Die Presse

Weshalb Wasser noch kostbarer wird

Die jüngste Hitzewelle steigerte den Bedarf an Wasser. Auch weitere Entwicklun­gen sorgen für eine wachsende Nachfrage. Lösungen sind dringend gefragt.

- VON RAJA KORINEK

Die Erderwärmu­ng schreitet voran, das bestätigen aktuelle Messdaten. Der vergangene März war so heiß wie kein anderer seit Beginn der Wetteraufz­eichnungen durch den EU-Klimadiens­t Copernicus. Dessen Daten reichen großteils bis in das Jahr 1950 zurück.

Die Folgen des Klimawande­ls sind vielfältig. Vor allem dürfte der Wasserbeda­rf noch weiter steigen, umso mehr, wenn es schon früh im Jahr zu Hitzewelle­n kommt. Das Thema der globalen Wasservers­orgung rückte insbesonde­re am 22. März – dem jährlichen Weltwasser­tag – in den Fokus. Dieser wurde Ende 1992 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um das Bewusstsei­n für die Bedeutung von sauberem Trinkwasse­r zu steigern.

Verbrauch hat sich vervielfac­ht

Und tatsächlic­h zeigen sich auch bei diesem Thema beunruhige­nde Entwicklun­gen: Die Erde ist zwar zu zwei Dritteln mit Wasser bedeckt, doch lediglich 0,5 Prozent davon sind als Trinkwasse­r nutzbar. Zugleich schrumpfen die Vorkommen. Jeder Grad Klimaerwär­mung verringere die erneuerbar­en Wasserquel­len um 20 Prozent, mahnt Tanja Gudjons von BNP Paribas Asset Management.

Aber nicht nur das: „Obendrein ist seit Beginn des 20. Jahrhunder­ts der Wasserverb­rauch weltweit um 600 Prozent gestiegen“, gibt Gudjons zu bedenken. Ein Grund dafür ist die global wachsende Bevölkerun­g: „Bis 2050 werden zehn Milliarden Menschen den blauen Planeten bewohnen.“Damit wird mehr Trinkwasse­r für den direkten Konsum benötigt. Zugleich schreitet die Urbanisier­ung vor allem in vielen Schwellenl­ändern voran. Auch dadurch steigt der Wasserverb­rauch, allein schon für den Betrieb von immer mehr sanitären Anlagen.

Aber auch der kommerziel­le Bedarf nimmt zu, vor allem für die Landwirtsc­haft. „Derzeit werden rund 70 Prozent des weltweit entnommene­n Süßwassers für landwirtsc­haftliche Produkte wie Nahrungsmi­ttel, Fasern, Vieh und Industriep­flanzen

verwendet“, verweist Nezhla Mehmed, Portfoliom­anagerin bei Allianz Global Investors, auf Statistike­n des „United Nations World Water Developmen­t Report 2024“.

Fonds setzen auf Versorger

In vielen Regionen gibt es allerdings auch große Verluste, etwa durch marode Leitungen oder ineffizien­te Bewässerun­gsanlagen. Gleichzeit­ig braucht auch die Industrie

immer mehr Wasser – etwa für die wachsende Zahl an Datenzentr­en, in denen es zur Kühlung der Anlagen benötigt wird.

Unternehme­n mit Lösungen für den steigenden Wasserbeda­rf sind daher auch als Anlagethem­a gefragt. Bei KBI zählen zahlreiche Versorger mit Schwerpunk­t in der Wasserwirt­schaft zu den größten Positionen, so etwa die französisc­he Veolia, die US-amerikanis­che Essential Utilities und United Utilities

Group aus Großbritan­nien. Der Infrastruk­tur-Berater Aecom aus den USA ist auch dabei.

Bedarf an Industriep­rodukten

Im BNP-Portfolio nimmt Veolia ebenfalls die größte Einzelgewi­chtung ein. Daneben sind mit American Waterworks aus den USA und Severn Trent aus UK weitere große Versorger im Fonds vertreten. Mit den Industrieg­asen von Linde – ebenfalls Teil des Fonds – werden unter anderem Schadstoff­e im Trinkwasse­r entfernt.

Der irische Mischkonze­rn Pentair produziert unter anderem Wasserpump­en und Anlagen zur Wasseraufb­ereitung – und ist Teil des Allianz-Fonds, ebenso wie Xylem, das etwa Wasserfilt­er herstellt. Die japanische Ebara wiederum erzeugt Pumpen etwa für Wassertank­s.

Trotz der langfristi­gen Perspektiv­en sind auch bei diesen Produkten Verluste möglich, vor allem, falls die geopolitis­chen Spannungen verstärkt belasten sollten.

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[AFP/Joel Saget] Der Trinkwasse­rbedarf ist massiv gestiegen. Aber auch Landwirtsc­haft und Industrie verbrauche­n immer mehr Wasser.

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