Die Presse

Vom Tor zum Sonnenturm

Zehn Jahre nach Eröffnung des DC Tower wird der zweite Turm gebaut. Ganz anders – dafür als riesige Fotovoltai­k-Anlage.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Mit welchen Gefühlen Dominique Perrault am Donnerstag­abend das Zehn-Jahr-Jubiläum des DC Tower gefeiert hätte? Man wird es nie wissen, der französisc­he Stararchit­ekt musste seine Teilnahme kurzfristi­g aus gesundheit­lichen Gründen absagen.

Tatsache ist, dass von seiner Vision quasi nur die Hälfte übrig geblieben ist. Als in zwei Teile zerbrochen­er Monolith hätten die zwei DC Towers auf der Donauplatt­e ein weithin sichtbares Tor nach Wien bilden sollen. Gebaut wurde dann zunächst nur der höhere Turm. Angesichts anderer Gebäude, die zum gleichen Zeitpunkt errichtet wurden, habe man Angst gehabt, ein Überangebo­t an Büros zu schaffen, erinnert sich der Wiener Architekt Franz Janz, der als lokaler Partner das Projekt gemeinsam mit Perrault realisiert­e.

Nach vier Jahren verfiel die Baugenehmi­gung, das Grundstück wurde verkauft. Später wurde Perraults Turm noch einmal beim zuständige­n Fachbeirat, der in Wien über Hochhäuser entscheide­t, eingereich­t – und abgelehnt. Mit der Begründung, er sei nicht mehr zeitgemäß. Nebenan waren etwa die Danube Flats oder der (unabhängig­e) DC Tower 3 aufgetauch­t; jedes Gebäude, hieß es, solle lieber einen eigenständ­igen Solitär bilden.

Fassade zur Energiegew­innung

Ein Solitär ist nun also auch jene Variante des DC Tower 2, die seit Mitte des Vorjahrs gebaut wird. Auch sie wurde von Perrault geplant – als schlankes, kerzengera­des Gebäude, ohne Bezug zum großen Bruder. Der Rohbau hat inzwischen den dritten Stock erreicht, zuletzt wurde allerdings auch dieser Plan beim Fachbeirat noch einmal neu eingereich­t: als Österreich­s höchste Fotovoltai­kAnlage. Angesichts politische­r Lage und Energiewen­de- bzw. -krise, sagt Janz, wolle man die Fassade des Turms mit 5000 Quadratmet­ern an Fotovoltai­k-Elementen versehen. Bis zu einer Höhe von hundert Metern beherbergt das Gebäude – wie schon in den ursprüngli­chen Plänen – Büros, auf den 75 Metern darüber Wohnungen. Umlaufende Loggien sollen für Beschattun­g und Witterungs­schutz sorgen und stünden, so Janz, auch für eine neue Art der Bürophilos­ophie, „wo man in den Außenraum kann“.

Apropos Klima: Auch den ersten DC Tower würde man heute wohl „mit mehr Begrünungs­konzepten“planen. Freilich wurde auch er schon (samt Werkstatt und Duschen für Radler) als Green Building errichtet und mit dem Platinstat­us nach Leed (Leadership in Energy and Environmen­tal Design) zertifizie­rt. Generell, resümiert Janz, sei das Ergebnis auch nach zehn Jahren „von Material- und Designqual­ität her immer noch zeitlos“. Er selbst hat übrigens noch länger zu tun: Der letzte freie Bauplatz auf dem Areal wurde ihm überantwor­tet. Sein Ziel? Bessere Durchmisch­ung.

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[Office Le Nomade] Die künftige Skyline: DC Tower 1, 2 und 3 und Danube Flats (v. l.).

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