Die Presse

Taxilenker als Diebe angeklagt: „Bandenchef“bekam vier Jahre

Drei Taxilenker, die es auf teure Uhren ihrer Fahrgäste abgesehen hatten, standen als kriminelle Vereinigun­g vor Gericht.

- VON MANFRED SEEH

Von 2019 bis 2023 sollen drei Taxilenker im Alter zwischen 34 und 57 Jahren gezielt betrunkene Fahrgäste ausgesucht haben, um diese zu bestehlen. Häufig geschah dies vor Wiener Innenstadt-Clubs, etwa vor dem Volksgarte­n oder der Babenberge­r Passage. Vor allem auf teure Uhren der Marken Rolex, Audemars Piguet oder Patek Philippe hatten es die Lenker laut Anklage abgesehen. Am Donnerstag wurde im Wiener Straflande­sgericht lediglich ein Schuldspru­ch verkündet – und zwar für den Hauptangek­lagten.

Dieser erhielt vier Jahre Haft. Die anderen beiden Taxilenker wurden im Zweifel freigespro­chen. Die Urteile sind noch nicht rechtskräf­tig. Bei allen drei Fahrern handelt es sich um Familienvä­ter aus der Türkei. Ein 47-jähriger Ägypter, der laut Anklage mithalf, Beutestück­e zu verhehlen, wurde auch freigespro­chen. Dieser habe sogar „einen sehr guten Eindruck“gemacht, fand das Gericht. Er habe sich jedenfalls nicht besonders konspirati­v verhalten. Denn, so die Richterin: „Welcher Hehler gibt schon seinen wahren Namen an?“

Somit verfing sich „nur“der Hauptangek­lagte, Yakup T. (34), in den Maschen des Gesetzes. Der von Anwalt Rudolf Mayer vertretene Lenker musste nicht weniger als 16 Rolex-Diebstähle verantwort­en. Zu seinen Beutestück­en zählten laut Anklage etwa eine Rolex Submariner im Wert von 38.000 Euro. Oder ein anderes Rolex-Modell im Wert von 35.000 Euro.

„Die Taxigäste stiegen nach einer langen Nacht in ein Taxi ein und stiegen ohne Uhr wieder aus.“So hatte die Anklägerin Mitte März, bei Auftakt des Prozesses, die Tathandlun­gen zusammenge­fasst.

Für Yakup T. setzte es nun einen Schuldspru­ch wegen eines Teils der gewerbsmäß­igen Diebstähle,

‘‘ So wird der Ruf der riesigen Mehrheit an ehrlichen Wiener Taxifahrer­n durch einige wenige beschädigt. Jörg Michner Sprecher Wirtschaft­skammer Wien

wegen eines versuchten Uhrenraube­s, Urkundenfä­lschung und Geldwäsche­rei. Der Vorwurf der kriminelle­n Vereinigun­g ließ sich nicht unter Beweis stellen. Zugute kam T. und auch den anderen beiden Lenkern, dass die Opfer zu den Tatzeiten betrunken und daher nicht in der Lage waren, die Täter eindeutig zu identifizi­eren.

Auf „Presse“-Anfrage zeigte sich die zuständige Beförderun­gsgewerbe-Fachgruppe der Wirtschaft­skammer Wien über die Vorfälle „schockiert“. Das Vertrauens­verhältnis zwischen Fahrgästen und Taxifahrer­n sei „missbrauch­t worden“. Und: „So wird der Ruf der riesigen Mehrheit an ehrlichen Wiener Taxifahrer­n durch einige wenige beschädigt“, erklärte Kammer-Sprecher Jörg Michner. Und: „Die Fachgruppe befindet sich so wie auch in diesem Fall stets in engem Austausch mit der Polizei und den Behörden, damit schwarze Schafe aus dem Verkehr gezogen werden.“

Auf die „Presse“-Frage, worauf Taxi-Fahrgäste generell achten sollten, um sicher ans Ziel zu gelangen, listet der Sprecher die wichtigste­n Erkennungs­zeichen „vertrauens­würdiger Taxis“auf (unabhängig von dem Fall, der nun strafgeric­htlich abgehandel­t wurde): Alle Taxis seien verpflicht­et, konsequent mit Taxischild am Dach zu fahren. Die Kennzeiche­n aller regulären Wiener Taxis enden mit den Buchstaben TX. Würden diese Buchstaben fehlen, handle es sich nicht um ein vertrauens­würdiges Taxi. In ein solches Fahrzeug solle man nicht einsteigen.

Beweisfoto und Polizeiruf

Weiters: Jeder Lenker müsse seinen Ausweis gut sichtbar anbringen oder ihn auf Aufforderu­ng herzeigen.

Und: Taxilenker seien stets verpflicht­et, eine Rechnung auszustell­en. Weigere sich ein Lenker, dies zu tun, empfehle es sich, das Kennzeiche­n zu fotografie­ren, die Polizei zu informiere­n bzw. sich auf taxifeedba­ck.at zu melden.

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