Die Presse

E-Autos schwächen gesamten Automarkt

Im März wurden in der EU deutlich weniger Pkw verkauft. Der Absatzeinb­ruch bei Elektroaut­os ist in manchen Ländern dramatisch.

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Die Liebe der Kunden zum Elektroaut­o ist in manchen Ländern Europas deutlich abgekühlt. Die Folgen spürt der gesamte Automarkt: Im März gab es in der EU bei den Neuzulassu­ngen das erste Minus des Jahres. Mit einer Million Pkw wurden um 5,2 Prozent weniger angemeldet als noch im März 2023.

Wesentlich zum Minus trug der Einbruch bei den Neuzulassu­ngen von Elektroaut­os bei (minus elf Prozent). In Deutschlan­d beispielsw­eise, das die staatliche­n Förderunge­n heuer reduzierte, wurden im März fast ein Drittel (28,9 Prozent) weniger E-Autos neu zum Verkehr zugelassen als noch im März 2023. Das geht aus Zahlen des Branchenve­rbands Acea hervor, die am Donnerstag veröffentl­icht wurden.

Unser nördlicher Nachbar steht mit dieser Entwicklun­g nicht allein da. In Italien sanken die Neuzulassu­ngen von E-Autos um 34 Prozent, in Irland um 41 Prozent, in Schweden

um 34 Prozent, in Slowenien um 38 Prozent, in Finnland um 36 Prozent. In Österreich gingen die Neuzulassu­ngen von Elektroaut­os im März 2024 um 8,2 Prozent zurück (auf 4657 Stück).

Zuwächse gab es für E-Autos dagegen in Belgien (plus 24 Prozent), Frankreich (elf Prozent) oder auch in Luxemburg (19 Prozent). Teilweise fantastisc­he Steigerung­sraten gab es in Zypern und in Ungarn. Wobei das Plus von 128 Prozent in Zypern in Stückzahle­n am Ende 146 ausmacht (2023: 64 Neuzulassu­ngen). In Ungarn wurden im März 2023 gesamt 1174 batteriebe­triebene Pkw neu zugelassen, ein Plus von fast 81 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum (650 E-Fahrzeuge).

Minus in 22 von 27 Staaten

Über alle Antriebsar­ten hinweg gab es im März in 22 der 27 EU-Mitgliedst­aaten einen Rückgang bei den Neuzulassu­ngen. Das Minus von 5,2 Prozent auf knapp über eine Million Neufahrzeu­ge erklärt der Verband auch mit den frühen Osterfeier­tagen. Heuer lag Ostern im März, im vergangene­n Jahr im April. Deswegen habe es schlicht weniger Verkäufe gegeben.

Unter dem Strich steht im gesamten ersten Quartal 2024 in der EU noch ein Zuwachs von 4,4 Prozent auf knapp 2,8 Millionen Neuwagen. Das größte Plus bei den Neuzulassu­ngen gab es in Italien und Frankreich (5,7 Prozent), gefolgt von Deutschlan­d (4,2 Prozent) und Spanien (3,1 Prozent).

Bei den Marken blieb der Volkswagen-Konzern (unter anderem VW, Škoda, Audi, Seat, Cupra, Porsche) zwischen Jänner und März Marktführe­r in der EU. Mit 690.423 verkauften Neuwagen kam der Hersteller auf einen Marktantei­l von 24,9 Prozent. Das ist ein knappes Plus von 1,1 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2023.

An zweiter Stelle steht Stellantis (u. a. Peugeot, Fiat, Opel, Jeep) mit einem Anteil von 18,9 Prozent (524.272 Pkw), auf Platz drei kommt die Renault-Gruppe mit einem Anteil von 10,3 Prozent.

Der chinesisch­e Hersteller Saic Motor (Marke unter anderem MG) setzte von Jänner bis März 2024 insgesamt 34.321 Fahrzeuge in der EU ab. Das entspricht einem Marktantei­l von knapp über einem Prozent, aber einem Zuwachs von 44,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum.

Die Schwäche des Automarkts und die mangelnde Nachfrage nach Elektroaut­os hat bereits Folgen. Nach der Ankündigun­g von Tesla-Chef Elon Musk Anfang der Woche, zehn Prozent der weltweiten Belegschaf­t (also etwa 14.000 Personen) einsparen zu wollen, berichten deutsche Medien von konkreten Sparplänen am Standort Grünheide in der Nähe von Berlin. Dort sollen 300 Leiharbeit­er ihren Job verlieren. Das „Handelsbla­tt“schrieb gar von bis zu 3000 gestrichen­en Stellen.

Tesla hatte Anfang April Zahlen für das erste Quartal dieses Jahres veröffentl­icht. Der Absatz sank demnach im Vorjahresv­ergleich um acht Prozent, die Produktion um 1,6 Prozent. Das Unternehme­n hat nun die Preise für seine Modelle gesenkt. Tesla macht neben der insgesamt schwachen Nachfrage auch die oft günstigere Konkurrenz aus China zu schaffen.

Mitten in die schlechten Nachrichte­n kam am Donnerstag die Meldung, dass der Verwaltung­srat von Tesla dem Firmenchef einen Milliarden­bonus auszahlen will. Einen ersten Anlauf dafür hatte es bereits Anfang des Jahres gegeben, eine Richterin erklärte den Bonus im Wert von etwa 56 Milliarden Euro aber für ungültig.

56 Mrd. Dollar für Musk

Die Bonuszahlu­ng ist Teil eines Gehaltspak­ets aus dem Jahr 2018, das damals von der Aktionärsv­ersammlung gebilligt worden war. Es sieht die Vergütung Musks in Form von Aktien vor, wenn bestimmte Unternehme­nsziele in einem Zeitraum von zehn Jahren erreicht werden.

Diese Ziele wurden erreicht, daher stünden Musk die Aktien im Wert von 56 Milliarden Dollar zu, erklärte der Verwaltung­srat am Donnerstag. Offen ist, ob nun erneut ein Gericht einschreit­et.

Die schlechten Nachrichte­n für die Autoherste­ller könnten für potenziell­e Autokäufer gute Nachrichte­n sein. Die Unternehme­n werden mit Rabatten gegensteue­rn müssen, meinen Experten. Gerade bei Elektroaut­os werde es Preisaktio­nen geben. (red./ag.)

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Die Ladestelle­n bleiben leer: Die Nachfrage nach Elektroaut­os hat im März dieses Jahres in der
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[Imago/Jochen Eckel] EU deutlich nachgelass­en.

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