AUA-KV-Streit: Verwirrung um Verhandlungen
Die Gewerkschaftsmitglieder des Bordpersonals der Austrian Airlines (AUA) haben Anfang der Woche gegen das aktuelle AUA-Angebot über eine Lohnerhöhung gestimmt. Die Folgen sind unklar, die Arbeitnehmer schweigen.
Von den verhärteten Fronten ist man bei den Verhandlungen für das Bordpersonal der Austrian Airlines (AUA) um mehr Gehalt in eine Art Stillstand übergegangen. Ob nämlich verhandelt wird oder nicht, darüber herrschte am Mittwoch Verwirrung. Von der Arbeitnehmerseite, der Gewerkschaft Vida, heißt es, dass ununterbrochen verhandelt werde. Fragt man die Fluglinie, weiß man dort nichts von Verhandlungen.
Gespräche hinterm Vorhang
Über den aktuellen Stand verrät die Gewerkschaft vorerst nichts, darüber wurde „Stillschweigen“vereinbart. Es entwickle sich derzeit eine „gewisse Dynamik“, heißt es. Das Unternehmen betont nach wie vor „gesprächsbereit“zu sein und auch das zuletzt nachgebesserte Angebot liegt noch immer am Tisch, heißt es. Dort gab man zuletzt der gewerkschaftlichen Kritik nach, dass das Gesamtpaket
eine Sammlung an nicht nachhaltigen Einmalzahlungen sei.
Der vormals variable Teil von vier Prozent soll nun garantiert werden. Dieser war zuerst als Erfolgsbeteiligung vorgesehen, welche die Belegschaft bei einer Marge von acht Prozent erhalten hätte. Verlängert wurde im Gegenzug die Laufzeit des Angebots auf zwei Jahre und zehn Monate. Konkret bietet die Airline rückwirkend ab 1. März 2024 ein Gehaltsplus von acht Prozent und weitere fünf Prozent jeweils ab Jänner 2025 und Jänner 2026 für das gesamte Bordpersonal. Insgesamt spricht die AUA von einem Plus von 18 Prozent mehr Gehalt für flugbegleitendes Personal, Pilotinnen und Piloten und 28 Prozent mehr für Co-Pilotinnen und Co-Piloten.
Gegen dieses Angebot haben sich 90 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder des fliegenden Personals – nur sie waren stimmberechtigt – ausgesprochen. Laut Gewerkschaft haben 88 Prozent an der Wahl teilgenommen. Die Lohnerhöhung, über die verhandelt wird, betrifft 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der österreichischen Fluglinie. Etwa 60 Prozent von ihnen sind laut Vida bei der Gewerkschaft.
Eine 21. Verhandlungsrunde hat am Mittwoch nicht stattgefunden. Vor etwa einer Woche hat auch die 20. Verhandlungsrunde kein Ergebnis zwischen dem AUA-Management und der Gewerkschaft gebracht. Bilaterale Gespräche „auf verschiedenen Ebenen“, wie es auch schon in den vergangenen Tagen hieß, würden zwischen einzelnen Personen jedoch schon stattfinden.
Dachverband besorgt
Just nach dem Bekanntwerden des Ergebnisses der Abstimmung schrieb die AUA in einer Aussendung, man werde sich „in den kommenden Tagen intensive Gedanken über die Zukunftsfähigkeit von Austrian machen“. Auch die Aviationindustry Austria – der Dachverband der Luftfahrt äußerte sich zu den „weiter eskalierten KV-Verhandlungen bei Austrian Airlines“. Der Verband schreibt: „Entgegen aller Vernunft hat die Gewerkschaft Vida nun erneut die Belegschaft dazu gebracht, einen für das Unternehmen Austrian Airlines gerade noch tragbaren KV-Abschluss abzulehnen.“
Für den entstandenen Schaden bei der Airline macht der Verband im Schreiben die Gewerkschaft verantwortlich. Pilotinnen und Piloten, Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter der Austrian trugen wesentlich zur „soliden Reputation“bei. „Diese Reputation ist nun wieder nachhaltig zerstört, was letztlich auch einen Schaden für den Standort Österreich bedeutet. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die Gewerkschaft Vida“, lautet die Kritik der Aviationindustry Austria.
Holpriger Start ins Geschäftsjahr
Erst am Montag verkündete die AUA das „zweitschlechteste Q1-Ergebnis der Unternehmensgeschichte“. Als Hauptgründe für den Verlust, der größer ausgefallen ist als erwartet, nennt sie die streikbedingten Flugausfälle. Das bereinigte Betriebsergebnis (Ebit) belief sich auf minus 122 Mio. Euro. Im ersten Quartal 2023 lag der Verlust bei 73 Mio. Euro. Den „direkten finanziellen Schaden“durch gewerkschaftliche Betriebsversammlungen und Streiks beziffert die Austrian bisher mit 26 Mio. Euro. Die durch die Maßnahmen zusätzlich entstandene Buchungszurückhaltung belaufe sich laut AUA auf rund zehn Mio. Euro. Gestiegene Standort- und Personalkosten belasten ebenso.
Auch die Konzern-Mutter Lufthansa berichtete von einem schlechten Quartal am Montag und senkte den Ausblick für das Gesamtjahr wegen „diverser Streiks bei Systempartnern.“In Deutschland führte auch ein Tarifstreit zu Unterbrechungen. Für das Jahr rechnet die Lufthansa nur noch mit einem Gewinn von 2,2 Mrd. Euro anstelle von 2,7 Mrd. Euro, die im Vorjahr erreicht wurden.