Österreicher überall bei der Biennale Venedig
Die Künstler zieht es wieder nach Venedig, nicht nur zur Biennale, nicht nur für Ausstellungen, sondern auch zum Leben und Arbeiten.
Fremde überall“, ist das Motto dieser 60. Biennale in Venedig. Überall weist einem der Slogan in Regenbogenfarben am Boden den Weg. „Italien!“, seufzt man, wenn man einen weiteren Schriftzug entdeckt, der sich zum Verwechseln ähnlich darunter mischt: „Kinder überall“. Ist das die berühmte Kinderfreundlichkeit? Oder ein rechter Kommentar zu den „Fremden“, denen man gerne viele Kinder vorhält? Nein, er bewirbt eine Kunstaktion, bei der migrantische und venezianische Kinder neue Straßenspiele erfinden und diese auch vorführen werden.
Kinder und Fremde also. Unter diesen Fremden sind heuer aber auch viele Österreicher. Allein zur offiziellen Biennale-Ausstellung wurden vier Künstlerinnen und Künstler eingeladen (davon morgen mehr). Aber auch im Rahmenprogramm, im offiziellen wie inoffiziellen, sind sie breit vertreten. Folgt man ihnen, bekommt man eine hübsche Tour durch Palazzi und verwunschene Orte ganz nebenbei geschenkt.
Etwa der Palazzo Cini am Canale Grande, neben der Accademia-Brücke. Hier zeigt die Galerie Ropac einen neuen Zyklus von Martha Jungwirth, ein kleiner Vorgeschmack auf die große Retrospektive, die im Juni im Guggenheim Bilbao eröffnen wird. Ganz zum postkolonialen Biennale-Motto passend, hat die Malerin sich dafür an Joseph Conrads „Herz der Finesternis“
erinnert, der 1899 erschienenen Beschreibung der englischen Grausamkeiten in Zentralafrika. Was sie, ganz in ihrer Manier, mit malerischen Eruptionen verarbeitete.
Im Palazzo Pisani in der schon klaustrophobisch engen Gasse der Kräuter hat Hans Weigand für die nächsten Wochen eingecheckt. Er zeigt neue Holzschnitt-Flügelaltäre mit dem Silversurfer durch die Zeiten. Wenn man Glück hat, öffnet er persönlich. Eduard Angeli schenkt Venedig in der Fondation Vedova eine Atempause mit seinen menschenleeren Venedig-Bildern. Die Glaskünstler Sabine Wiedenhofer hat mit viel emotionalem Investment gegenüber vom Arsenale ein Mensch-Ärgere-DichNicht-Spiel ganz aus Glas aufgebaut. Und Xenia Hausner zeigt neue inszenierte Menschenbilder unter dem Titel
„Stranger Things“in der Galerie Patricia Low im Palazzo Contarini Michiel.
Diese Galerie hat erst voriges Jahr in Venedig eröffnet. Wie überhaupt ein wenig mehr künstlerisches Leben in diese Museumsperle zu kommen scheint. Vielleicht ist es die Morbidität des immer brisanter werdenden Untergangs ihrer Schönheit. Vielleicht aber auch nur die Nähe zu Wien. Daniel Richter hat hier etwa eine Unterkunft. Seit kurzem auch Erwin Wurm, wie man hört. Bei Wiedenhofer versteht man es schon des Materials wegen. Und Eduard Angeli, der bis 2018 hier lebte, soll ebenfalls eine Rückkehr erwägen.
Irgendetwas hat man vielleicht doch falsch gemacht im Leben . . .
Ein MenschÄrgere-DichNicht-Spiel ganz aus Murano-Glas.