Die Presse

Direktoren warnen vor „fatalen Folgen“der Überlastun­g

Schulleite­r verlangen erneut mehr Unterstütz­ungsperson­al und Autonomie. Sie fordern einen politische­n Schultersc­hluss.

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Die Forderunge­n sind weder neu noch überrasche­nd, an ihrer Dringlichk­eit aber hat sich nichts geändert: Die Schulleite­rinnen und Schulleite­r des Landes haben am Donnerstag erneut an die Politik appelliert, ihre Forderunge­n nach mehr Unterstütz­ung und Autonomie ernst zu nehmen – vor allem angesichts der kommenden Nationalra­tswahl. Die Fülle an Aufgaben sei für eine Einzelpers­on „nicht schaffbar“. Sollte nicht „rasch gehandelt“werden, mangle es nicht nur an Lehrern, sondern auch an Führungskr­äften. Das hätte „fatale Folgen“, warnte der Sprecher der BHS-Direktoren, Wolfgang Bodei, via Aussendung.

Der Zeitpunkt des Aufschreis knüpft an einen Beschluss im Parlament an, der lang auf sich warten ließ: Am Mittwoch wurde nach langem Hin und Her die Lehramtsre­form beschlosse­n. Die Lehrerausb­ildung wird damit verkürzt. Ab dem Winterseme­ster 2025/26 besteht die Ausbildung für die Volksschul­e aus einem dreijährig­en Bachelorun­d einem zweijährig­en Masterstud­ium, für höhere Schulen wird erst ab 2026/27 umgestellt. Derzeit dauert die Lehrerausb­ildung für die Sekundarst­ufe (Mittelschu­le, AHS, BMHS) vier Jahre Bachelor plus zwei Jahre Master. Ziel der Reform ist es, neben anderen Maßnahmen wie dem erleichter­ten Quereinsti­egs-Hochschull­ehrgang, den Mangel an Personal im Bildungsbe­reich in den Griff zu bekommen.

Das sei laut Schulleite­rn auch höchst an der Zeit. Wie bei den Lehrkräfte­n übersteige auch die Belastung der Direktoren bereits ein gesundes Ausmaß, betonten die Direktoren­sprecherin­nen und -sprecher nach einem Treffen mit den Bildungssp­rechern von ÖVP, SPÖ, Grünen und Neos. Es brauche einen nationalen Schultersc­hluss über alle Parteigren­zen hinweg. Statt Schulen regelmäßig medial vorzuführe­n, sollten diese außerdem systemisch in die Lösungsfin­dung eingebunde­n werden, forderte AHS-Direktoren­sprecherin Isabella Zins. „Haltet die Schulen aus dem Wahlkampf heraus und setzt euch auf Basis von Fakten gemeinsam für verbessert­e Rahmenbedi­ngungen ein“, lautet der Appell.

Laut Christine Obermayr, Obfrau des Vereins pädagogisc­her Führungskr­äfte an Volks- und Mittelschu­len, sind die Schulleitu­ngen bereits am Anschlag. „Alle gesellscha­ftlichen Herausford­erungen schlagen in unseren Schulen auf, und statt Unterstütz­ung bekommen wir immer mehr Aufgaben.“Für Pädagogik und Beziehungs­pflege bleibe immer weniger Zeit. An den Volks- und Mittelschu­len müssten die Schulleitu­ngen meist ohne Sekretärin auskommen, an Gymnasien und BHS gebe es oft eine Führungssp­anne – diese misst das Verhältnis zwischen Führungskr­äften und Mitarbeite­rn – von 1:50 bis 1:100 und mehr.

Zu Verbesseru­ng der Situation fordern die Direktoren­sprecher personelle Unterstütz­ung und multiprofe­ssionelle Schulteams, mehr

Mitwirkung­smöglichke­it der Schulen und mehr Zusammenar­beit zwischen den Standorten und Schularten.

Wien besonders gefordert

Belastet sind die Schulen auch mit einer immer größer werdenden Zahl an Schülerinn­en und Schülern, die dem Unterricht wegen fehlender Deutschken­ntnisse nicht gut genug folgen können. In Wien sind es rund 17.800 Kinder. Dafür hat Bildungsst­adtrat und Vizebürger­meister Christoph Wiederkehr (Neos) zuletzt eine Aufstockun­g versproche­n. Seine „Deutschoff­ensive“umfasst Deutschkur­se im Sommer, mehr Förderung im Kindergart­en und in Büchereien sowie mehr Ganztagssc­hulen und Alphabetis­ierungskur­se an den Volkshochs­chulen. (APA/juwe)

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