Die Presse

Vorwürfe gegen Serbiens Polizei: Ermittlung­sfiasko bei Vermissten­fall

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Das Drama um das Ende März im Garten seines Großvaters verschwund­ene Mädchen, Danka, hält Serbien noch immer in Atem. Der serbische Staatschef, Aleksandar Vučić, versuchte wieder einmal, die Tragödie zur medialen Selbstinsz­enierung zu nutzen, ist nun aber nach einer Reihe von Ermittlung­spannen verstummt.

Nach tagelanger europaweit­er Fahndung nach dem zweijährig­en Mädchen, das selbst in Wien vermutet wurde, verkündete Vučić zu Monatsbegi­nn, dass zwei Angestellt­e der kommunalen Wasserwerk­e im ostserbisc­hen Bor gestanden hätten, das vermisste Kind angefahren, getötet und seine Leiche auf eine Mülldeponi­e geworfen zu haben. Die beiden „Monster“seien verhaftet, berichtete der Präsident der geschockte­n Nation – und schlug die Wiedereinf­ührung der Todesstraf­e vor.

Doch einen Monat nach dem Verschwind­en von Danka ist die Leiche des Mädchens noch immer nicht gefunden worden. Den ins Stocken geratenen Ermittlung­en droht nach einer Kette von

Pannen, Versäumnis­sen und groben Fehlern das Scheitern.

Der Bruder eines Verdächtig­en, der möglicherw­eise beteiligt war, starb Anfang April in Haft, laut Polizei an einem Herzinfark­t. Doch zwei Wochen später enthüllte das Magazin „Radar“, dass der Mann vermutlich eines gewaltsame­n Todes erlegen sei: Im Obduktions­bericht sei von Schlagspur­en auf dem ganzen Körper die Rede. Wurde ein möglicher Mittäter und wichtiger Zeuge von der Polizei zu Tode geprügelt? Die Indizien deuten darauf hin, die zögerliche Staatsanwa­ltschaft ermittelt inzwischen.

„Leute mit niedrigem IQ“

Die Ermittlung­en seien „schwierig“, weil es sich bei den Verdächtig­en um Leute „mit anderer Mentalität“und „niedrigem IQ“handle, versuchte Ninoslav Cmolić, Chef der serbischen Kriminalpo­lizei, den ausbleiben­den Ermittlung­serfolg mit deren ethnischer Abstammung zu rechtferti­gen: „Sie sind Vlachen.“Bürgerrech­tsorganisa­tionen werfen Cmolić Rassismus vor und fordern dessen Ablöse. (ros)

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