Das Theater an der Wien öffnet bald
Wiens traditionsreichste Bühne kann nach der Renovierung im Herbst wieder bespielt werden. Intendant Stefan Herheim hat nun das Programm vorgestellt.
„Für die Kunst muss man auch ein bisschen leiden“, meint Intendant Stefan Herheim, wenn er über die Wiedereröffnung des Theaters an der Wien berichtet: Im Herbst soll nach zwei Spielzeiten im Museumsquartier das Stammhaus am Naschmarkt wieder eröffnet werden. Mozarts „Idomeneo“steht, nach einem Festakt am Vormittag, am Abend des 12. Oktober auf dem Programm – und das Publikum wird so unbequem sitzen wie zuvor! An der Bestuhlung und den für heutige Verhältnisse ungewohnt engen Sitzreihen des traditionsreichen Hauses hat sich nämlich wider Erwarten nichts geändert. Angenehmere Sitzverhältnisse zu schaffen stand nicht auf der Agenda des Renovierungsteams, das seine Arbeiten aber „allen Unkenrufen zum Trotz“, so der Intendant, rechtzeitig fertigstellen werde.
Eine Woche nach der Eröffnungspremiere gibt es am 19. Oktober auch einen Tag der offenen Tür. Für die Zeit danach kündigte Herheim zwölf weitere Premieren in der Saison 24/25 an. Neun davon finden im Theater an der Wien selbst statt, vier weitere in der Kammeroper. Sieben Werke kommen zusätzlich konzertant zur Aufführung. Kinderprogramm (darunter „Der kleine Prinz“nach SaintExupéry) und weitere Events eingerechnet bietet das „Musiktheater an der Wien“kommende Spielzeit 144 Veranstaltungen.
Viele Werke mit Wien-Bezug werden zu erleben sein, darunter als später Beitrag zum Kafka-Jahr Gottfried von Einems „Der Prozess“, (5. Dezember), die JohannStrauß-Operette „Das Spitzentuch der Königin“(18. Jänner) und „Isacco“, ein Werk der Haydn-Schülerin Marianna Martines (5. Juni).
Grigorian debütiert als Norma
Von internationaler Strahlkraft ist gewiss das Debüt Asmik Grigorians als Bellinis „Norma“: Die Produktion war längst geplant, wurde aber 2020 Opfer der Covid-Maßnahmen. Christof Loy wird Robert Schumanns Oratorium „Das Paradies und die Peri“als Psychogramm der Beziehung zwischen Johannes
Brahms, Robert und Clara Schumann deuten. Hausherr Stefan Herheim selbst wird drei Inszenierungen selbst gestalten: Neben „Idomeneo“und dem „Prozess“noch „Voice Killer“von Miroslav Srnka, die im Juni 2025 die Saison an der Wien beschließen werden. Weitere Neuinszenierungen der kommenden Spielzeiten gelten zudem Sergej Prokofieffs „Verlobung im Kloster“(Regie: Damiano Michieletto) und Francesco Gasparinis „Ambleto“.
Apropos Umbauarbeiten: Die eigentliche Saisoneröffnung des „Musiktheaters an der Wien“findet nicht im Haupthaus, sondern in der Kammeroper statt. Dort kommt bereits am 27. September eine Monteverdi-Produktion von Olivier Frej namens „Combattimenti“heraus. Herheim weiß, dass auch „die Jugendstilperle Kammeroper vor dem Zahn der Zeit gerettet“werden muss. Es steht also auch auf dem Fleischmarkt eine Renovierung an. Man stehe, so der Intendant, diesbezüglich allerdings nicht unter Zeitdruck. (sin)