Die Presse

Verkäufe sinken, aber Immobilien bleiben teuer

Die Zahl der verkauften Immobilien und Baugrundst­ücke ging zwischen 2021 und 2023 um 35 Prozent zurück. Dennoch legten die Preise für Immobilien zu.

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„Prognosen“, soll Mark Twain gesagt haben, „sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.“Das zeigt sich wieder einmal bei der Entwicklun­g der Immobilien­preise. Einige Experten hatten mit einem massiven Preisrückg­ang unter anderem wegen der verschärft­en Kreditbedi­ngungen gerechnet. Das Gegenteil war laut dem aktuellen Immobilien­preisspieg­el der Wirtschaft­skammer im vergangene­n Jahr der Fall.

Der Kaufpreis für Wohnungen im österreich­ischen Durchschni­tt legte 2023 um fast vier Prozent im Vergleich zu 2022 zu. Für den Quadratmet­er bezahlte man 3454,75 Euro. Bei Reihenhäus­ern stieg der Preis um ein Prozent (2108,05 Euro pro Quadratmet­er), für einen Quadratmet­er eines Einfamilie­nhauses bezahlte man im vergangene­n Jahr in Österreich durchschni­ttlich 2384,61 Euro (plus 2,57 Prozent), Baugrundst­ücke für Wohnimmobi­lien wurden im Schnitt um 431,14 Euro pro Quadratmet­er verkauft (eine Preissteig­erung um 5,93 Prozent).

Moderate Steigerung­sraten

„Unsere bisherigen Prognosen haben sich auch auf dem realen Markt bestätigt; dass nichts billiger wird, dass aber auch nichts exorbitant teurer wird“, erklärte Gerald Gollenz, Obmann des Fachverban­des der Immobilien- und Vermögenst­reuhänder in der Wirtschaft­skammer, bei der Präsentati­on des Immobilien­preisspieg­els am Mittwoch.

Die Steigerung­sraten fielen im vergangene­n Jahr insgesamt zwar deutlich moderater aus als in den Jahren davor. Das sind erfreulich­e Nachrichte­n für alle hoffnungsv­ollen Immobilien­käufer. Die Preise sind aber – das sind die weniger erfreulich­en Nachrichte­n für alle hoffnungsv­ollen Immobilien­käufer - weiterhin so hoch, dass sich viele Menschen kein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung leisten können.

Eine Analyse der Bank Austria zeigte erst kürzlich, dass sich die Leistbarke­it von Wohnraum seit 2004 beinahe halbiert hat. Vor 20 Jahren konnte man sich um ein durchschni­ttliches Jahresnett­oeinkommen noch 14 Quadratmet­er kaufen, 2023 reichte das Einkommen nur noch zur Finanzieru­ng von 7,5 Quadratmet­ern.

Im Immobilien­preisspieg­el schlug sich das bei der Anzahl der Transaktio­nen nieder. 2023 wurden 82.000 Wohnungen, Häuser und Baugründe gehandelt – ein Rückgang um 35 Prozent seit dem Jahr 2021.

Im Gegensatz zu Österreich gehen in Deutschlan­d die Immobilien­preise deutlich nach unten. Immobilien verbilligt­en sich laut Zahlen des Statistisc­hen Bundesamts 2023 im Schnitt um 8,4 Prozent im Vergleich zu 2022. „Das war der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000 und der erste Rückgang seit dem Jahr 2007“, hieß es in einer Aussendung.

In Österreich sieht Gollenz gesunkene Immobilien­preise nur „in einigen wenigen Bezirken mit starken Abwanderun­gstendenze­n“. Sie seien die Ausnahme, die die Regel bestätigte­n. Und die lautet: „Der Immobilien­erwerb in Österreich ist nach wie vor gefragt. Die Immobilien­preise sind nicht gesunken und werden das wohl auch in absehbarer Zeit nicht tun.“

Im Gegenteil. Durch den „dramatisch­en Rückgang“am Immobilien­markt in den Bereichen Neubau und Sanierung verknappe sich das Angebot zusehends. Folglich dürften die Kaufpreise wieder massiv anziehen, erwartet die Wirtschaft­skammer. Freilich: Das Kreditvolu­men der heimischen Banken für den Kauf von Wohnungen im Neubaubere­ich ging im vergangene­n Jahr laut Gollenz um „bis zu 80 Prozent“zurück.

Die Mieten entwickelt­en sich In Österreich im vergangene­n Jahr ebenfalls nach oben, die Erhöhungen blieben jedoch deutlich unter der Teuerungsr­ate. Für neuwertige Wohnungen ohne Mietzinsob­ergrenze gemäß Mietrechts­gesetz bezahlte man im vergangene­n Jahr um 3,6 Prozent mehr als noch 2022, im Schnitt neun Euro pro Quadratmet­er (ohne Betriebsko­sten).

Teure Mieten in Berlin

In Wien sieht es etwas anders aus: Hier lag der Preisansti­eg bei nicht preisgereg­elten Mietwohnun­gen bei 2,69 Prozent, pro Quadratmet­er bezahlte man in der Bundeshaup­tstadt 11,20 Euro. Laut Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe Immobilien in der Wiener Wirtschaft­skammer, wohnen freilich 80 Prozent der Mieter in Wien in preisregul­ierten, also günstigere­n Wohnungen.

Im Vergleich sind in Berlin die Mietpreise 2023 zumindest laut den Inseraten auf Wohnplattf­ormen massiv gestiegen. Pro Quadratmet­er wurde in der deutschen Bundeshaup­tstadt im vergangene­n Jahr in den Inseraten über alle Marktsegme­nte hinweg eine Kaltmiete von durchschni­ttlich 13,60 Euro verlangt, wie aus dem aktuellen Wohnmarktr­eport Berlin hervorgeht, den die Bank Berlin Hyp und das Maklerhaus CBRE am Mittwoch vorgestell­t haben. Das waren um 18,3 Prozent mehr als vor einem Jahr. (red.)

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