Die Presse

Familien zahlen mehr Steuern als Superreich­e

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Eine Studie zeigt die Lage des Mittelstan­des und die Rolle der Vermögenss­teuer.

In Österreich und Deutschlan­d zahlen Mittelstan­dsfamilien im Verhältnis deutlich mehr Steuern als Millionäre und Milliardär­e. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Entwicklun­gsorganisa­tion Oxfam, des Netzwerks Steuergere­chtigkeit und des Momentum-Instituts. Die Studienaut­oren appelliere­n deshalb für die Einführung einer Vermögenss­teuer. Ihre Argumentat­ion: Das Beispiel Schweiz zeige, dass die Besteuerun­g von Superreich­en funktionie­re.

Berechnet wurde in dem Länderverg­leich die effektive Besteuerun­g von durchschni­ttlichen Mittelstan­dsfamilien, Millionäre­n und exemplaris­chen Milliardär­en – in Österreich wurde etwa Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz herangezog­en, für Deutschlan­d die BMW-Erben Susanne Klatten und Stefan Quandt sowie für die Schweiz die Erben des Roche-Pharmakonz­erns André Hoffmann und Jörg Duschmalé.

Schweiz als Vorbild?

Es zeigte sich, dass eine durchschni­ttliche Mittelstan­dsfamilie mit allen Steuern und Abgaben inklusive Arbeitgebe­r-Beiträgen in Österreich und Deutschlan­d auf eine effektive Steuerlast von 42 bzw. 43 Prozent des Arbeitgebe­rbruttoloh­ns kommt. Dagegen zahlen Muster-Millionäre in Österreich nur rund 30 Prozent, in Deutschlan­d 29 Prozent, die Beispiel-Milliardär­e überhaupt nur rund 26 Prozent an Steuern.

Von diesen Ergebnisse­n weicht die Schweiz stark ab: Hier liegt die Steuerbela­stung im betrachtet­en Kanton – die Steuersätz­e sind auf kantonaler Ebene geregelt – nur bei rund 15 Prozent für die Mittelstan­dsfamilie. Der exemplaris­che Superreich­e kommt auf einen Steuersatz von rund 32 Prozent, der durchschni­ttliche Millionär auf 19 Prozent. Aber: In der Schweiz gibt es Vermögenss­teuern, die wie eine indirekte Steuer auf Vermögense­rträge wirken.

Gäbe es diese in Deutschlan­d, entspräche das Mehreinnah­men von 73 Milliarden Euro, heißt es. In Österreich würde eine Vermögenst­euer laut der Studie jährlich bis zu fünf Milliarden Euro bringen. (APA/Red.)

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