.
Der Ruhrpott kocht, manch einer träumt vom zweiten Finale nach 2013 – damals verlor man mit 1:2 in Wembley gegen die Bayern –, das zufälligerweise 2024 wieder in Londons Fußballpalast steigen wird. So weit darf man in der BVBEuphorie schon blicken, als Österreicher muss man sogar noch weiter vorausschauen. Was geschieht, wenn Sabitzer diese Form konservieren und bei der Fußball-EM so für den ÖFB ausspielen kann?
Geborgen bei Schwarz-Gelb
Admira, Rapid, Leipzig, Salzburg, München, Manchester und seit 2023 Dortmund: Sabitzers Karriere kennt viele Stationen, hohe Erwartungen, bittere Enttäuschungen, Verletzungen und Hochs. Allerdings, nirgendwo sonst wie jetzt bei Schwarz-Gelb wirkt der ÖFB-Legionär so sicher, am Ziel, geborgen, mit einer Aufgabe und dem nötigen Vertrauen ins Spiel geschickt.
Trainer Edin Terzić mag betonen, dass man ihn nicht nur auf diese Partie „reduzieren“dürfe, vielmehr sollten jedoch alle rund um ihn darauf aufbauen. Auch im Nationalteam, in dem er längst eine tragende Rolle innehat – und noch mehr Last wird schultern müssen, sollten Leadertypen wie David Alaba (Kreuzband) bei dem Turnier ausfallen oder schwächeln, weil etwa der Muskel (Marko Arnautović) zwickt.
Sabitzer weiß selbst, wie schnelllebig der Fußball ist und selbst eigene Wünsche überholt sind, wenn Sperren, Formschwankungen und Fehlschüsse Unmut generieren. Wer jedoch solch „Wechselbäder der Gefühle“nicht kennt, kann daran nicht reifen, aus Rückschlägen lernen, sich neu motivieren, neue Ziele abstecken. Wer aber Könnern der „Rojiblancos“, konditionell auf höchstem Niveau mit filigraner Balltechnik, die Schneid abkauft, muss außer diesem Sieg zusätzliche Gewinne abschöpfen.
Dieses Wollen, das Bemühen und Stimulieren der eigenen Mentalität, mag zwar kein österreichisches Gut im Spitzensport sein. Ernüchterung kennt diesbezüglich ja jede Sparte. Aber Sabitzer kann da als Vorbild vorausschreiten.
Wer Bahnhof versteht
Ralf Rangnick, Österreichs Teamchef, hat dieses Spiel sicher gesehen. Diesen Eckpfeiler, der auch gegen Frankreich, Polen und die Niederlande herausragen und „jeden mitreißen“könnte, wird er sicher nicht übersehen. Oder überhören. Wer trifft, hat leicht lachen. Warum der Sohn von Herfried Sabitzer (Austria Salzburg, GAK) nicht „Steirisch“spricht? „Wenn du eine deutsche Frau hast, dann sprichst du Hochdeutsch, weil sonst versteht sie Bahnhof …“
Ein Blick auf die Uefa-Statistiken geben weiteren Anlass, auf Sabitzer zu setzen. Er führt in der Vorlagenstatistik mit fünf Assists – vor den Real-Stars Jude Bellingham und Vinicius Júnior. Das ist doch ein Gütesiegel.